Ratingen Kartoffeln – so klein wie nie

Düsseldorf · Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft: "Die Kartoffelernte fällt europaweit niedrig aus." Lange Trockenheit hat den Knollen arg zugesetzt – die Pommes werden kürzer.

Die europäische Kartoffelernte fällt in diesem Jahr voraussichtlich so klein aus wie noch nie. "Auch in der Kreisbauernschaft Mettmann erwarten wir geringere Erträge", betont Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. "Entscheidend für die Versorgungslage sind aber nicht nur die Erträge, sondern auch die Qualitäten und die Größe", so Dahlmann. Bei den Frühkartoffeln seien in Deutschland Mindererträge von zehn bis 15 Prozent festzustellen. Nach einer hochpreisigen Frühkartoffelsaison sind die Kurse am Kartoffelmarkt nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Das Preistal ist nach Expertenmeinung bei den Erzeugerpreisen damit schon in der vergangenen Woche erreicht worden.

Die gerade begonnene Haupternte sei um rund zehn Tage verspätet. Schuld seien die Witterungsextreme – erst zu kalt, dann zu trocken und schließlich zu nass. Letzteres erschwert derzeit das Roden ganz besonders.

"Da Kartoffeln zu rund 80 Prozent aus Wasser bestehen, haben Trockenperioden wie im Juli tiefgreifende Folgen für das Wachstum, und die Kartoffeln bleiben kleiner", erklärt Martin Dahlmann. So sei es wahrscheinlich, dass die Pommes in diesem Jahr kürzer ausfielen. Die Ernte auf den Feldern, die während der Hitzeperiode beregnet werden konnten, würde hingegen aller Voraussicht nach durchschnittlich ausfallen. "Daher wird die heimische gute Qualität, die der Verbraucher schätzt, in diesem Jahr ihren Preis haben", so der Vorsitzende. Der Frischverzehr von Kartoffeln könnte höher sein. "Die Bauern wünschen sich mehr Verbraucher, die regelmäßig Kartoffeln essen", so Dahlmann. Gegenüber dem Vorjahr nahm der Kartoffelanbau in NRW von der Fläche her um 4,1 Prozent zu. Rheinlandweit wurden nach Angaben des Landesbetriebes Information und Technik NRW (IT NRW) im Jahr 2010 auf 23 161 Hektar Kartoffeln angebaut, in NRW auf 31 580 Hektar.

"Drei von vier NRW-Kartoffeln kommen aus der hiesigen Region", hebt der Vorsitzende die Bedeutung des Kartoffelanbaus im Rheinland hervor. Nach Bayern und Niedersachsen ist NRW deutschlandweit das stärkste Kartoffelanbauland. Nach Angaben des DBV, der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) und der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Früh- und Speisekartoffeln werden in diesem Jahr im Bundesgebiet rund 9,8 Millionen Tonnen Kartoffeln gerodet.

Um für die tolle Knolle zu werben, haben der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) und der Rheinische LandFrauenverband eine Kartoffelkönigin berufen. In diesem Jahr wirbt Katharina Boßmann aus Emmerich auf Bauernmärkten, Erntedankfesten und Kartoffeltagen für die Kartoffel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort