Ratingen Kind einer „jeck verdötschten“ Familie

RATINGEN · Katrin Hofmann ist der Ratinger Hoppeditz und auch sonst mit dem Brauchtum eng verbunden. Kein Wunder, denn ihre ganze Familie ist jeck.

 Katrin Hofmann ist als Hoppeditz in ihrem Element. In ihrer aktuellen Rede hat sie mit Stadtspitze und Politik abgerechnet.

Katrin Hofmann ist als Hoppeditz in ihrem Element. In ihrer aktuellen Rede hat sie mit Stadtspitze und Politik abgerechnet.

Foto: Blazy, Achim (abz)

In der nächsten Woche ist sie tot. Zumindest geht die Gestalt dahin, die sie generell seit sechs Jahren und dann immer ab dem 11.11. gespielt hat. Sie, das ist Katrin Hofmann, eingeborene Ratingerin, 35 Jahre alt und in einem wahrhaft guten Sinn dem Brauchtum verbunden. Sie ist am Martinstag aus dem Karton gesprungen und hat mit ihrer Rede die fünfte Jahreszeit eingeläutet (mit Glöckchen an der Strickmütze). Beim Abschied nach den tollen Tagen wird sie als offizielle Darstellerin des Gesamtphänomens Jecksein eigentlich einen leisen Abgang machen. Mit rituellen Beerdigungen hat sie nichts am Hut.

Als sie im damals neuen Ratinger Marienkrankenhaus das Licht der Welt erblickte, hatten ihre Eltern Hildegard und Theo Pollheim mit drei Söhnen bereits für eine Tochter den Weg in eine normal jeck verdötschte (O-Ton Hofmann) Großfamilie geebnet. Sie wurde jedoch keine Prinzessin, bekam aber als erstes Karnevalskostüm einen Strampler mit Punkten.

Es würde viele Zeilen füllen, die Ehren- und Spaßämter der Eltern auch nur annähernd zu würdigen. Und das ist auch der, sagen wir mal Humus, auf dem ein für Spaß und Unterhaltung offenes Menschenkind gedeihen kann.

Ein Bruder war bereits Kinderpräsident im Ratinger Kinder-Karneval (RaKiKa genannt) gewesen, als die kleine Schwester mit acht Jahren auch dort mitmischte und Kinder-Hoppeditz und -Präsidentin wurde. Was man da zu tun hatte, brachte die Familie ihr bei. Eine eigene Zutat war der Gardetanz. Daran ließ sie später bei den Funken Rot-Wiss teilhaben. Und die Steigerung kam dann, als Katrin – inzwischen mit Jans Hofmann verheiratet – mit ihm gemeinsam bei den Rot-Wissen die Jugendgarde trainierte.

Auch ein solches Leben ist nicht nur voller Spaß und Unterhaltung, sondern sieht ebenfalls Schule und Ausbildung vor. Katrin Pollheim besuchte nach der Ludgerus-Grundschule Schulen in Ratingen und Düsseldorf. Den Beginn machte sie mit einer Ausbildung zur Verwaltungsfachwirtin in Ratingen, siedelte nach Köln um und wurde Diplom-Verwaltungsfachwirtin und wirkt nun beim Land NRW. „Meine Arbeit macht mir unheimlich Freude“, sagt Katrin Hofmann. Und wer so innig beim institutionellen Spaß unterwegs ist, wird wohl wissen, was Freude ist.

Freude machen ihr Tanzen, was sie in irgendeiner Form seit dem vierten Lebensjahr tut, sie lebt fürs heimische Brauchtum – sommers wie winters – für die Mundart, vornehmlich in Mutters Ratinger We-iter-Verein. Spaß macht ihr die Arbeit, wenn sie mit ihrem Mann die Mädchen und den Quotenmann in der blau-weißen Prinzengarde auf Zack bringt.

Katrin Hofmann geht als „Et Trin us Eggerscheidt“ in die Bütt, schnitzt noch bis zur letzten Minute an ihrer Hoppeditz-Rede, die nur die Mutter gegenliest. Für sie hat der andernorts Nubbel Genannte für diese Session ausgescherzt.

Sie könnte sich also am nächsten Mittwoch mit Aschenkreuz auf der Stirn und Hering auf dem Teller in den Schatten der in Ratingen geplanten Hoppeditz-Beerdigungen setzen. Und dann mit dem Schneidermeister Wibbel des Düsseldorfer Schriftstellers, Dichters und Dramatikers Hans Müller-Schlösser sagen:„Nä, watt bin ich für ’ne schöne Leich“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort