Ratingen Jonges feiern: Dicker Turm wird 550 Jahre alt

Ratingen · Der Dicke Turm wird 550 Jahre alt. Von 1439 bis 1464 wurde er gebaut und gilt heute als Repräsentant der Wehrtechnik des 15. Jahrhunderts. Jetzt laden die Jonges zum Turmfest mit Führungen ein.

 Das Bild aus dem Jahr 2007 zeigt die Jonges, die den Umbau des Dicken Turms vorstellen.

Das Bild aus dem Jahr 2007 zeigt die Jonges, die den Umbau des Dicken Turms vorstellen.

Foto: blazy

Die Zahlen sind mindestens ebenso beeindruckend wie der Anblick an sich: bis zu 3,50 Meter dickes Bruchsteinmauerwerk auf einer Höhe von 13 Metern. Der Dicke Turm und der daran gebaute Teil der historischen Stadtmauer in der Turmstraße sind zweifelsohne einer der Blickfänge der historischen Innenstadt. 550 Jahre alt wird der Turm in diesem Jahr. Ein Geburtstag, den die Jonges ganz besonders feiern, haben sie schließlich eine ganz spezielle Verbindung zu dem Gemäuer.

 Rund 200 000 Euro haben die Arbeiten an dem Turm mit angebauter Stadtmauer verschlungen.

Rund 200 000 Euro haben die Arbeiten an dem Turm mit angebauter Stadtmauer verschlungen.

Foto: achim blazy

"Vergangenes lebendig werden zu lassen, ist eines der ständigen Anliegen der Jonges", sagt Vereinssprecher Dieter Wellmann: "Unter diesem Aspekt ist auch die Übernahme und Sanierung des Turms durch den Verein zu sehen." 1981 begann die Stadt erstmals mit Sanierungsarbeiten. In den Jahren 1981/1982 erfolgte die erste Sanierung durch die Stadt. 1990 wollte sich die Karnevalsgesellschaft Anger-Garde an einer Totalsanierung versuchen, scheiterte doch schon sehr schnell mit ihren Bemühungen. Erst 2003 wagte man sich wieder an das alte Gemäuer - die Jonges nahmen sich der Sache an. Doch es dauerte fast vier Jahre, bis die Arbeiten begannen, die zu einem großen Teil aus Spenden finanziert wurden. "Nach der Planungs- und Genehmigungsphase mit Berücksichtigung der denkmal- und brandschutztechnischen Belange wurde am 17. März 2007 der Beginn der Arbeiten mit dem ersten Turmfest gefeiert", erinnert sich Wellmann.

Anderthalb Jahre später waren die Arbeiten abgeschlossen, im Mai 2009 folgte dann die Schlüsselübergabe an die Jonges, die seitdem ihre Geschäftsstelle dort untergebracht haben. Nach vielen Jahren Bauzeit waren die Arbeiten soweit abgeschlossen. Dabei gab es viel zu tun: Zuerst wurde der Turm vom Bewuchs befreit, dann erfolgte die Verlegung der Anschlussleitungen (Gas, Wasser, Strom), und durch das Aufsetzen eines flach geneigten Daches wurde das Innere des Turmes trocken gelegt. Der Dicke Turm ist einer der letzten drei noch erhaltenen Stadttürme des mittelalterlichen Befestigungsrings. Er wurde von 1439 bis 1464 gebaut und repräsentiert mit seiner speziellen Bauweise - dicke Bruchsteinwand, Schießscharten - die Wehrtechnik des 15. Jahrhunderts. Sie war eine Reaktion auf pulvergetriebene Angriffswaffen mit großer Durchschlagskraft. Der Turm mit anschließenden Mauerresten und dem heutigen Stadtgraben lässt die Bauweise der mittelalterlichen Befestigungsanlage hervorragend erkennen. Neben der Bruchsteinwand ist noch die originale Zugangsöffnung mit Kalksteingewände sowie die originale Turmtreppe im Inneren aus Kalksteinplatten auf einer Bruchsteinmauerung zu sehen.

Nach außen zum Stadtgraben hin befindet sich noch die ursprüngliche Schießschartenöffnung. Vor der Mauer befand sich zur damaligen Zeit ein acht Meter breiter und fünf Meter tiefer Stadtgraben, der nur an den vier Torburgen von Zugbrücken überbrückt wurde. "Um diese Überlieferungen wach zu halten, haben die Jonges den Dicken Turm saniert und so für die Öffentlichkeit dauerhaft erhalten", stellt Dieter Wellmann klar.

Insgesamt rund 200 000 Euro haben die Arbeiten verschlungen. 54 000 Euro kamen durch den Verkauf von symbolischen Bausteinen zusammen, die Stadt gab 45 000 Euro dazu, dazu kam die Förderung der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege mit ebenfalls fast 45 000 Euro.

Ein weiteres bauhistorisches Engagement der Jonges: Nach der Sanierung der Hauser Kapelle haben sie nun die Restaurierung des so genannten Portikus auf dem Ehrenhof am Peter-Brüning-Platz ins Visier genommen. Das Bauwerk im Ehrenfriedhof ist aus Steinen konstruiert, die von einer im Jahr 1909 am Markt abgebrochenen Kapelle stammen. Schon einmal ist das Ensemble saniert worden - im Jahr 1991 wurde es mit Unterstützung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege und des Bauunternehmers Calogero Pizzino in Ordnung gebracht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort