Ratingen Künstlerin eröffnet Malschule
Ratingen · Anja Schultz (51) will im August ihre Einrichtung an der Industriestraße eröffnen. Kinder und Erwachsene sind gemeinsam kreativ.
Wenn eine Frau eine Frisur wie die Comic-Figur Bart Simpson trägt, hat sie vielleicht ein Problem mit Perlohrsteckern, aber keins damit, in Ratingen aufzufallen. Anja Schultz mit tz hat so eine Frisur. Ist sie deshalb nun dieses Kind aus Springfield, das wir uns wünschen gewesen zu sein und bei dem wir fürchten, dass unsere Kinder so werden?" Es gibt beides in ihrem Leben - das Brave und das Aufmüpfige. Vor allem aber gibt es da, wo sie ist, immer wieder einen Neuanfang.
Gerade mal wieder. Im August wird sie an der Industriestraße 10 eine Malschule eröffnen - für Kinder und Erwachsene, einen Treffpunkt, wie sie ihn schon einmal betrieben hat - nur größer und schöner. Wie man sich das als eine leicht ehrgeizige Frau mit 51 Jahren so denkt. Gegenwärtig wird dort nicht en detail gemalt, sondern noch en gros, weil aus einem Geschäft eine Schule zu machen ist.
Anja Schultz ist in Oberhausen geboren, in Duisburg aufgewachsen, mit der Familie nach Süddeutschland umgezogen, weil der Vater dort arbeitete. Und weil er nach zwei Jahren dort nicht mehr arbeitete, ging es zurück, nach Ratingen. "Was mit Kunst und Malerei" wollte Anja nach der Schule machen. Vater und Mutter schalteten sich ein - wenngleich die zeichnerischen Ambitionen des Kindes durchaus sichtbar waren - und empfahlen der Tochter nach dem Abi "was Bodenständiges." Was ist das in der Regel? Klar, Bürokauffrau.
Nun hatte sie nicht Kunstlehrerin werden wollen, so dass die "Kunst" und all ihre hoch anspruchsvollen Spielarten ungebrochen an ihr vorübergingen. Aber Kunst zu machen - eher im Sinn von Kunsthandwerkerin - das lag Anja Schultz schon.
Gudrun Olbertz, eine langjährige Wegbegleiterin, einst Schülerin und nun schon lange Freundin, meint denn auch: "Ich kenne niemanden außer Anja, der eine so geballte Ladung Kreativität, gepaart mit Humor, an den Tag legt." Die Freie Akademie der bildenden Künste in Essen, eine private Akademie für Kunst, die intensive, professionelle, kompakte und daher kalkulierbare Kunststudienprogramme anbietet, vermittelte Anja drei Jahre lang theoretischen und praktischen Überbau zum angeborenen Talent.
In der Tat urkomisch ist zum Beispiel eine Kreation, in der auf dem Boden einer flachen Schüssel, gleich über gekrümeltem Material, ein Schwarm winziger orangener Fische durch Glibbermaterial kreist. Wenn man's denn nachmachen möchte: Frau Schultz weiß, wie es geht.
In ihrer ersten Malschule waren es eher Kinder und Jugendliche, die sich in Farbigkeit, Perspektive und Technik übten. Doch nach und nach erschienen immer häufiger auch Erwachsene.
Wie zum Beispiel bei Sportvereinen und Musikschulen zeigte es sich, dass der Unterricht am Nachmittag dem freien und wertfreien "Spinnen" einem Kinderleben immer weniger Platz lässt.
Und dann, wenn es nicht um die Vermittlung von künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten ging - dann machte sich (und macht es auch noch heute) Anja Schultz ans Gestalten von Aufträgen.
Ob sie nun ein Pferd mit Flügeln übers Blatt galoppieren lässt, einem Firmenlogo einen kristallinen Hintergrund verordnet, Körper bemalt oder einen privaten Stromkasten farblich überhöht - alles ist möglich. Glas und Schaufenster werden bemalt, Wände drinnen und draußen farblich verziert, Gemälde kopiert und Waldi portraitiert.
Wer mitmachen will, nimmt an wöchentlichen Treffen teil, findet gleich sein Blatt, seine Arbeit, vorbereitet vor sich auf dem zwei Meter breiten und sieben Meter langen Tisch, hat unentgeltlichen Zugriff auf das meiste des benötigten Materials.
Während Bart Simpson hauptsächlich krawallig daherkommt, ist Anja aber unter der gezackten Frisur hauptsächlich ein Schelm.
