Ratingen Konzert der Glockentürme
Ratingen · Heute Abend erklingen die neuen Glocken im neuen Turm der Friedenskirche zum ersten Mal – gemeinsam mit jenen von Herz Jesu. Der Turmbau mitsamt Geläut wurde durch eine Spende von Günther Wille ermöglicht.
Heute Abend erklingen die neuen Glocken im neuen Turm der Friedenskirche zum ersten Mal — gemeinsam mit jenen von Herz Jesu. Der Turmbau mitsamt Geläut wurde durch eine Spende von Günther Wille ermöglicht.
ost In der Nacht auf Sonntag wird es offenbar: Im Ratinger Osten strahlen die schönsten Osterglocken. Vier flammneue Exemplare werden an der evangelischen Friedenskirche läuten. Und fünf Glocken, allesamt um die 53 Jahre alt und damit auch nicht wirklich alt, sollen von der katholischen Kirche Herz Jesu antworten. Die Glocken sind so gestimmt, dass das neue Cymbelgeläut der Friedenskirche mit seiner Tonfolge die Glockentöne der katholischen Kirche harmonisch ergänzt.
Vor zweieinhalb Jahren hatte der Düsseldorfer Bürger Dr. Dr. h.c. Günther Wille der Kirche seine Bereitschaft angetragen, einen Glockenturm mit Glocken zu spenden. Er und seine inzwischen verstorbene Frau Imme hatten bereits mit beachtlichen finanziellen Wohltaten die Ratinger Friedenskirche unterstützt und damit ihre Verbundenheit mit dieser Gemeinde dokumentiert. Etliche Entwürfe kamen auf den Tisch, wurden wieder verworfen. Letztlich blieb die Idee, vier Glocken an einem Gerüst aus eichenen Balken in einem Glockenhaus zu installieren.
Von innen illuminiert
Es hat die Form eines Würfels und an zwei Seiten rahmenlose Ganzglasscheiben, auf Punktglashaltern montiert, die auch den Schallpegel für den Fußgänger auf eine wünschenswerte Lautstärke regulieren sollen. An der Decke und an zwei Seiten ist der Würfel mit Sichtbetonelementen abgeschlossen. In den seitlichen Betonteilen sind jeweils Aussparungen in Form eines Kreuzes. Und alles kann in verschiedensten Farben von innen illuminiert werden.
Der Wuppertaler Architekt Martin Schürg, unterstützt vom Glockensachverständigen der rheinischen Landeskirche, Andreas Dziewior, lieferte einen Entwurf, der das Glockenhaus auf einen Betonsockel stellt. Dadurch wird optisch der Eindruck vermittelt, als schwebe es über der Erde. Gleichzeitig mit der Errichtung des "Würfels" wurde der Kirchplatz neu gestaltet und mit "Downlights" (Einbaustrahler) ausgestattet, so dass Licht und Ton und räumliche Ausrichtung der Bauelemente die Kirche aus der 40 Jahre währenden eher bescheidenen Anmutung erwecken. An Sonntagen sollen jeweils drei Glocken läuten, an Festtagen das Vollgeläut (Plenum) aller vier Glocken. Die Dreiergeläute sind so gewählt, dass sie die Charakteristik der einzelnen Kirchenjahreszeiten musikalisch hervorheben: In den Fastenzeiten erklingen die drei kleineren Glocken, die einen f-Moll-Dreiklang bilden, in den Festzeiten nach Ostern und Weihnachten läuten die drei größeren Glocken und in den übrigen Zeiten hört man das Geläut der Glocken I, III und IV, die zusammen einen Quartsextakkord in As-Dur bieten.
Liturgische Handlungen in der Kirche gehören zu den wichtigsten Anlässen, die Glocken zu läuten. Dazu gehören das Läuten der Betglocke während des Vaterunser, zu sakramentalen Handlungen wie Taufe und Einsetzungsworte sowie das volle Geläut zu Einsegnungen (Konfirmation, Ordination), beziehungsweise zu festlichen Gesängen wie "Großer Gott, wir loben Dich" oder zum "Gloria in excelsis" in der Osternacht.
Schwergewichte antworten
Während von Herz Jesu in der Osternacht knapp zweieinhalb Tonnen Bronze hehre Töne nach Ost herüberschicken, klingen dort mit 470 Kilogramm vergleichsweise leichtgewichtige Glocken. Sie haben — im Gegensatz zu Glocken katholischer Kirchen — keine "Vornamen", sondern Symbole wie Fisch, Kelch und Brot, Kreuz im Kreis und Friedenstaube sowie Inschriften, meist aus dem Gesangbuch.
Wenn am heutigen Karsamstag um 21.30 Uhr das Osterfeuer entzündet wird, die Gemeinde in die dunkle Kirche einzieht, dann der Gottesdienst stattfindet und die Glocken bei einem anschließenden Osterfest zu läuten beginnen, wird Pfarrer Thomas Gerhold sicher noch einmal an den Glockenguss in der Passauer Firma Rudolf Perner denken.
Kurz vor dem spannenden Augenblick war er gebeten worden, doch noch rasch ein Gebet zu sprechen. Er bat um Frieden und darum, dass kein Unheil geschehen möge. Das hat hier bisher geklappt.