Ratingen Mehr Jobs - weniger junge Arbeitslose

Ratingen · Arbeitsagentur stellt die aktuellen Arbeitsmarktzahlen vor. Die Quote sinkt im Vergleich zu 2013 auf 6,9 Prozent.

 Anpacken und lernen: Jwan Bakir, Mechatronik-Azubi im zweiten Lehrjahr, mit Werkstattleiter Frank Multhaupt im Autohaus Sahm in West.

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Foto: achim blazy

Wolfgang Mai ist zufrieden: "Seit drei Monaten in Folge haben wir im Kreis Mettmann weniger Arbeitslose als im Vorjahr. Damit zeigt sich der Arbeitsmarkt in anhaltend guter Verfassung", erklärte der operative Geschäftsführer der Agentur für Arbeit bei der Vorstellung der neuesten Arbeitsmarktdaten. Rund 17 600 Frauen und Männer sind im Kreis derzeit ohne Job - rund 750 weniger als im April 2013. Damit sank die Kreisquote auf 6,9 Prozent.

Die Dumeklemmerstadt befindet sich damit genau im Kreistrend, auch wenn die Entwicklung hier nicht so deutlich ausfällt. Hier haben sich die Zahlen im Jahresvergleich nahezu kaum verändert. Trotzdem beurteilt Bürgermeister Harald Birkenkamp die Entwicklung in der Stadt insgesamt positiv: "Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in unserer Stadt ist im Vergleich zum Jahr 2000 auf fast 37 500 gestiegen. Das ist ein Plus von fast 5000 Jobs." Und noch in einem anderen Punkt ist Ratingen sehr gut aufgestellt, belegt im Kreisvergleich die Topplatzierung: "Ratingen hat im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit eine Quote von 4,7 Prozent aufzuweisen. Das ist ein toller Wert", so Mai, der dafür auf ein anderes Problemfeld hinweist, das ihm Sorge macht: "Die Quote der über 50-Jährigen liegt bei rund 35 Prozent. Das ist besorgniserregend." Im Endspurt befinden sich die Vermittler der Arbeitsagentur derzeit in Sachen Ausbildungsplatzsuche. Und auch wenn hier nicht alles zum Besten bestellt ist, sieht Marcus Kowalczyk, Leiter der Agentur für Arbeit Mettmann, insgesamt Licht am Horizont: "Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich zurzeit besser als im vergangenen Jahr. Die Betriebe haben uns mehr Ausbildungsplätze gemeldet." Doch der Experte warnt vor zu viel Optimismus: "Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bleibt." Insgesamt hatte die Agentur derzeit fast 1800 Ausbildungsstellen auf ihrer Liste, fast 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Unbesetzt sind derzeit noch 1090 Stellen. In Ratingen sind zurzeit noch 422 Stellen offen. Der Großteil davon kommt aus dem Bereich Fachkraft für Kurier-, Express und Postdienstleistungen. Aber auch für Drogisten, Verkäufer und Einzelhandelskaufleute gibt es noch freie Stellen in der Dumeklemmerstadt.

Auf Kreisebene sind aktuell noch rund 1700 Jugendliche unversorgt. Das hat viele Gründe, wie Kowalczyk weiß: "Das kann daran liegen, dass freie Stellen örtlich nicht zum Bewerber passen oder es einfach die falsche Berufsrichtung ist." Insgesamt kommen auf einen Bewerber statistisch gesehen 0,6 freie Stellen.

Ein großes Problem, so die Fachleute, liege darin, dass sich die jungen Leute zu sehr auf ihre Wünsche fixieren. Am beliebtesten sind demnach Jobs im Einzelhandel sowie Industriekaufleute, medizinische Fachangestellte und Kfz-Mechatroniker. Marcus Kowalczyk gibt aber nicht nur den Azubis etwas mit auf den Weg, sondern auch den neuen potenziellen Arbeitgebern: "Fälle, in denen ein Bewerber wirklich zu 100 Prozent auf den Betrieb passt, wird es nur noch selten geben. Hier sind die Betriebe gefragt, genau hinzusehen, wie sie einem jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen können." Die Agentur biete aber Möglichkeiten an, Jugendliche weiterzuentwickeln: "Es gibt zum Beispiel Nachhilfeunterricht, der an den Berufsschultagen stattfindet."

Wie problematisch es ist, geeignete Azubis zu finden, weiß auch Autohändler Jan Sahm, der in seiner Firma zurzeit 20 junge Menschen ausbildet: "Es ist in der Tat sehr schwer, geeignete Bewerber zu finden. Aber ich habe genug Beispiele erlebt, bei denen es sich gelohnt hat, auch vermeintlich problematischen Kandidaten eine Chance zu geben."

(RP)
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