Kriegsende vor 75 Jahren Als der Krieg endlich vorbei war

Der Heimatverein und die Johann-Peter-Melchior-Schule gedenken mit einem Projekt an den 18. April 1945.

 Walburga Fleermann-Dörrenberg zeigt Bilder der Johann Peter Melchior-Grundschule zum Kriegsende.

Walburga Fleermann-Dörrenberg zeigt Bilder der Johann Peter Melchior-Grundschule zum Kriegsende.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Die letzten Tage des Krieges wurden für Lintorf immer dramatischer. ... Am Abend des 15. April wurden die Panzersperren, die an allen Einfallstraßen angelegt waren, geschlossen und die Schützengräben von auswärtigen Volkssturmmännern besetzt. … Unser Heimatdorf Lintorf sollte bis zum Letzten verteidigt werden, wurde zum Schluss jedoch kampflos übergeben. … In der Nacht vom 16. zum 17.4. war der Beschuss Lintorfs ungewöhnlich stark… Kein Militär befand sich mehr im Ort, nur noch einige schlecht bewaffnete Volkssturmmänner, die für eine Verteidigung Lintorfs absolut ungeeignet waren. Die Frauen Lintorfs öffneten spontan die Panzersperren, auf beiden Kirchen und auf verschiedenen Häusern wurden die weißen Flaggen gehisst….“, ist in der Schulchronik der Johann-Peter-Melchior-Schule zu lesen.

Zeitzeuge Horst Tournay berichtete in der Heimatzeitschrift “Die Quecke“ (Nr. 70 aus dem Jahr 2000) den kampflosen Verlauf der Übernahme durch die Amerikaner: “…Am Morgen des 18. April rollten aus Lintorf kommend die ersten amerikanischen Panzer in Richtung Krummenweg. Wir hatten ein weißes Laken an die Kastanie gehängt, standen auf der Straße und winkten mit Handtüchern. Die Amis auf den Panzern beäugten uns kritisch, etwas später kamen Jeeps und Lastwagen, aber alles nahm einen ruhigen Verlauf. So sah also das Ende des Krieges aus, ohne Gefechtslärm, ohne Aufregung, ganz und gar sachlich….“, schilderte der Zeitzeuge.

In der Nacht zuvor hatte von 24 Uhr an wieder wechselndes Feuer auf Lintorf und Umgebung eingesetzt, das besonders von vier bis fünf Uhr heftig wurde. „Nach fünf Uhr hörte es endlich auf – für immer ….Am 18.4.1945 war der Krieg in Lintorf vorbei…“ Dieses Zitat stammt aus dem Kriegstagebuch des damals einzigen Lintorfer Arztes Dr. Leo Stick. Sein Tagebuch schildert eindrucksvoll die letzten Monate des grausamen Krieges.

Heute, 75 Jahre später, hat sich der Verein Lintorfer Heimatfreunde (VLH) in einem gemeinsamen Projekt mit Viertklässlern der Johann-Peter-Melchior-Schule (JPM) mit dem Kriegsende und dem Thema Frieden auseinandergesetzt. „Die Kinder können sich glücklich schätzen, in einer langen Friedensphase Deutschlands geboren worden zu sein und aufwachsen zu dürfen, auch wenn es weltweit leider immer noch viele Kriege und bewaffnete Konflikte gibt. Sie haben sich in den vergangenen Wochen viele Gedanken zum Thema Frieden gemacht und dazu im Homeschooling Texte und Bilder erstellt, da die  Schulen aufgrund der Corona-Situation geschlossen sind. Schulleiterin Marlene Stuckart und ihre Stellvertreterin Melanie Klein haben mir dann die Beiträge der Kinder kontaktlos in den Briefkasten geworfen“, sagte Walburga Fleermann-Dörrenberg, die seitens des Heimatvereins das Projekt begleitet und den historischen Teil eines „Friedensbüchleins“ verfasst hat. Die feinsinnigen Beiträge und Bilder der Schüler der 4. Klassen werden ebenfalls  in diesem Buch veröffentlicht. „Frieden ist, wenn es kein Krieg gibt…..Wenn es 2045 in Deutschland immer noch kein Krieg gewesen ist, dann hätten wir 100 Jahre Frieden“, heißt es beispielsweise in einem Schülerbeitrag oder „Frieden will doch jeder schließen. Frieden macht glücklich…Frieden soll überall sein, nicht nur auf der halben Welt …..“.

Eigentlich sollten in einer kleinen Feierstunde im ehemaligen Lintorfer Rathaus am 30. April die Ergebnisse des gemeinsamen Projektes vorgestellt werden. Bürgermeister Klaus Pesch, Mitarbeiter des Heimatministeriums und des Schulministeriums hatten ein Grußwort für das „Friedensbüchlein“ und ihren Besuch zugesagt. Doch leider musste diese Veranstaltung corona-bedingt abgesagt werden. Aber Heimatverein und Schule werden diese zu einem späteren Termin nachholen, denn es wäre schade, wenn dieses denkwürdige Ereignis im Frühjahr 1945 in Vergessenheit gerät und die Ergebnisse der Ausarbeitungen den Lintorfern und anderen Interessierten vorenthalten werden.

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