Heiligenhaus Kommunikationszentrum auf Rädern
Heiligenhaus · Mehr als 14 000 Kilometer Wegstrecke hat der Bürgerbus mit über 2300 Fahrgästen schon hinter sich gebracht. 122 Kilometer kommen pro Tag dazu. Das Gefährt rollt unermüdlich. Jetzt ist der Verein auch im Internet zu finden.
"Es ist schon vorgekommen, dass sich im Bürgerbus Menschen wiedergetroffen haben, die sich lange Zeit nicht gesehen haben. Alte Bekannte, ehemalige Nachbarn oder Kollegen", erzählt ein Bürgerbusfahrer. Und während der Fahrt passierte dann, was nicht selten in diesem Gefährt passiert: Man kommt ins Gespräch. Die Fahrer lernen dabei nicht nur ihre Stadt kennen, sondern auch ihre Fahrgäste. "Viele Menschen erzählen von ihren Lebensläufen, melden Wünsche an oder wollen einfach etwas loswerden. Oft sind dann auch noch andere Fahrgäste mit an Bord, so dass sich dann ein schönes Gespräch ergibt."
Der Fahrer darf ausdrücklich angesprochen werden, denn "das war der Anlass im Stadtmarketing-Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft, diesen Bürgerbus zu gründen — dass Menschen, die hier in ihrer Heimat älter geworden sind, weiterhin oder wieder an der Gesellschaft teilnehmen", sagt Rolf Watty, Vorsitzender des Bürgerbusvereins. "Der Bus ist ein schönes Kommunikationszentrum geworden."
Das achtsitzige Gefährt rollt seit dem 5. November vergangenen Jahres 41 Haltestellen an, 12,6 Kilometer durch Innenstadt, Nonnenbruch über die Friedhofsallee und hinein in die Wassermangel. Über 14 000 Kilometer stehen nun auf dem Tacho des Mercedes Sprinter, 122 Kilometer kommen pro Tag dazu. Und nach anfänglich zaghafter Nutzung nimmt das Unternehmen Bürgerbus immer mehr Fahrt auf: 2349 Fahrgäste wurden seit Dezember gezählt, 28 Prozent sind Menschen mit Behinderung, die den Dienst kostenlos in Anspruch nehmen können. Dazu kommen noch einige Mitfahrer, die den Bus schon genutzt haben, als Fahrscheinverkauf und Zählung gerade erst etabliert wurden. Unterstützt wird der Verein vom Land.
André Saar, Geschäftsführer des Bürgerbusvereins sowie Koordinator des Stadtmarketings, zeigt sich ob der Statistiken optimistisch. "Auffallend ist: Vormittags wird der Bus häufiger genutzt als nachmittags." Dabei wird jeder Gast gezählt. Durchschnittlich seien etwa drei Gäste pro Fahrt an Bord, Tendenz steigend. Kinder und Jugendliche steigen verhältnismäßig selten ein. "Mit durchschnittlich drei Gästen haben wir auch in der Vorkalkulation mit der Rheinbahn gerechnet. Auch im Vergleich zu anderen Bürgerbusdiensten im Umkreis liegen wir voll im Schnitt", erklärt Watty. Dabei sei es vereinzelt auch schon vorgekommen, dass man Menschen an der Bushaltestelle habe stehenlassen müssen, wenn die acht Plätze besetzt sind. "Das tut einem schon sehr leid", findet eine Busfahrerin. Sie ist in guter Gesellschaft. 24 Fahrer sind befähigt, ihre Mitbürger durch die Stadt zu kutschieren, ehrenamtlich natürlich. 18 davon sind regelmäßig im Einsatz.
"Wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass jede Fahrt mit zwei Fahrern besetzt ist. Für jeden Fahrer gibt es also eine Vertretung", so Watty. Trotzdem würden sich die Fahrer noch über Zuwachs im Team freuen. Saar erklärt: "Wer einen Führerschein hat, kann sich melden. Führungszeugnis und ein Gesundheitscheck sowie eine Beobachtungsfahrt und eine Schulung stehen dann auf den Plan. Im besten Fall kann so etwas zukünftig in wenigen Monaten vonstattengehen. Für den ehrenamtlichen Fahrer entstehen dabei keine Kosten." Wer mitmachen möchte, kann sich beim regelmäßigen Fahrertreffen jeden dritten Montag im Monat, 19.15 Uhr, im Köpi3, Talburgstraße 3, dazugesellen. Weitere Informationen wie den kompletten Fahrplan gibt es nun auf der nagelneuen Webseite des Bürgerbusvereins: www.buergerbus-heiligenhaus.de.
