Ratingen "Jeder kann malen"
Ratingen · Gerda Lomoth bietet regelmäßig Malkurse in der Weißen Villa der Arbeiterwohlfahrt auf der Düsseldorfer Straße an. Die Autodidaktin versteht es offenbar, ihre Schüler zu ermutigen. Die Nachfrage ist groß, die Warteliste lang.
Gerda Lomoth, Vorstandsmitglied der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und Künstlerin, hat schon in frühen Jahren die Malerei für sich entdeckt. Aus der Begeisterung für die Kunst wurde ein Beruf, doch die Leidenschaft dafür hat sie nicht verloren. Vor zwei Jahren hatte sie die Idee, in der "Weißen Villa" der Awo auf der Düsseldorfer Straße ehrenamtlich einen Kursus für Malerei anzubieten, frei nach dem Motto "Wer nicht malen kann, komme zu mir" — denn Lomoth pflegt zu sagen: "Jeder kann malen, wenn er nur will."
Lomoth startete mit acht Frauen und einem Mann (der einzige, der schon malen konnte) zwischen 60 und 80 Jahre, arbeitete zunächst an dem mangelnden Vertrauen der Teilnehmer in die eigenen Fähigkeiten mit dem Ziel, die eigene Begeisterung für die Malerei an andere weiterzugeben.
"Unser erstes Motiv war eine kleine Statue eines Barockengels, den die Kursteilnehmer für fünf Minuten zeichnen sollten", erzählt Lomoth, und ergänzt freimütig: "Natürlich waren die ersten Zeichnungen katastrophal. Ich habe sie eingesammelt und für die Teilnehmer aufgehoben, damit sie später sehen können, welche Fortschritte sie gemacht haben".
Tatsächlich war das erste, was die Teilnehmer von Lomoth lernten, nicht das freie Zeichnen, sondern das Kopieren. "Auch die großen Meister haben durch das Kopieren von anderen großen Meistern ein Gefühl für Formen und Motive und das Malen entwickelt", erklärt Lomoth. Im kleinen Kreis schwand dann allmählich die Zurückhaltung und es zeigten sich die ersten versteckten Talente. "Es war wichtig, dass sich die Teilnehmer wohlfühlen. In dieser netten Gruppe braucht sich niemand zurückzuhalten", so Lomoth.
Nach wenigen Wochen waren die ersten Kunstwerke schon in einer Ausstellung zu sehen und die Maler in ihrer Begeisterung nicht mehr zu bremsen. "Ich höre von vielen, dass sie sich jede Woche wieder auf den Montag in der Weißen Villa freuen. In der Gruppe haben sich trotz der unterschiedlichen Charaktere Freundschaften gebildet", sagt Gerda Lomoth.
Auf die Ausstellung folgten noch drei weitere, jede mit einem jahreszeitlich passenden Thema. Bald zeigte sich auch, welche Teilnehmer welche Talente haben. So verstand sich eine Schülerin besonders auf Portraitmalerei. In der mittlerweile fünften Ausstellung kann man zurzeit neben Whitney Houston und Amy Winehouse auch Claudia Schiffer auf der Leinwand bewundern.
Für diese Ausstellung hatten sich alle mehr Zeit nehmen wollen, denn mit den gestiegenen Fähigkeiten wuchsen auch die Anforderungen an sich selbst und das Wettbewerbsfieber. "Ich beobachte, dass sich alle gerne untereinander vergleichen. Ich rate ihnen auch, nicht immer so viel auf mich zu hören, damit sie ihren eigenen Stil entwickeln können", betont die Lehrerin.
In der fünften Ausstellung zum Thema "Inspiration — das Geheimnis des Lebens" tat sich Rosi Findeis-Schröter besonders hervor. Sie malte einen "überirdischen Gott" in leuchtenden Rot- und Gelbtönen, dessen Kopf in Flammen steht. "Dieses Bild zeigt vor allem Faszination und hat eine Aura. Außerdem kann man hier sehr gut sehen, wie sich die Malerin vom zweidimensionalen zum dreidimensionalen Malen mit Schatten und Räumlichkeit entwickelt hat", erläutert die Lehrerin.
Auch das Portrait von Audrey Hepburn ist gelungen. Mit fielen feinen Linien und der unverkennbaren Hochsteckfrisur fällt das zarte Gesicht sofort ins Auge, im starken Kontrast dazu steht der raue Hintergrund aus Farbe mit spezieller Struktur.
Mit dem Erfolg der Ausstellungen wird auch der Kursus immer beliebter. Viele haben sich auf eine Warteliste eingetragen, denn Gerda Lomoth hat bewiesen: Jeder kann malen.
