Ratingen Künstler, Lehrer und Freund

Düsseldorf · Michael Kreft, Leiter der King-Gesamtschule, sprach im Kunst-Raum Salem über seinen ehemaligen Lehrer Volkram Anton Scharf (1906-1987). Der Duisburger Künstler war bis 1973 Pädagoge am Innenstadtgymnasium. Im Kunst-Raum sind derzeit Bilder von ihm zu sehen.

"Michael Kreft war ein gern gesehener Gast bei uns", erzählt Iduna Schnepf-Scharf, Tochter des 1987 verstorbenen Duisburger Künstlers Volkram Anton Scharf, kurz vor der Lesung des heutigen Schulleiters der Martin-Luther-King-Gesamtschule am vergangenen Donnerstagnachmittag. Im Rahmen der Ausstellung im "Kunstraum Haus Salem" erinnerte Kreft an Scharf nicht als Künstler, sondern als Kunstpädagoge am Ratinger Innenstadtgymnasium, der mit seinen für damalige Verhältnisse unkonventionellen Lehrmethoden vielen Schülern positiv im Gedächtnis geblieben ist.

"Volkram Anton Scharf war mein Kunstlehrer seit der Mittelstufe, seit 1966", so Kreft. Scharf sei eher zierlich gewesen und seine dunklen Anzüge wirkten maßgeschneidert, obwohl er manchmal einen weißen, mit Farbklecksen versehenen Kittel darüber trug. "Er war als freischaffender Künstler kein normaler Lehrer", erzählte Kreft weiter. Er habe ganz eigene Ansichten zum Thema Kunst vermittelt, mit denen er oft angeeckt sei. Von manchen sei er sogar als Spinner abgetan oder milde belächelt worden. Doch für die Schüler sei er ein Vorbild gewesen.

1923 begann Scharf seine Ausbildung als Kunstmaler. Von 1929 bis 1931 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie Grafik und Malerei. Eine Architekturausbildung kam hinzu. Stark prägten ihn Reisen nach Italien, Frankreich und Ostasien. Während des NS-Regimes wurden seine Werke als "entartet" eingestuft. 1940 wurde er als Soldat von der Wehrmacht eingezogen. Nach einer Verwundung 1943 wurde er heimatnah eingesetzt und geriet dann in englische Kriegsgefangenschaft. Ab 1947 nahm er sein künstlerisches Schaffen wieder auf. Geldmangel zwang ihn zur Lehrtätigkeit. Von 1948 bis 1950 arbeitete er als Dozent an der Volkshochschule Rheinhausen, von 1965 bis 1973 unterrichtete er am Ratinger Innenstadtgymnasium. Bis heute ist er seinen Schülern im Gedächtnis. "Er förderte – nicht nur bei mir – ein Verständnis für einen recht weit gefassten Kunstbegriff: Kunst gleich Können und Kunst gleich Künden", erinnerte Kreft, für den Scharf nach dem Abitur ein guter Weggefährte und "väterlicher Freund" wurde. "Wenn er uns Schüler schon mal mit seinem Renault 4 (Pistolengangschaltung) in seine Galerie nach Rheinhausen zu einer Ausstellungseröffnung mitnahm, erfuhren wir, wie man Energie sparen kann: Zwischendurch, besonders auf der A 3 zwischen Kreuz Breitscheid und Duisburg, schaltete er immer wieder in den Leerlauf und ließ den Wagen rollen", erzählte Kreft.

Kreft kommentierte weiter, dass Scharf seiner Zeit voraus gewesen sei. Aber auch fachlich habe man viel von ihm gelernt und bis heute profitiere er von dem vermittelten Wissen: "Wenn ich als Prüfungsausschussvorsitzender im Fach Kunst beim Abitur oder bei zweiten Staatsprüfungen im Rahmen einer soliden Allgemeinbildung kompetent mitreden konnte, dann ist dies auch Scharf zu verdanken."

(RP)
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