Kreis Mettmann Weniger Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus

Kreis Mettmann · Warum manche Jugendliche so viel trinken, wissen selbst die Experten nicht ganz genau. Ein Grund sind die Mixgetränke, die kaum nach Alkohol schmecken, deren Wirkung aber schnell einsetzt.

Im Kreis Mettmann müssen weniger Kinder und Jugendliche nach Alkoholgenuss im Krankenhaus behandelt werden.

Im Kreis Mettmann müssen weniger Kinder und Jugendliche nach Alkoholgenuss im Krankenhaus behandelt werden.

Foto: dpa/Silas Stein

(RP)  Im Kreis Mettmann zeichnet sich beim Thema Komasaufen eine Entspannung ab: Mussten nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts NRW 2020 noch 74 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis unter 20 Jahre in einem Krankenhaus wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt werden, so waren es 2021 nur noch 64 – eine Abnahme von 13,5 Prozent. 

Die Entwicklung zwischen Jungen und Mädchen war dabei sehr unterschiedlich. Während die Zahl bei den Jungen um 11,4 Prozent stieg, sank sie bei den Mädchen um 35,9 Prozent. „Dies ist insgesamt eine sehr erfreuliche Entwicklung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass schon von 2019 bis 2020 die Zahl der Komasäufer im Kreis Mettmann um 30,2 Prozent gesunken ist, auch wenn hier sicherlich die Einschränkungen der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt haben“, so Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic. „Allerdings sollte man auch nicht vergessen, diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs. Bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen mit einem Vollrausch landen auch im Krankenhaus, die Dunkelziffer ist entsprechend hoch“.

Warum manche Jugendliche so viel trinken, wissen selbst die Experten nicht ganz genau. Klar ist aber: Viele Kinder und Jugendliche glauben, dass Alkohol sie erwachsen, selbstbewusst, attraktiv, sexy oder mutig macht. Außerdem sind die alkoholischen Mixgetränke immer noch sehr beliebt, bei denen man den Alkohol nicht schmeckt, deren Wirkung aber sehr schnell einsetzt.

„Eine Hauptursache für den hohen Alkoholkonsum bei uns ist sicherlich auch der niedrige Preis. Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, wo man sich noch immer für ein Taschengeld zu Tode trinken kann. Hinzu kommt, dass Alkohol an Kiosken und Tankstellen rund um die Uhr verfügbar ist, die Hersteller für ihre Produkte frei werben dürfen und der Jugendschutz oft nur auf dem Papier besteht. Deshalb bleibt die Alkoholprävention bei Kindern und Jugendlichen ein ganz wichtiger Punkt und sollte noch weiter ausgebaut werden“, so Michael Lobscheid.

Bei den erfassten Fällen von Kindern und Jugendlichen mit einer Alkoholvergiftung werden nur die Kinder und Jugendlichen erfasst, die ihren Wohnsitz auch tatsächlich im Kreis Mettmann haben. Kinder und Jugendliche, die im Kreis wegen einer Alkoholvergiftung behandelt wurden und ihren Wohnsitz in einer anderen Stadt haben, fließen nicht in die Statistik ein.

Die IKK classic ist mit über drei Millionen Versicherten das führende Unternehmen der handwerklichen Krankenversicherung und eine der großen Krankenkassen in Deutschland. Die Kasse hat mehr als 8000 Beschäftigte an 160 Standorten im Bundesgebiet. Ihr Haushaltsvolumen beträgt über 12 Milliarden Euro.

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