Lintorf Lintorf hat jetzt auch eine Flüchtlingsklasse

Lintorf · Das Kopernikus-Gymnasium öffnet sich für Schüler mit Migrationshintergrund - mit speziell ausgebildeten Lehrkräften.

Lintorf: Lintorf hat jetzt auch eine Flüchtlingsklasse
Foto: Blazy, Achim (abz)

Erion kommt aus Albanien. Der 13-Jährige wohnt seit sechs Monaten mit Eltern und Bruder in Ratingen und hat bisher die "Internationale Vorbereitungsklasse" (IVK) in der Elsa-Brandström-Schule besucht. Zum neuen Schulhalbjahr wechselte er an das Lintorfer Kopernikus-Gymnasium. "Dort kann er viel besser gefördert werden", sagte seine bisherige Lehrerin.

Im Lintorfer Gymnasium wurde zur Förderung der Integration zum ersten Februar eine Klasse für Seiteneinsteiger geschaffen, in der Flüchtlinge und Zuwanderer gemeinsam lernen. Deutsch, Englisch, Kunst und Sport stehen auf dem Stundenplan. Vier Lehrer werden sie unterrichten, unter anderem Jessica Scheiblich und René Baldus, die beide über die Zusatzausbildung "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) verfügen. Sie sind gemeinsam mit Deborah Kristic neu am Kopernikus-Gymnasium. "Unter den derzeitigen Verhältnissen stellt dies schon eine eher überdurchschnittliche Versorgung dar. Diese erfolgte allerdings nicht durch gleichzeitige ,hoheitliche' Zuweisung von 'DaF/DaZ-Lehrern' zusammen mit der Einrichtung der Seiteneinsteigerklasse, sondern resultiert aus einer vorausschauenden Planung der Schule", sagte Schulleiter Roland Loos. Bereits vorige Woche konnten die Seiteneinsteiger Schule und Lehrer kennenlernen. Sie wurden sie von ihrer künftigen Klassenlehrerin Corinna Lowin, die Englisch unterrichtet, durch das Schulgebäude geführt, während in der kleinen Aula von Eltern und Betreuern noch organisatorische Fragen geklärt wurden. Sowohl Begrüßung als auch die Führung erfolgten in englischer Sprache, da die Deutschkenntnisse der Kinder und Jugendlichen noch sehr lückenhaft oder gar nicht vorhanden waren.

Mawada (15) kommt mit ihrer Familie aus Syrien. Sie dolmetschte für ihre künftigen Klassenkameraden, die auch Englisch nicht ausreichend beherrschten. Fleißig übersetzte sie die Erklärungen von Lowin ins Arabische, auch die Fragen der Schüler, wie beispielsweise nach einer Möglichkeit zum Fußballspielen oder ob es in der Mensa auch für sie zulässiges Essen gebe. Viel Material benötigen die neuen Schüler zu Beginn nicht, nur Stifte und Papier zum Schreiben sind notwendig. Die Lehrbücher werden von der Schule besorgt. Es werde auch viel mit individuellen Kopien gearbeitet, erklärte Lowin. Erion freut sich schon auf seine neue Schule. Angst hat er nicht, Sprachprobleme auch keine großen. In seiner bisherigen Schulzeit in der IVK hat er sich schon gute Deutschkenntnisse angeeignet. Die Kopernikaner sind sehr gespannt auf ihre neuen Mitschüler. Sie sehen es als gute Gelegenheit, mehr über die Zuwanderer und Flüchtlinge zu erfahren. "In den Nachrichten hört man so viel über das Thema, aber wirklich Ahnung haben wir nicht. Jetzt können wir uns aus erster Hand informieren", sagte Schülersprecher Max-Julius. "Wir haben in der Schülervertretung beschlossen, dass wir aus der Oberstufe Patenschaften für die neuen Schüler übernehmen, um ihnen die Integration zu erleichtern." "Jetzt müssen wir erst einmal sehen, wie es läuft und die Bedürfnisse ermitteln", sagte Lowin. Dabei wird sich das Kopernikus-Gymnasium sicherlich mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium austauschen, das bereits Erfahrungen mit Seiteneinsteigerklassen hat.

(mvk)
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