Corona Drive-In beim Bauern Benninghoven

Der Landwirt macht aus der Not eine Tugend: Kunden können sich frische Produkte in den Wagen laden lassen.

 Drive-In am Hofladen im Schwarzbachtal: Verkäufer Matthias Orb lädt die bestellten Sachen in den Kofferraum ein.

Drive-In am Hofladen im Schwarzbachtal: Verkäufer Matthias Orb lädt die bestellten Sachen in den Kofferraum ein.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Landwirt Jürgen Benninghoven steht auf einem seiner Felder und packt bei der Ernte – wie immer – selbst mit an. „Wir sind im Stress. Die Spargelernte steht an“, sagt der 41-Jährige. Benninghovens Hof ist bekannt für seinen Spargel, „bis zu 100 Tonnen durchlaufen pro Saison den Betrieb“, sagt er. Wie das dieses Jahr aussieht, weiß auch der staatlich geprüfte Landwirt nicht. Bekommt er genug Erntehelfer zusammen, wie lässt sich sein Spargel verkaufen? Kaufen die Menschen in Krisenzeiten wie den heutigen noch opulent das „weiße Gold“ ein?

Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise treffen ebenfalls den Unternehmer Benninghoven, wenn auch nicht so existenziell wie etwa Gastronomen, Hoteliers oder Barbesitzer. „Ich bin Grundversorger, da ich nicht nur Lebensmittel produziere, sondern diese auch in meinem Hofladen verkaufe. Ich muss sogar in dieser Zeit arbeiten.“ Man denke nur an die Versorgung der Tiere, die Ernte von Spargel will auch gemacht werden, neue Pflanzen müssen eingepflanzt werden. „Wenn wir jetzt nicht arbeiten, spürt das dann bald auch schon der Endverbraucher“, meint Landwirt Benninghoven.

Freilich ist es aber gelogen zu behaupten, dass die derzeitige Krise dem agilen Landwirt nichts abverlangt. „Natürlich merke ich, dass viele Kunden meinem Hofladen aus Angst vor dem Coronavirus fern bleiben. Normalerweise kommen bis zu 250 Kunden täglich zu uns, aktuell ist es vielleicht etwas mehr als die Hälfte. Das sind schon finanzielle Einbußen für uns.“ Daher hat sich der Landwirt eine besondere Idee, die man sonst nur von Schnellrestaurants kennt, einfallen lassen.

Zusätzlich zu seinem Hofladen, der wie gewohnt weiterläuft, hat Benninghoven seit gut einer Woche einen Drive-In-Service eingerichtet. „Für alle, die aus Angst vor einer Ansteckung nicht in den Hofladen gehen wollen, ist der Drive-In gedacht“, sagt Benninghoven und erklärt das System.

„Es ist ganz simpel. Die Kunden rufen von 8 bis 12 Uhr bei uns im Laden an, einer unserer zehn Verkäufer nimmt die Bestellung auf und belädt danach einen Einkaufswagen. Etwa 30 Minuten später können die Kunden dann zu uns kommen, und wir laden die bestellte Ware direkt in den Kofferraum ein.“ Bezahlt wird laut Benninghoven per Bankkarte – auch das direkt am Auto. Die Ansteckungsgefahr wird somit minimal gehalten.

Der Drive-In-Service beim Bauern habe erste Früchte getragen. „Pro Tag nutzen rund 20 Kunden den Drive-In“, sagt Benninghoven, der den Drive-In als Ergänzung zu seinem Hofladen sieht.

Erste Rückmeldungen der Kunden seien durchweg positiv gewesen. „Tolle Idee, nützlicher und praktikabler Service in Krisenzeiten“, so einige der Kundenkommentare. Wenn sich damit langfristig Geld verdienen lasse, „warum nicht weitermachen nach der Coronavirus-Krise mit dem Drive-In“, sagt der Unternehmer.

Dass der neue Service Mehrarbeit für die Verkäufer im Hofladen bedeutet, ist Jürgen Benninghoven durchaus bewusst. „Das ist unser Service in der Krise für unsere Kunden, wir alle hier tun das gerne“, meint er.

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