Ratingen Mehr Platz für Mode in der Innenstadt

Ratingen · Der Textilriese C&A wird heute an der Bechemer Straße neu eröffnen. Die Verkaufsfläche wurde fast verdoppelt.

 Gudrun Bilz rückte gestern noch den einen oder Schal zurecht. Heute ist um 9 Uhr Eröffnung.

Gudrun Bilz rückte gestern noch den einen oder Schal zurecht. Heute ist um 9 Uhr Eröffnung.

Foto: Achim Blazy

Dieser Umzug war gar keiner: Als gestern Abend Gudrun Bilz, C&A-Filialeiterin, ihren Laden an der Düsseldorfer Straße abschloss, um heute Morgen gut gelaunt die neuen Räume an der Bechemer Straße zu eröffnen, waren es zwar nur ein paar Schritte: Doch die Lastwagen, die in den vergangenen Tagen am Lieferanteneingang stoppten, um entladen zu werden, kamen nicht vom alten Haus im City-Treff. "Wir haben komplett neue Ware bekommen", sagte Bilz. Damit starte man ins Frühjahrsprogramm — passend dazu in ganz neuen Räumen. Die Restbestände seien dagegen auf die ganze Republik verteilt worden.

Im Neubau belegt der Textiler gleich zwei Etagen. Insgesamt 1900 Quadratmeter hat der Konzern angemietet. Im alten Hertie-Haus (zuletzt auch City-Treff genannt) waren es gerade mal etwa 1000 Quadratmeter. Dieses Kapitel im ehemaligen Kaufhaus ist schon vergessen. Mit ihren "supertreuen Ratinger Kunden" hat Bilz dort seit 1992 (seit 2003 als Chefin) Höhen und Tiefen erlebt.

Auch die langjährigen Mitarbeiter hätten sich schnell mit den neuen Räumen ein paar Meter weiter angefreundet, niemand weint der alten Wirkungsstätte eine Träne nach. Die letzte Renovierung liegt schon lange zurück, schließlich habe man seit vielen Jahren neue Räume gesucht, sagte Bilz. Doch in Ratingen habe es kein Angebot gegeben. So habe man warten müssen, bis etwas Neues gebaut wurde. Sie liebt diese Stadt. Beim Einzug hätten viele Kollegen aus anderen Standorten geholfen, darunter auch aus Bottrop: "Wie im Urlaub" sei es den Ruhrgebietlern in der Dumeklemmerstadt vorgekommen. Ein besseres Kompliment kann man einer Stadt nicht machen.

Doch nicht alles glänzt: "Äußerst bedauerlich" findet die Filialleiterin die höchst unterschiedlichen Öffnungszeiten in der City. Man selbst halte die Türen von 9 bis 19 Uhr und samstags bis 18 Uhr offen. Bekanntlich fallen samstags mit Ende des Marktes auch viele Türen im Einzelhandel zu. Und richtig ärgerlich sei der Verzicht auf den verkaufsoffenen Sonntag zur Automeile: "Das wäre das Nonplusultra gewesen, um in die Saison zu starten." Dieser Termin Ende April wäre für die Textilbranche enorm wichtig gewesen. Ein offener Sonntag im Juni (geplant ist eine Gourmet-Meile) sei viel zu spät, dennoch mache man "selbstverständlich" mit, versicherte Bilz.

Mit der Vergrößerung sei auch das Sortiment stark erweitert worden: Die Kinderabteilung sei vergrößert worden, auch die Herren der Schöpfung bekämen im Obergeschoss mehr geboten als früher — und ganz neu sei eine Abteilung für Umstandsmode.

Immer noch hat es sich in Ratingen nicht herumgesprochen, dass es an der Bechemer Straße nun eine zweite Tiefgarage gibt: Über 50 Stellplätze warten auf Kunden — doch die bleiben aus. Gestern Mittag wieder das gleiche Bild wie schon seit der Eröffnung: gähnende Leere. Von drei Autos wurde gerade eines herausgefahren.

Der Handel darf nach jahrelangen Baustellen endlich aufatmen. Diejenigen, die das überlebt haben, hoffen nun auf die neuen Frequenzbringer, die Magneten, die für stärkere Kundenströme sorgen. Darauf können die Kaufleute von der Düsseldorfer Straße, denen nun C&A fehlt, aber wohl noch lange warten.

(RP)
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