Heiligenhaus Land weist weitere Asylsuchende an

Heiligenhaus · Überraschend kam die Nachricht, Heiligenhaus müsse neue Zuwanderer aufnehmen. Offenbar wurde die Landesunterkunft nicht vollständig angerechnet. In der Stadt sorgt man sich um die Kostendeckung: Sie reiche nicht aus.

 Im Flüchtlingsheim an der Ludgerusstraße in Heiligenhaus laufen derzeit noch die Umbauarbeiten, um noch mehr Menschen unterbringen zu können.

Im Flüchtlingsheim an der Ludgerusstraße in Heiligenhaus laufen derzeit noch die Umbauarbeiten, um noch mehr Menschen unterbringen zu können.

Foto: Blazy

Es musste mal wieder alles ganz schnell gehen. Mittwoch vergangener Woche kam die Nachricht, dass Heiligenhaus rund 30 neue Flüchtlinge zugewiesen werden. Am frühen Montagmorgen kamen die ersten elf an, sie wurden in einem der Übergangsheime untergebracht.

Für Sozialamtsleiter Jörg Saborni ein Umstand, der so eigentlich noch gar nicht hätte passieren dürfen. "Wir haben erst vor kurzem die Landesunterkunft um 100 Plätze erweitert, sodass dort jetzt 300 Flüchtlinge untergebracht werden können. Dieses Kontingent wurde von der Bezirksregierung offensichtlich noch gar nicht berücksichtigt."

Durch Umbaumaßnahmen in der ehemaligen International School und der angrenzenden Sporthalle wurden die neuen Plätze geschaffen. Man sei gerade in der Klärung dazu, auch wisse man nicht, ob die elf Personen dann tatsächlich in Heiligenhaus bleiben oder möglicherweise wieder verlagert werden. Fakt ist, dass die Übergangsheime (Ludgerusstraße, Friedhofsallee und Tüschen) für 30 Neuankömmlinge keine ausreichenden Plätze geboten hätten. Das Heim an der Ludgerusstraße wird zurzeit noch umgebaut, um mehr Menschen unterbringen zu können.

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Auch wenn man in der Stadtverwaltung noch nicht zu einem derart frühen Zeitpunkt mit neuen Zuweisungen gerechnet hat, liefen die Vorbereitungen für diesen "Tag X" im Hintergrund weiter. Größtes Problem: Wohnungen für die Zuwanderer zu finden. "Vor einigen Monaten konnten wir noch zwei bis drei Mietwohnungen auf Vorrat anmieten, um sie zum notwendigen Zeitpunkt zur Verfügung zu haben", sagt Saborni.

Und: "Bei der Kurzfristigkeit der momentanen Zuweisungen ist das nicht mehr zu gewährleisten. In den Prozess der Anmietung von Wohnungen sind zwei Fachbereiche eingebunden und man muss vom Erstgespräch mit einem Vermieter bis zur tatsächlichen Anmietung etwa zwei Wochen rechnen."

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Insofern seien in der aktuellen Situation vereinzelte Wohnungen nur wenig hilfreich. Man benötige größere Kontingente von zehn bis 20 Einheiten, die auf einen Schlag bereitgestellt werden können.

Also laufen Gespräche mit großen Immobiliengesellschaften. Grundsätzlich mietet die Stadt die Wohnungen für die Flüchtlinge an und bringt die überwiegend allein reisenden Männer dann dort unter. Ziel ist, dass diese möglichst schnell selbstständig mieten können, sobald sie eine Bleibeperspektive haben. Aktuell befinden sich 220 Zuwanderer in kommunaler Obhut. Eine große Bedeutung haben die freiwilligen Hilfsangebote in der Stadt. Der seit vielen Jahren bestehende Arbeitskreis Interkulturelle Kompetenz hatte in den jüngsten beiden Zusammenkünften nahezu ausschließlich die Zuwanderersituation auf der Tagesordnung.

"Wir haben im Sozialamt gar nicht die personellen Ressourcen, den Bedarf der Flüchtlinge zu ermitteln und diesen auch zu bedienen", sagt Jörg Saborni. "Vieles läuft am Infopunkt der Bergischen Diakonie am Kirchplatz zusammen, aber die Hilfsangebote erstrecken sich über viele Vereine, Gemeinden und Institutionen im gesamten Stadtgebiet. Sehr wichtig sind die Deutschkurse, die einen bedeutenden Schritt für den weiteren Weg in Deutschland markieren. Aber auch die Spendensammlungen, beispielsweise Kleider über die SKFM oder Möbel und Elektrogeräte über die Evangelisch Freikirchliche Gemeinde, sind eine große Hilfe", so Saborni. Nicht zuletzt habe der neue Verein Integrationshelfer seine Rolle im System gefunden.

(stemu)
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