Autor aus Ratingen „Schreiben half mir, gesund zu bleiben“

Lintorf · Während der Pandemie liegt Andreas Achenbachs Frau im Koma im Krankenhaus. Er kann sie nicht besuchen oder Trost spenden und muss schließlich Abschied nehmen. Seinen Schmerz verarbeitet er in einem Buch.

 Der Lintorfer Andreas Achenbach beleuchtet in seinem Buch unterschiedlichste Aspekte der Corona-Zeit.

Der Lintorfer Andreas Achenbach beleuchtet in seinem Buch unterschiedlichste Aspekte der Corona-Zeit.

Foto: Achenbach/BW

Die 154 Seiten des Lintorfer Autors bewegen sich zwischen Realität und Fiktion – ein Thema zieht sich jedoch durch den Roman, das in den vergangenen zwei Jahren omnipräsent war: Corona.

Der 12. März 2020 sollte ein fröhlicher Tag werden, galt es doch eine Platinhochzeit zu feiern. Doch wie ein dunkler Schatten bestimmte das Virus und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen die Gespräche der festlichen Tafel.

Für den Lintorfer Autor Andreas F. Achenbach sollte das Schicksal nur wenige Wochen später noch eine harte Prüfung bereithalten. Die Hygienevorschriften treffen Achenbach mit aller Macht, als seine Frau im Krankenhaus im Koma liegt und er sie nicht besuchen kann. Er muss Abschied nehmen, fühlt sich hilflos. Der Tod seiner Frau – die nicht an Corona, aber unter Coronabedingungen starb, wie Achenbach betont – bringt den drei Generationen umfassenden Familienverbund ins Wanken. Achenbach bringt seine Gedanken zu Papier und beschreibt schnörkellos die Hilflosigkeit und Ohnmacht des Einzelnen.

„Das Schreiben hat mir sehr geholfen, die Trauer zu verarbeiten und selbst gesund zu bleiben“, sagt Achenbach. „Die Zeit, in der ich meine kranke Frau nicht sehen konnte, war sehr belastend.“ Tatsächlich verwirklicht sich der Lintorfer sogar einen lang gehegten Traum. „Ich wollte eigentlich schon immer schreiben, das Berufsleben ließ mir jedoch nicht die Zeit dafür“, sagt Achenbach, der viele Jahre als Lektor und Verlagsleiter engen Kontakt zu Literatur hatte.

„Irgendwann ist Corona Geschichte“, hofft der Lintorfer, doch „man muss sich daran erinnern.“ Und so notiert Achenbach Episoden aus dem Alltagsleben, beschreibt die Situation der Kinder im Homeschooling, Herausforderungen für Lehrer und betrachtet auch Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Eingebettet in eine Familien-Saga stellt der Autor das Spektrum von Flüchten oder Standhalten, Trauer und Wut, Rücksicht und Achtsamkeit sowie Wohlverhalten und Erschöpfung in den ersten zehn Monaten der Pandemie in Episoden dar. Dabei beleuchtet Achenbach verwundete Seelen, deren durch das Virus hervorgerufene Qual meist unbeachtet bleibt.

„Der Roman spannt einen Bogen von der Wirkmächtigkeit der biologisch kleinsten Einheit, die unsere Welt herausfordert, über die Hilflosigkeit der politischen Mächte und Verwaltungen bis hin zum technischen Fortschritt in seiner höchsten bisher erreichten Form, der Weltraum-Eroberung, der offensichtlich einzigen Alternative zum irdischen Untergang“, so beschriebt Achenbach sein Werk.

Er spannt einen Bogen von der Platinhochzeit bis zum 22. Februar 2021 – dem Tag, an dem der Mars-Rover Perseverance Videos und Bilder vom roten Planeten zur Erde schickt und wagt ein Gedankenexperiment. „Wer es sich leisten kann, wird vielleicht eines Tages von der Erde fliehen können. Die Mehrheit muss das Elend ertragen“, so Achenbach.

Außer für die Exkursion auf den Mars bewegt sich der Autor in seinen Episoden überwiegend auf bekanntem Terrain. „Der Leser erkennt Orte in Lintorf, Breitscheid oder Angermund“, so Achenbach, der sich gleichzeitig tief in seine Seele schauen lässt.

Dem Schreiben will der Lintorfer treu bleiben. „Ich arbeite bereits an meinem nächsten Buch“, verrät er. Diesmal führt die literarische Reise nach Afrika, wo China versucht, seine Vormachtstellung auf dem Weltmarkt auszubauen. Und auch in diesem Werk wird Corona wieder eine Rolle spielen.

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