Ratingen Kinder lernen in den Ferien schwimmen

Ratingen · Eine aktuelle Studie besagt, dass jeder vierte Fünftklässler nicht schwimmen kann.

 Die Stadt Ratingen bietet in Kooperation mit dem TV Ratingen einen Schwimmkursus für Dritt- bis Sechstklässler im Hallenbad Ratingen an.

Die Stadt Ratingen bietet in Kooperation mit dem TV Ratingen einen Schwimmkursus für Dritt- bis Sechstklässler im Hallenbad Ratingen an.

Foto: A. Blazy

Mustafas Gesicht glüht: vor Anstrengung, vor allem aber vor Stolz. Gerade eben ist der Neunjährige das erste Mal, ohne jegliche Schwimmhilfe und ohne Begleitung durch eine der vier Schwimmlehrerinnen, eine komplette Bahn, 25 Meter, im tiefen Becken durchgeschwommen. "Ich hab's geschafft", japst der Ratinger Schüler, als er mit den Händen den Beckenrand berührt, seine Freude darüber ist riesig, die der anderen Beteiligten ebenfalls. "Toll Mustafa", lobt Andrea Steiner vom Sportamt der Stadt Ratingen und strahlt mit dem Jungen geradezu um die Wette. Und Schwimmtrainerin Larissa schlägt direkt vor: "Wenn du dich erholt hast, Mustafa, dann machst du das noch mal und schon hast du dein Seepferdchenabzeichen."

Mustafa ist eins von sieben Kindern in der Gruppe, die in den Herbstferien morgens zwischen 10 und 11 Uhr Schwimmunterricht bekommt. "Wir haben insgesamt drei Gruppen", erläutert Andrea Steiner, "die Kinder werden zu Beginn der Ferien nach dem Stand ihrer Fähigkeiten eingeteilt." Auch Mustafas Zwillingsschwester Tuana freut sich über Fortschritte. "Ich hab' hier schon ganz viel gelernt", sagt sie und streicht sich die nassen Haare aus dem Gesicht. "In der Schule waren so viele Kinder mit im Schwimmunterricht, aber hier sind ja ganz viele Lehrer, die auf uns aufpassen, das ist toll."

Fakt ist: Schwimmen steht zwar während der Grundschulzeit für ein halbes Jahr - meistens im zweiten oder dritten Schuljahr - auf dem Stundenplan. Aber die Klassen sind groß, der Anteil der Nichtschwimmer ebenfalls, das Lehrpersonal dagegen stark begrenzt. "Das kann kaum jemand leisten, dass alle Kinder das Schwimmen dort lernen, das kann gar nicht funktionieren", resümiert Andrea Steiner. Schwimmtrainerin Larissa nickt zustimmend. "Viel mehr Eltern müssten viel früher mit ihren Kindern schwimmen gehen. Wir haben bei uns im Verein Mutter-Kind-Gruppen, da sind die Kinder zwei bis drei Jahre alt, ein optimales Alter für die Wassergewöhnung." Tuana liegt jetzt mit dem Rücken auf dem Wasser, eine Schwimmnudel unterstützt sie, Trainerin Samira ist ununterbrochen an ihrer Seite. "Prima Tuana, du machst das eigentlich alles schon ganz alleine", lobt sie die Neunjährige, die genau wie die anderen Kinder mit viel Freude, Ausdauer und Elan dabei ist.

"Wir haben jedes Jahr Wartelisten", erklärt Andrea Steiner. Ende kommender Woche wird sie ihren Aufgabenbereich bei der Stadt verlassen, bis dahin aber möchte sie noch zwei weitere Ideen auf den Weg bringen. "Zum einen fände ich es toll, wenn bereits Kindergärten Schwimmprojekte anbieten könnten, zum anderen würde ich Gruppen für adipöse Kinder befürworten. Denn diese Kinder meiden Schwimmbäder oft schon aus Schamgefühl." Schwimmen, das findet auch Trainerin Larissa, gehört neben Fahrrad fahren zu den ganz elementaren Sportarten, die jeder Mensch beherrschen sollte.

(RP)
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