Ratingen Krachend ins neue Jahr

Ratingen · Klaus Gotzen, Chef des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI) in Ratingen, sagt höhere Preise fürs Silvesterfeuerwerk voraus. In diesem Jahr werden 113 Millionen Euro verballert. Wichtige Vorschriften.

Silvester-Feuerkwerk und Böller: Was ist zu beachten?
Infos

Worauf Sie bei Silvester-Böllern achten müssen

Infos
Foto: AP

Rund 113 Millionen Euro dürften sich die Bundesbürger ihr Silvester-Feuerwerk dieses Jahr kosten lassen, sagt der Chef des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen. Damit würde ungefähr soviel dafür ausgegeben wie im vergangenen Jahr. Die Preise bleiben dieses Silvester noch einmal stabil, teilte der Verband mit Sitz in Ratingen mit. In den nächsten Jahren jedoch dürften Böller und Raketen deutlich teurer werden, so Gotzen.

"Als Feuerwerk bezeichnet man eine Darstellung oder Darbietung, bei der pyrotechnische Gegenstände und Feuerwerkskörper koordiniert gezündet werden" — was das Lexikon mit emotionslosen Worten beschreibt, begeistert nicht nur an Silvester.

Professionelles Feuerwerk ist ein altes Kulturgut. Es ist nach VPI-Angaben rund 1000 Jahre her, dass in China die ersten Feuerwerke den Himmel erleuchteten. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich in Italien eine eigenständige Feuerwerkskunst, die sich von hier aus in ganz Europa verbreitete. Die Feuerwerksmusik, ein anno 1748 von Georg Friedrich Händel verfasstes Werk, wurde am 27. April 1749 uraufgeführt — natürlich bei einem Feuerwerk. Sicherheit ist beim Umgang mit Feuerwerk natürlich höchstes Gebot — ob beim Groß- oder dem heimischen Silvesterfeuerwerk.

So dürfen nur Feuerwerkskörper an den Verbraucher in Deutschland abgegeben werden, wenn sie eine von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin zugeteilte BAM-Zulassungsnummer oder eine BAM-Identifikationsnummer und ein zusätzliches CE-Zeichen tragen. Feuerwerkskörper werden nach ihrer Verwendungsart, Zweck und Grad der Gefährdung in vier Kategorien beziehungsweise Klassen unterteilt.

Die Kategorie 1 beschreibt Jugendfeuerwerk, das das ganze Jahr über an Menschen über zwölf Jahren abgegeben werden darf — zum Beispiel Knallerbsen oder Wunderkerzen.

In Kategorie 2 fällt das Silvesterfeuerwerk: Chinaböller, Kanonenschläge und kleinere Raketen sowie die Batterie- und Verbundfeuerwerke. Sie dürfen nur drei Tage vor Silvester an Volljährige verkauft werden.

Kategorie 3 und 4 beinhalten Feuerwerkskörper, die nur an lizenzierte Pyrotechniker abgegeben werden dürfen. Allerdings können Feuerwerkskörper der Klassen I und II mit der bisherigen Zulassungskennzeichnung / Klassenbezeichnung aufgrund von Übergangsvorschriften noch bis Mitte 2017 im Handel verkauft und an Silvester verwendet werden.

Seit dem vergangenen Jahr kann das Silvesterfeuerwerk noch farbenprächtiger, noch professioneller das neue Jahr begrüßen. Denn die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland für Feuerwerkskörper wurden entsprechend den europäischen Normen geändert — die maximal erlaubte Nettoexplosivstoffmasse (NEM) bei Batteriefeuerwerk wurde demnach so gut wie verdreifacht.

Es wird also laut. "Die Power-Packs und Batterien erreichen Lautstärken, die mit einem startenden Düsenjet vergleichbar sind", warnt Hörgeräteakustik-Meisterin Anja Kobsch aus Ratingen.

Für 30 000 Bundesbürger habe das Feuerwerk ein wenig erfreuliches Nachspiel. Sie klagten über ein Knalltrauma oder einen dauerhaften Tinnitus. "Eine Nacht im Jahr verursacht neun Prozent aller Tinnitusfälle des ganzen Jahres", erläutert Kobsch.

Bis zu 175 Dezibel

Wenn Böller in direkter Nähe explodieren, entstehen Lautstärken von bis zu 175 Dezibel. Bereits ab 150 Dezibel kann ein Knalltrauma ausgelöst werden. Alles hört sich dumpf an, und man nimmt die Umwelt nur noch wie durch Watte wahr, weil die empfindlichen Hörzellen durch den starken Schalldruck geschädigt werden. Die Symptome können von selbst wieder abklingen, sie können sich aber auch zu einem dauerhaften Ohrgeräusch entwickeln.

Doch gerade in Gruppen oder auf großen Plätzen sollte man Silvester mit Gehörschutz vorsorgen. Bereits einfacher Gehörschutz, der nur wenige Cent koste, könne die entscheidenden Lärmspitzen kappen, damit das Gehör keinen Schaden nimmt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort