Kreisgesundheitsamt Mettmann Warten auf die zweite Corona-Welle

KREIS METTMANN · Der Leiter des Gesundheitsamts ist der Ansicht, dass der Kreis Mettmann die Pandemie verhältnismäßig gut überstanden hat. In der Sitzung des Gesundheitsausschusses zog er eine Zwischenbilanz.

 Mit einem solchen Stäbchen wird ein Abstrich von der Zunge eines Patienten aufgenommen, der dann im Labor auf das Coronavirus untersucht wird.

Mit einem solchen Stäbchen wird ein Abstrich von der Zunge eines Patienten aufgenommen, der dann im Labor auf das Coronavirus untersucht wird.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Optimisten könnten es auch einen „Rückblick“ nennen, denn angesichts niedriger Fallzahlen und vieler Lockerungen sprach Lange vielfach im Perfekt.

Falls keine „Zweite Welle“ mehr kommt, hat der Kreis Mettmann die Pandemie verhältnismäßig gut überstanden. Dafür gab es klopfende Anerkennung von den Ausschussmitgliedern. Lange erklärte, seit der letzten Sitzung am 2. März wegen der unwirklich anmutenden Ereignisse ein wenig das Zeitgefühl verloren zu haben. Er erinnerte an den ersten Corona-Ausbruch im Kreis Heinsberg, dem wenig später der erste Fall im Kreis Mettmann, nämlich in Erkrath, folgte.

Ein verstärktes Aufflammen der Fallzahlen habe es dann durch die Reiserückkehrer, vor allem aus Italien und dem berüchtigten Ischgl, gegeben. Dem Kreis als Träger des Gesundheitsamtes sei in der Krisensituation eine wichtige Rolle zugekommen. „Wir haben das Gesundheitsamt in aller Kürze auf 80, 90, 100 Stellen ausgebaut; so genau kann man das gar nicht mehr sagen“, so Lange.

Die Krise zu managen sei nur dank verschiedener Maßnahmen möglich gewesen: Auf der einen Seite die Einstellung des allgemeinen Verwaltungsbetriebs, auf der anderen Seite die Unterstützung durch den medizinischen Dienst der Krankenversicherungen. Allein die Corona-Hotline habe zeitweise rund 35 Telefonplätze der Kreisverwaltung belegt und bis zu 1500 Telefonate am Tag geführt.

In Spitzenzeiten habe der Kreis bis zu 200 Krankheitsfälle gleichzeitig zu betreuen gehabt. „Auf jeden Krankheitsfall kommen durchschnittlich 20 bis 30 Personen, mit denen der Infizierte Kontakt hatte“, erklärt Lange. So musste der Kreis Mettmann für tausende Menschen häusliche Quarantäne anordnen, die von den kommunalen Ordnungsämtern durchgesetzt wurden.

Wegen der Behandlung von Covid-19-Patienten und der Kontaktbeschränkungen sei die allgemeine medizinische Versorgung weitgehend zusammengebrochen. „Wir haben die Krankenhäuser früh aufgefordert, den Betrieb herunterzufahren“, berichtet Lange.

So habe man die Pandemie im Kreis Mettmann relativ gut in den Griff bekommen. „Wir haben Glück gehabt, dass es bei uns nicht so gelaufen ist wie in Italien“, sagt Lange. Das liege daran, dass die Politik gerade noch rechtzeitig mit strengen Regeln die Notbremse gezogen habe. Inzwischen seien die Zahlen rückläufig. „Wir hatten im Kreis eine im Landesvergleich durchschnittliche Betroffenheit“.

Dass die Todeszahlen pro 100.000 Einwohner höher lagen als etwa in Düsseldorf, liege vor allem an der Altersstruktur. „Der Kreis Mettmann hat den höchsten Anteil an älteren Einwohnern in NRW“, weiß Pressesprecherin Daniela Hitzemann. „Wenn Sie Pech haben, schleppt jemand das Virus in ein Seniorenheim ein, dann entstehen sogenannte Cluster“, erklärt Lange.

Aktuell besteht die Verordnung, dass örtliche Beschränkungen nur wiedereingeführt werden müssen, wenn die Zahl der Neuerkrankungen 50 Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschreitet – im Kreis Mettmann sind es drei bis vier.

 Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes.

Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes.

Foto: teph/Köhlen, Stephan (teph)

„Ich sehe diese Kennzahl kritisch“, kommentiert Rudolf Lange. Bis auf weiteres sollen die zwei „Probeentnahmestellen“ und die beiden „Corona-Praxen“ des Kreises aufrechterhalten werden, auch wenn die Nachfrage gesunken sei. „Wir warten jetzt, ob die ‚Zweite Welle‘ kommt“, sagte Lange im Gesundheitsausschuss des Kreises Mettmann.

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