Kultur in Ratingen Begeistertes Publikum fordert Zugabe

Ratingen · Der Konzertchor Ratingen präsentierte am Samstagabend in der sehr gut besetzten Dumeklemmerhalle Carmina Burana in einer anspruchsvollen Version mit zwei Klavieren und Percussion.

 Zwei Klaviere und verschiedene Schlaginstrumente begleiteten den Konzertchor Ratingen bei der Carmina Burana.

Zwei Klaviere und verschiedene Schlaginstrumente begleiteten den Konzertchor Ratingen bei der Carmina Burana.

Foto: Achim Blazy (abz)

Man nehme: einen bestens vorbereiteten Chor, hervorragende Solisten und Instrumentalisten und natürlich einen mitreißenden Dirigenten und lässt diese alle los auf die Carmina Burana, – ein Werk, das in seiner Vielfalt mit zu den beliebtesten Chorwerken zählt, – ein solches Unterfangen kann nur gelingen.

O Fortuna, – mit diesem kraftvollen Chorsatz beginnt das von Carl Orff komponierte Werk, dessen Texte einst im Kloster Benediktbeuern gefunden wurden und zu den wichtigsten weltlichen Dichtungen der mittelalterlichen Lyrik zählen.

In den Klöstern des Mittelalters ging es beileibe nicht fromm und züchtig zu, – nein, die Texte berichten von Liebe, Woll-Lust und Leid, von Saufgelagen, aber auch dem romantischen Anbeten der Natur und der Verzweiflung, wenn Fortuna, die Schicksalsgöttin, mal wieder das Rad gedreht hat.

Es gibt zwei Fassungen der Carmina, die von Carl Orff ausdrücklich autorisiert sind: eine mit Orchester und eine mit zwei Klavieren und Percussion, also mit verschiedenen Schlaginstrumenten. Diese interessante und rhythmisch spannendere Version konnte das Publikum in der sehr gut besetzten Stadthalle am Samstagabend genießen.

In den Szenen „Auf dem Anger“ – die reine Romantik. Ein Tanz, von den beiden Pianistinnen Soomija Park und Rie Sakai wunderschön gestaltet. Natur und noch keusches Werben im Chor: Chume geselle min.

Ein Tupfer für den Chor, besonders für den Sopran, ist die Hymne an die „Königin von Engellant“ die ein unbekannter Anbeter so gerne in seinen Armen hielte.

Eines der Glanzstücke der Carmina ist die Szene des Schwans, der sein Schicksal bejammert, dass er, der einst so stolz auf den Wassern schwamm, nun in der Pfanne endet, - ich armer Schwan. Hier glänzte Joaquin Asiáin mit unvergleichlicher Sanges- und Schauspielkunst. Es war ein köstliches Vergnügen, diesem „Gejammer“ zu lauschen.

Und dann die Szene des Abtes, der total besoffen die Freuden mit seinen Saufbrüdern schildert und dann den Absturz erkennen muss. Der Stimmumfang von Peter Schöne und sein schauspielerisches Talent waren wirklich besondere Klasse.

Eine Sternstunde des Chores, des Männerchores, – sind die ellenlangen Texte, die das Treiben in der Schänke beschreiben und die auswendig kaum zu bewältigen sind, ein rhythmisches Staccato und dann noch über den Batzen Wein, zu Spiel und maßlosem Trinken auffordert. Immer wieder eine echte Herausforderung. Hier hätte der Männerchor noch ein paar Stimmen mehr gebrauchen können, – aber Kompliment an die Akteure, – ihr habt es gut gemacht.

Konstant und immer im Einsatz sind sowohl die beiden Klaviere als auch die verschiedenen Schlagwerke. Hier müssen die Namen Kevin Anderwaldt, Leon Günther, Julian Jaspers, Florian Köhn und Max Stracke lobend genannt werden, – alle agierten mit bewundernswerter Präzision.

Tja, und da fehlt jetzt noch Sabine Schneider mit ihrem wunderschönen lyrischen Sopran: Dulcissime, – du Süßester. Eine Arie, höchste Töne mit so sanfter Stimme zu gestalten, scheinbar ohne Kraftanstrengung; das kann nicht jede, Koloraturen bis zum hohen „d“, also über dem legendären hohen „c“, - einfach formidabel.

Was bleibt zu sagen, – endlos scheinender Beifall, Jubel, der noch eine Zugabe erbrachte: Ave formosissima, – Heil dir, schönste Perle, – ein herzlicher Gruß an alle Beteiligten.

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