Uwe Kohlfeldt Kleine Nummer - große Abschreckung

Ratingen · Mit Fahrradcodier-Aktionen will die Polizei dem Diebstahl vorbeugen. Im laufenden Jahr scheint das zu gelingen.

 Bei der Fahrrad-Codierung brachte Kriminalhauptkommissar Uwe Kohlfeldt von der Kreispolizei als Aufkleber kleine Nummernschilder mit "ME" und einer fortlaufenden Ziffer an.

Bei der Fahrrad-Codierung brachte Kriminalhauptkommissar Uwe Kohlfeldt von der Kreispolizei als Aufkleber kleine Nummernschilder mit "ME" und einer fortlaufenden Ziffer an.

Foto: RALPH MATZERATH

kreis mettmann Der Trend läuft momentan zugunsten ehrlicher Fahrradbesitzer: 2014 wurden in der ersten Jahreshälfte 737 Fahrräder im Kreis Mettmann gestohlen, im ersten Halbjahr 2015 waren es deutlich weniger. Einen Anteil daran hat die Fahrradcodierung - also die eindeutige Zuordnung von Rad und Eigentümer. Entweder wird eine Kombination aus den Halterinitialen und Kennzahlen für Straße, Hausnummer und Wohnort in den Fahrradrahmen eingefräst; diese Daten sind nirgendwo sonst gesondert erfasst. Oder es wird ein kleines Nummernschild mit "ME - und einer fortlaufenden Ziffer" aufgeklebt. Nach der zweitgenannten Methode habe die Kreispolizei bereits mehr als 2200 Räder in einer Computerdatei erfasst, sagt Kriminalhauptkommissar Uwe Kohlfeldt von der Abteilung Kriminalprävention.

Wie viel Räder werden pro dreistündigem Termin gratis von der Polizei erfasst?

Uwe Kohlfeldt Das ist zum Teil abhängig vom Wetter. Im Schnitt sind es bis zu 100 Fahrräder. In Langenfeld und Monheim ist der Andrang manchmal besonders groß. Da können es auch schon mal mehr als 110 Räder pro Termin sein.

Welche Unterlagen müssen die Bürger mitbringen, um in der Fahrraddatei erfasst zu werden?

Kohlfeldt Ganz wichtig - auch wenn es komisch klingt: Zunächst einmal sollten die Bürger ihr Fahrrad mitbringen. Es gab schon manche Anfrage nach dem Motto: "Können Sie mir einen Aufkleber mitgeben?" Das machen wir natürlich nicht. Die Fahrradhalter müssen sich per Personalausweis ausweisen können und sollten einen Eigentumsnachweis für ihr Rad mitbringen - zum Beispiel eine Rechnung. Falls die nicht aufzufinden ist, reicht in Ausnahmefällen der Personalausweis. Dann werden die Daten des Fahrrades wie die Rahmennummer, Modell, Farbe, Gangschaltung etc. aufgenommen.

Und dann?

kohlfeldt Wir überprüfen kurz, ob dieses Fahrrad als gestohlen gemeldet ist und geben dann einen Aufkleber aus, der wie ein kleines Autokennzeichen aussieht. Dort stehen "ME" für den Kreis Mettmann drauf und eine Ziffer, die in unserer Datei mit den Halterdaten verbunden ist. Diese Datei kann an der Datenstation der Kreispolizei und von der Leitstelle abgefragt werden. So können wir rasch überprüfen, ob der Halter auf dem Fahrrad sitzt oder jemand, der es kurz zuvor gestohlen hat.

Können die Klebeschilder nicht abgeknibbelt werden - im Unterschied zu den eingefrästen Fahrrad-Codes?

Kohlfeldt Gerade bei teuren Fahrrädern darf man gar nicht einfach in den Rahmen fräsen. Deshalb haben wir uns für die Variante mit den Aufklebern entschieden. Die halten bombenfest und lassen sich - vergleichbar mit TÜV-Plaketten - nicht in einem Anlauf entfernen.

Wie viele Räder konnten mit Hilfe der Codes wieder an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden?

Kohlfeldt Darüber führen wir keine Statistik. Aber nach den ersten Zahlen aus diesem Jahr scheinen sich unsere Anstrengungen zu lohnen. Bisher sind wir im Südkreis Mettmann unterwegs. In Ratingen noch nicht - dort gibt es offenbar einen Ausreißer nach oben - also mehr Fahrraddiebstähle. Das werden wir uns sehr genau anschauen und eventuell vorschlagen, Ratingen in das Vorbeugungsprogramm der Codierung einzubeziehen.

Wo sind besondere Gefahrenorte für Fahrräder?

Kohlfeldt An allen S-Bahn-Haltestellen, in Innenstädten, an Schulen und - gerade jetzt im Sommer - an Freibädern.

Was sollen Bürger tun, die ein auf einem Flohmarkt ein gebrauchtes Rad günstig kaufen wollen?

Kohlfeldt Man sollte sich auf jeden Fall den Personalausweis des Verkäufers zeigen lassen - und dessen Daten auch ganz sorgfältig notieren. Falls das Rad codiert ist, kann man hinterher mit Hilfe der Polizei feststellen lassen, ob es dem Vorbesitzer gestohlen wurde. Dann muss man das scheinbar günstig erworbene Rad zwar abgeben, über die Personaldaten können wir jedoch dann den Verkäufer ermitteln.

DIRK NEUBAUER STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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