Ratingen Knatsch im Rathaus

Düsseldorf · In der Personalversammlung der Stadtverwaltung gab es heftige Vorwürfe gegen Bürgermeister Harald Birkenkamp. Desaströses Ergebnis einer Umfrage: Die meisten sind unzufrieden mit der Verwaltungsspitze.

 Bürgermeister Harald Birkenkamp.

Bürgermeister Harald Birkenkamp.

Foto: Achim Blazy

Bei der Personalversammlung der Stadtverwaltung im Stadttheater ging es hoch her: Im Kreuzfeuer der Kritik stand, wie schon am Abend zuvor im Rat, Bürgermeister Harald Birkenkamp. Das Ergebnis einer Umfrage zum Thema Gesundheit wurde vorgestellt: Es offenbart eine hohe Unzufriedenheit mit der Verwaltungsspitze. Der Frustpegel ist hoch, die Motivation im Keller. Teilnehmer berichteten: "Es brennt an allen Ecken."

Dörr: schweres Geschütz

Personalratsvorsitzender Manfred Dörr fuhr dem Vernehmen nach schweres Geschütz auf: Mit Blick auf die neuesten Werte in Sachen PCB-Belastung soll er Birkenkamp aufgefordert haben, das Rathaus sofort räumen zu lassen. Der jedoch habe die Schuld der Politik gegeben, dass im Rathaus bisher nichts geschehen sei: Er sei doch nur der Bürgermeister. Im Übrigen habe er es einer schwangeren Mitarbeiterin ermöglicht, in ein anderes Gebäude umzuziehen.

Insgesamt 15 Mitarbeiter der Arge sollen einen Brandbrief an den Bürgermeister geschrieben haben: In dem lehnten sie mit Hinweis auf die Arbeitsüberlastung jegliche Verantwortung für ihr Tun ab, hieß es. Fünf Kollegen sollen sich wegbeworben haben.

Vor dem Hintergrund des Betrugsskandals sei auch die Problematik der Gebäudedatei angesprochen worden, war zu hören. Dem Bürgermeister sei vorgeworfen worden, deren Einführung vor Jahren abgelehnt zu haben. Eine Gebäudedatei hätte nach Meinung von Fachleuten einen Betrug in dieser Größenordnung (etwa 2,9 Millionen Euro) verhindern können.

Besonders bei der Feuerwehr brennt es lichterloh: Es hätten sich unzählige Überstunden angehäuft, die oft nicht mehr abzufeiern seien. Die Rede war sogar von Kollegen, die jeweils "über 700 Überstunden" vor sich herschieben. Die Forderung auf Auszahlung werde vom Bürgermeister auf die lange Bank geschoben: Er warte auf ein Urteil in einer ähnlichen Sache, hieß es.

Einen desaströsen Zustand der Verwaltung offenbart das Ergebnis einer Umfrage, das ein Vertreter des Institutes für Betriebliche Gesundheitsförderung vorstellte. Immerhin 61 Prozent der Mitarbeiter hatten an der anonymisierten Befragung teilgenommen.

Das Resultat: Mit dem "Interesse der Verwaltungsführung für die Mitarbeiter" zeigten sich 69 Prozent "unzufrieden". Bei der Feuerwehr sind es gar 78 Prozent. Auch mit dem Bild, das die Stadtverwaltung in der Öffentlichkeit abgibt, sind 59 Prozent der Mitarbeiter unzufrieden. Nur drei Prozent sind "sehr zufrieden". Auf die Frage "Hat sich Ihre Motivation in den letzten Jahren verändert?" kreuzten jeweils 43 Prozent "negativ" (Feuerwehr sogar 53 Prozent) und "unverändert" an.

Stadt: Umfrage wird analysiert

Das "Betriebsklima in der gesamten Verwaltung" wird von immerhin 18 Prozent als "mangelhaft" beurteilt. Auch bei dieser Frage stimmte die Wehr sehr deutlich ab: 34 Prozent für "mangelhaft", null Prozent für "sehr gut".

"Die interne Mitarbeiterumfrage wird sehr genau analysiert. Die Arbeitsgruppe Betriebliche Gesundheitsfürsorge wird überlegen, wie die Ergebnisse in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können", meinte Ulrike Elschenbroich vom Presseamt auf Anfrage unserer Redaktion.

(RP)
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