Ratingen Kollegs machen schwache Schüler fit

Ratingen · Der Kreis Mettmann verlängert ein erfolgreiches Programm bis 2021 und stellt rund 1,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Pünktlich zu einem Termin zu erscheinen, übertragene Aufgaben zuverlässig zu erledigen und auch das Lernen an sich fiel Ben (Name geändert) lange schwer. Dafür hatte der 18-Jährige immer einen coolen Spruch auf den Lippen: "Ey Alter, mach' nicht so'n Stress." Dieses Verhalten hatte Folgen. Dennis verließ die Hauptschule ohne Abschluss. Mit seinen grottenschlechten Noten einen Ausbildungsplatz zu finden, erwies sich schnell als völlig aussichtslos. Der junge Mann hatte aber Glück. Er bekam eine zweite Chance - einen Platz im Berufsorientierungsjahr des Berufskollegs Hilden. Schulleiter Peter Schwafferts und seine Kollegen kennen sich mit schulmüden Jugendlichen ohne Abschluss und "schwieriger Persönlichkeitsstruktur" aus. Sie bekommen zusätzlich einen Sozialpädagogen an die Seite, der sie fördert und fordert, ihnen hilft sich weiterzuentwickeln und doch noch in die Spur zu kommen. Diese "Ausbildungsvorbereitung", so der neue Name ab dem kommenden Schuljahr, ist so erfolgreich, dass der Kreistag jetzt beschlossen hat, das Angebot bis zum Ende des Schuljahres 2020/21 weiter zu finanzieren. Dafür nimmt der Kreis Mettmann von 2016 bis 2021 gut 300 000 Euro in die Hand. Vier Kollegs im Kreis stellen sich zur Wahl: in Hilden mit der Qualifizierung im Berufsfeld Metalltechnik, in Mettmann (Landschaftsbau und Gartengestaltung), in Ratingen (Metalltechnik) und in Velbert (Ernährung und Hauswirtschaft).

Schwafferts und seine Kollegen haben sich dafür eingesetzt, dass sie jetzt bis zu 20 Jugendliche pro Bildungsgang und Kolleg aufnehmen können. Mindestzahl: 16. Diese Variabilität soll gewährleisten, dass die Teilnehmer einen Draht zueinander bekommen. Das sei wichtig für die Teambildung - und den Erfolg des Bildungsganges.

Ralf Hermann, Leiter des Amts für Schule und Bildung beim Kreis Mettmann, hat das seit 2006 an den Berufskollegs Hilden, Mettmann, Ratingen und Velbert laufende Programm bewertet. Ergebnis: Bis 2013 nahmen 528 Schüler an der Berufsorientierung teil. 432 oder gut 80 Prozent blieben bis zum Ende dabei. 73 Prozent, also fast zwei Drittel, konnten dadurch ihre Berufschancen verbessern. 29 Prozent erhielten einen Ausbildungs- oder festen Arbeitsvertrag. Weitere 48 Prozent verbesserten ihre schulische Qualifikation und damit auch ihre Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. 16 Prozent wurden in Maßnahmen der Arbeitsagentur vermittelt.

Hermann: "Die Ergebnisse zeigen, dass die in die Arbeitsmarktqualifikation investieren Mittel gut angelegt sind. Jeder Jugendliche, der in eine Ausbildung oder in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden kann, ist nicht auf spätere staatliche Transferleistungen angewiesen. Insoweit profitiert von diesem speziellen Bildungsgang die gesamte Kreisgemeinschaft." Das sieht auch Klaus-Dieter Völker, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag, so: "Das ist gut angelegtes Geld für ein nachweislich erfolgreiches Bildungsprogramm: eine für die Jugendlichen Mut machende Motivation für den weiteren Lebensweg und Start ins Arbeitsleben. Das bedeutet zugleich eine wesentliche finanzielle Entlastung für die Gesellschaft im Vergleich zu den erheblich höheren Kosten, die bei Arbeitslosigkeit der Betroffenen über Hartz IV auf die öffentlichen Haushalte zugekommen wären." Der Kreis hat für die 400 erfolgreichen Absolventen rund 1,6 Millionen Euro in dieser Zeit aufgewendet. Das entspricht durchschnittlich 4000 Euro pro Teilnehmer.

(RP)
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