Heiligenhaus International School – ein Fall für die Aufsicht

Heiligenhaus · Als Klaus Biehler, pensionierter Grundschulrektor, im März 2008 an der International School (ISH) eine Art zweites Berufsleben begann, tat er das "aus Idealismus", wie er selbst sagt. Ein gutes Jahr arbeitete er als pädagogischer Direktor der privaten Ergänzungsschule – dann ging er. Seine Begründung: "Ich sah keine Perspektive mehr, besonders, was die Erfüllung von Auflagen für den Oberstufenbereich anging". So habe es unter anderem Diskussionen darüber gegeben, "ob der Sportunterricht dem gesetzlich geforderten Anteil an Unterricht in deutscher Sprache zuzurechnen ist". Das habe ihm aus pädagogischen Gründen nicht eingeleuchtet.

Kontakt zur ISH hat der pensionierte Pädagoge nach wie vor. "Lehrer fürchten dort, gehen zu müssen, ohne ihr Gehalt zu bekommen", so Biehler weiter. Die Lage habe sich offenbar seit Ostern verschärft. "Es sieht wohl so aus, dass die Schule derzeit nur noch 120 Schüler hat", ergänzt er. In dieses Bild passt der Umstand, dass die Stadt als Vermieter der beiden Schulgebäude an der Ludgerusschule und am Sportfeld vor wenigen Tagen die Reißleine zog und das Schloss am Haus Ludgerusstraße austauschte (RP berichtete). Klaus Biehler geht davon aus, dass sich "nun das Schulministerium als Schulaufsicht wird kümmern müssen". Damit liegt er richtig. "Wir haben Dr. Ursula Mock aufgefordert, uns in einem Bericht die aktuelle Lage zu schildern", sagte Ministeriumssprecher Jörg Harm auf Anfrage. Ein Bericht außer der Reihe. Für gewöhnlich müssen Ergänzungsschulen einmal pro Jahr über ihre Entwicklung (unter anderem Schülerzahl, Kollegium) reportieren. Hinzu kommen Schulbesuche. Harm: "Zuletzt waren wir im Dezember 2010 an der Schule. Wir hatten weder zu diesem Zeitpunkt noch bei der Anerkennung der Schule Grund, etwas zu monieren." Im Übrigen sei es nicht Aufgabe des Schulministeriums, "das Finanzgebaren eines Trägers zu beurteilen, Ergänzungsschulen erhalten auch kein Geld vom Staat". Allerdings habe die Schulaufsicht nach "wiederholten Klagen über hohe Personalfluktuation" die Schule im Blick. Eine Frist gesetzt habe man für den Situationsbericht nicht und bisher gebe es auch keine weitergehenden Pläne. Harm: "Wir werden den Bericht abwarten."

Auf die RP-Berichterstattung hat unterdessen Roland Franz, Vater einer Schülerin, reagiert: In Zusammenhang mit den beträchtlichen Außenständen der GmbH schreibt er an Dr. Ursula Mock: "Wenn man sich die (im Bundesanzeiger veröffentlichten) Bilanzen der ISH ansieht, wird man feststellen, dass Sie in den letzten Jahren mindestens 1,5 Millionen Euro aus der Schule als Gesellschafterdarlehen entnommen haben." Franz fragt nach der Werthaltigkeit des Darlehens und kommt zu dem Fazit: "Rückzahlung Ihres Darlehens, alle Probleme beseitigt."

Die ISH-Gründerin war auch gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

(RP)
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