Ratingen Levesque contra Faßbender

Düsseldorf · Der bekannte Sport-Journalist titulierte das Ratinger Radrennen als „Kirmes-Veranstaltung“.Den Organisator ärgert das: „Das ist kein Spaziergang. Die fahren 80 Kilometer. Jeder will der Erste sein.“

Es geht um nichts – weder Olympia- noch WM-Qualifikation stehen als Anreiz hinter dem Internationalen Radrennen, das am Montag, 28. Juli, in der Innenstadt ausgetragen wird. Sportjournalist Heribert Faßbender („Guten Abend, allerseits“) nannte diese Veranstaltung anlässlich der Verleihung des „Platten Dumen“ der FDP an ihn lapidar eine „Kirmes-Veranstaltung“. Fakt ist: Die Stars der aktuellen Tour de France fahren in der City lediglich zur Unterhaltung der Schaulustigen und um sich selbst „die Tasche zu füllen“, wie es Christian Levesque vom ausrichtenden Radsportclub Lintorf unlängst bekannte. Trotz aller Stars der Szene, die sich in Ratingen die Klinke – oder vielmehr die Klingel – in die Hand geben, stellt sich die Frage nach dem sportlichen Wert eines solchen Rennens, das immerhin einen Etat von knapp 90 000 Euro aufweist.

Die Faßbendersche Version einer „Kirmes-Veranstaltung“ weisen die Organisatoren natürlich weit von sich. Christian Levesque sagt entrüstet: „Wenn er das meint, soll er sich ein Fahrrad schnappen und mitfahren. Fahren Sie doch mal die 80 Kilometer unter zwei Stunden.“ Und er erklärt den sportlichen Teil: „Das sind 80 Kilometer mit 15 Metern Höhenunterschied auf jeder Runde. Da kommen 1000 Meter zusammen. Wer Physik in der Schule gehabt hat, weiß, wie viel Kilowatt man dafür braucht.“

Zwar weiß Levesque, dass es in Ratingen nicht um Tickets für ein sportliches Großereignis geht, doch er findet: „Das ist zwar kein Qualifikationsrennen, aber es ist auch keine Kirmes. Die Fahrer sind mit 30 Kilometern pro Stunde unterwegs. Das ist kein Spaziergang.“ Den Reiz des Rennens macht Levesque an einem einfachen Punkt aus: „Jeder möchte der Erste sein, denn nur der Erste zählt beim Radsport.“

Dennoch muss der Franzose, der so viel Engagement in die Organisation steckt, zugeben: „Natürlich hat es nicht den Stellenwert von Lüttich oder Paris-Roubaix.“ Sein Mitorganisator, Frank Rehmann, Leiter der Ratingen Marketing GmbH (RMG), stößt in ein ähnliches Horn: „Es ist keine Deutschland-Rundfahrt, sondern ein Mix aus Sport und Entertainment.“ Er findet aber auch: „Das ist ja gerade der Gag, dass man die Fahrer, die an einem Tag noch bei der Tour de France im Fernsehen waren, am nächsten Tag hier hat und dass die Leute das live miterleben können.“

„Eigener Charakter“

Die Faßbendersche Version „Kirmes-Veranstaltung“ möchte er aber auch nicht so stehen lassen: „Bei diesem Wort denke ich an Bratwurststand und Karussell. Nein, darum geht es beim Radrennen nicht. Ich möchte, dass jede Veranstaltung einen eigenen Charakter und ein eigenes Profil hat. Ich sehe das im Gesamt-Kontext, dass Ratingen sich als Sportstadt präsentiert.“

(RP)
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