Nach Sanierung Kalkwerke-Büro ist heute ein Wohnhaus

75 Jahre wechselhafte Geschichte: Das Gebäude der Kalkwerke in Hofermühle wurde zunächst zur Schankwirtschaft umgebaut. Heute ist an der Ratinger Straße 75 ein Architekturbüro beheimatet. Auch die Adresse hat sich geändert.

 Das Haus an der Ratinger Straße in Hofermühle ist nach der Sanierung ein Schmuckstück geworden.

Das Haus an der Ratinger Straße in Hofermühle ist nach der Sanierung ein Schmuckstück geworden.

Foto: Achim Blazy (abz)

„Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.“ Wer Heiligenhaus aus dem Süden über die Ratinger Straße anfährt, dem begegnet diese Zeile von Ingeborg Bachmann an der Häuserwand eines eindrucksvollen Gebäudes. Einst prangte an dem Haus mit dem Logo einer Versicherung Werbung, nun ist es ein Vers, der, optisch durchaus mit einem Kniff versetzt, am Südgiebel auch das Thema der thermischen Solaranlage aufnimmt, die direkt neben ihm hängt und zur Unterstützung der Heizungsanlage dient.

Um 2006 wurde das Gebäude schrittweise saniert und modernisiert. An der Fassade, aber auch innen war es den Bauherren dabei wichtig, historische Details zu erhalten und fachgerecht aufzuarbeiten.

Errichtet wurde das Haus zu Beginn des 20. Jahrhunderts – wahrscheinlich, als die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke aus Dornap (RWK) in der Hofermühle ihr Kalkwerk errichteten. Nördlich der Kalkbahnstrecke richteten sie dort ein Bürohaus für ihre Betriebsabteilung Hofermühle ein. Wann genau? Dem forschte bereits der ehemalige Stadtarchivar Hartmut Nolte hinterher; in einem Aufsatz in der Geschichtsvereins-Broschüre „Cis Hilinciweg“ notierte er: „Leider existiert von dem Gebäude aus den Anfängen keine Akte im Bauamt mehr. Erst ab 1910 setzt die schriftliche Überlieferung dort ein.“

Auf anderem Weg ließen sich jedoch vorhandene Unterlagen noch um Bauzeichnungen und einen Lageplan aus dem Jahr 1925 ergänzen. „Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung hat diese auf Leinen gezogene Zeichnung vor etlichen Jahren aus einem Müllcontainer gefischt und so der Nachwelt erhalten.“ Der früheste schriftliche Hinweis auf das Gebäude findet sich aber bereits in einem Adressbuch von 1906/07. Dort war es an der Adresse „Hasselbeck 16“ vermerkt, Besitzer: Die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke.

Lange sollten die Kalkwerke dort jedenfalls wohl nicht ihr „Bureau“ unterhalten. In einem weiteren Adressbuch von 1909/10 ist bereits der Wülfrather Bauunternehmer Friedrich Höpter als Besitzer angezeigt, der dort die „Schenkwirtschaft zum Angertal“ betrieben haben soll. Er war 1904 nach Heiligenhaus gekommen, zog allerdings 1910 auch schon wieder in seine Wülfrather Heimat zurück. Vor seinem Wegzug und dem Verkauf des Hauses an Walter Berndroth beantragte er noch die Vergrößerung des Gebäudes um eine Terrasse mit darunterliegender Kegelbahn und einem Gesellschaftszimmer.

Die Bauabnahme durch das Bauamt erfolgte da aber schon bei dem neuen Besitzer. „Seine Wirtschaft war sofort eine beliebte Anlaufstelle für die mit dem Personenzug in das Angertal Reisenden und für Heiligenhauser, die durch das idyllische Angertal wandern wollen.“ 1921 erwarben dann die Brüder Schäfer das Haus und vermieteten das Lokal, sowie ein dazugekommenes Lebensmittelgeschäft. Zuerst an Friedrich Stickerschmidt, dann an den gebürtigen Italiener Giovanni Busato. In den 60er Jahren übernahm dann Hans Molitor die Gaststätte, in der auch zu Beginn der katholische Pfarrer einmal in der Woche eine Messe abhielt, zu dieser Zeit änderte sich auch die Adresse des Hauses, sie wurde zur Ratinger Straße 75. Bis 1972 lässt sich eine gastronomische Nutzung hier nachweisen, ab 1981 wurden dann ein Lager und eine Reparaturwerkstatt eingerichtet. Gewohnt wurde in den oberen Etagen übrigens schon sehr früh. Nun findet sich dort ein Architekturbüro.

Im nächsten Teil geht es um eine Heiligenhauser Firmengeschichte.

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