Heiligenhaus Jagdschein ist die Lizenz für die Pirsch

Heiligenhaus · Zehn Aspiranten wollen das grüne Abitur, wie der Kursus für angehende Jäger auch heißt. Für den Schein werden sie noch bis zum Frühjahr im Umweltbildungszentrum pauken. Außerdem üben sie auf dem Schießstand.

Heiligenhaus: Jagdschein ist die Lizenz für die Pirsch
Foto: Blazy, Achim (abz)

Sie wollen den Wald nicht nur erleben, sie möchten ihn verstehen - und vielleicht möchten sie ihn auch gestalten. Zehn Jagdschein-Anwärter pauken noch bis nächstes Jahr im Umweltbildungszentrum für den Jagdschein. Der ist für sie weit mehr als nur die Lizenz zum Schießen auf Tiere. Nicht umsonst trägt die Prüfung dafür den Namen "Grünes Abitur" - das Lernpensum ist hoch, der Stoff umfangreich.

Acht Monate lang lernen rund zehn Jagdschein-Anwärter zwar auch das Schießen, sie lernen aber vor allem die Natur kennen. Wildtierkunde und -biologie, Land- und Waldbau, Naturschutz, sowie Waffenkunde sind Hauptbestandteile des Lehrstoffes. Am Dienstag stand für die Lerngruppe dabei Jagdrecht auf dem Programm. Was zum Beispiel ist Waldgerechtigkeit? Dabei lassen sich Dozent Markus Koch und seine Schüler auch nicht von einem kaputten Projektor abhalten. Denn gerade was das Jagdrecht betrifft, leben die Jäger in spannenden Zeiten. Der von der rot-grünen Landesregierung erarbeitete Gesetzentwurf zum neuen Jagdgesetz stößt auf heftigen Widerstand der Jäger. Die Gruppe im UBZ allerdings lernt erst mal mit den alten Gesetzen, "welche Neuerungen dann anstehen könnten, werde ich aber immer wieder einfügen", so der Rechtsanwalt Koch. Es ist eine umfangreiche Aufgabe, der sich die Damen und Herren stellen. "Ich weiß nicht, wie es ist, auf Tiere zu schießen und ob ich das überhaupt kann", sagt ein Teilnehmer. Und so stellt sich die Frage, ob sie dabei - bestandene Prüfung vorausgesetzt - auch tatsächlich jagen gehen werden? Eine spannende Frage, findet auch Dozent Markus Koch. "Jäger töten Wild. Sie greifen damit in die Natur ein. Das ist unbestritten. Unter welchen ethischen Gesichtspunkten tun sie das? Und welche Verantwortung steckt dahinter, darüber muss man sich Gedanken machen."

Einige Kursteilnehmer kennen die Jagd, von Freunden oder Familie, für andere steht das Wissen über die Natur im Vordergrund. "Es muss Leute geben, die das tun", weiß eine Teilnehmerin um die Verantwortung der Jäger. Im aktuellen Jägerkursus hat sich dabei eine bunt gemischte Truppe zusammen gefunden, um gemeinsam für das "Grüne Abitur" zu lernen. Sie kommen aus dem Umkreis, Mettmann, Wülfrath und Wuppertal und auch altersmäßig decken sie eine große Bandbreite ab. Die beiden jüngsten Teilnehmer sind 14 Jahre und noch Schüler. Mit 15 Jahren können sie dann ihre Prüfung ablegen. Dozent Markus Koch hat die Jagdausbildung selbst zu Schulzeiten abgelegt. Damals gemeinsam mit Hannes Johannsen, der heute in Heiligenhaus Förster ist und selbst zum Ausbilderteam des Jägerkursus Niederberg gehört. Johannsen hat den Rechtsanwalt Koch übrigens auch angesprochen, ob er nicht Lust hätte, das Team zu ergänzen.

Der ist nun im vierten Jahr dabei, trotz der Kritik an der Jagd überhaupt. "Es gibt Menschen, die die Jagd als frevelhaft erachten. Man darf dabei nicht vergessen, welche Lebensbedingungen Wild im Wald und Feld hat, im Vergleich zu Schlachtvieh aus der Massenzucht, das beim Metzger landet. Es geht um die Frage, mit welchem Respekt Tiere getötet werden."

(RP)
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