Ratingen Jugendliche betrunken - Rettungskräfte müssen ran

Ratingen · "Guten Tag, ich komme vom Jugendamt. Ich möchte Sie bitten, darauf zu achten, dass sie die Flaschen und den Müll hier nicht liegen lassen."

 Michael Hansmeier vom Jugendamt spricht mit Jugendlichen über die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums.

Michael Hansmeier vom Jugendamt spricht mit Jugendlichen über die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums.

Foto: achim blazy

Wie oft Michael Hansmeier diesen Satz rund um den Marktplatz gesagt hat, weiß er nicht mehr. Immer wieder spricht er Gruppen von jungen Leuten an, ermahnt sie, den Bereich sauber zu verlassen oder fragt nach dem Alter. "Nee, lass mal, ich bin schon 21", winkt einer ab, bleibt aber trotzdem freundlich.

Gemeinsam mit den Mitarbeitern des Ordnungsamts, zwei Sicherheitsdiensten und einem großen Polizeiaufgebot in zivil und uniformiert versucht Hansmeier, das Chaos nicht zu sehr ausarten zu lassen.

"Ich nutze die Gelegenheit, über eine freundliche Ansprache mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und sie so für die Problematik rund um die Feier zu sensibilisieren", sagt der Sozialpädagoge, der nicht bloß als Jugendschützer vor Ort ist, sondern auch als Verantwortlicher für den Jugendrat. Der ruft schon um kurz nach 12 Uhr per Mobiltelefon um Hilfe: 130 Liter Alt auf dem Marktplatz gehen zur Neige. Was die letzten Jahre reichte, ist diesmal zu wenig. "Die Erwachsenen verzehren mehr als die Jugendlichen", schmunzelt Hansmeier.

Auf seiner Runde trifft er immer wieder die unerfreuliche Spezies der Wildpinkler. Auf die hat das Ordnungsamt ein besonders Auge. "Da hatten wir rund um den Marktplatz eine ganze Menge, aber wir können nicht überall sein", sagt Martyna Mych vom Außendienst des Ordnungsamtes. Auch wenn das Wasserlassen in der Öffentlichkeit eine Rechnung über 35 Euro nach sich zieht, waren ihre Begegnungen an diesem Tag meist freundlich: "Die Leute verhalten sich in der Regel einsichtig."

Unerfreuliches erlebt dagegen Michael Hansmeier. Auf einem kleinen Spielplatz an der Turmstraße trifft er auf einen 15-Jährigen, der so stark alkoholisiert ist, dass er ihn nicht alleine lassen kann. "Wir rufen bei Dir zuhause an und lassen Dich abholen. So können wir Dich nicht gehen lassen", entscheidet er. Nach leichtem Murren gibt der junge Mann dann auch die Nummer der Mutter an, die ihn kurze Zeit später abholt.

Was bis zum Mittag noch friedlich und ohne große Zwischenfälle verlief, wurde plötzlich hektisch. Immer mehr Einsätze für den Rettungsdienst kamen auf. Im kleinen Park an der Wallstraße musste ein 17-Jähriger, der nicht mehr ansprechbar war, von Rettungskräften kurzzeitig sogar beatmet werden. "Er hat plötzlich nicht mehr geatmet", berichtet eine Freundin unter Tränen.

(wol)
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