Ratingen In der Unfallchirurgie operiert nun eine Frau

Ratingen · Pamela Gimmler ist neue Leitende Oberärztin am St. Marien Krankenhaus.

"Frau Dr. Gimmler fiel bereits beim ersten Vorstellungsgespräch durch ihre überaus professionelle Einstellung und ihr sympathisches Wesen auf. Ich freue mich, dass Sie sich mit ihrer Erfahrung aus großen Unfall- und handchirurgischen Kliniken für meine Abteilung entschieden hat."

Ein Satz, den man sich einrahmen möchte, ein Satz, den Dr. Christian H. Marx, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Marien Krankenhaus in Ratingen, mit voller Überzeugung über seine neue Leitende Oberärztin sagt. Und das spiegelt die Atmosphäre wider, die ihren nicht grauen Alltag seit dem Beginn ihres Jobs in Ratingen im christlichen Haus an der Werdener Straße verschönt.

Sie ist 45 Jahre alt, in Bad Neuenahr geboren, hat lustiges Kräuselhaar und ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Spruch mit dem "Wie man in den Wald hineinruft ..." durchaus stimmen kann. Diese Frau mag man nicht blöd anpampen. Dazu ist sie zu freundlich, zu herzlich. Dabei ist sie auch die Frau, die in ihrem Bereich das Skalpell trefflich und feinmotorisch zu führen weiß. Das Skalpell, das in lazarettpoetischen Schilderungen ehemaliger tapferer Patienten stets als "...und dann habe ich mich unters Messer gelegt" auftaucht. An diesem Satz wäre Einiges zu beanstanden.

Wenn die Eltern Lehrer sind, wenn daheim Hausmusik gemacht wird - dann geht ein kindlicher Berufswunsch nicht unbedingt in Richtung Medizin. Hier aber spielte die Tatsache eine Rolle, dass der Vater Leiter einer Schule für Behinderte war und Tochter Pamela schon einen Hang zum Helfen hatte. Vielleicht nicht wie Mutter Teresa, aber immerhin. Um im Sprachgebrauch zu bleiben: Sie klärte das einmal ab, in dem sie das vorgeschriebene Krankenpflegepraktikum absolvierte und ihre beruflichen Vorstellungen für richtig erachtete.

Während der Famulatur tat sie Gutes in einem Krankenhaus auf Sylt, dann in ihrer Heimatstadt, sie absolvierte ihr praktisches Jahr in Euskirchen und konnte da schon ziemlich verantwortlich arbeiten, sie verarztete in der Schweiz - nicht verunfallte Skiläufer, sondern in Luzern Drachenflieger mit Brüchen. Ihre Doktorarbeit war schon vor der Abschlussprüfung fertig an der Uni Bonn in der Schublade. Und: Sie freute sich darauf, endgültig fest in einem Krankenhaus arbeiten zu können. Und doch ist hier keine Einser-Abiturientin am Werk, die in der Schublade derer ihre Heimat hat, die ihre Superzensur ins Fach Medizin geworfen haben und das Ergebnis schließlich glänzend am Patienten zu amortisieren trachten - hier wollte schon früh jemand zuverlässig arbeiten. Das tat sie dann auch.

Unter anderem an der Unfallklinik Bergmannsheil in Bochum, als Assistenzärztin im Florence-Nightingale-Krankenhaus in Kaiserswerth - zwei Jahre in der Klinik für Allgemein-, Visceral und Thoraxchirurgie, dann acht Jahre in verschiedenen Funktionen in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie. Dasselbe machte sie dann seit 2012 auch im Lukaskrankenhaus in Neuss als Oberärztin.

Und nun Ratingen. Damit gehört Pamela Gimmler zu den weniger als 20 Prozent in der Chirurgie tätigen Frauen. Die Chirurgie gilt gemeinhin als ein sehr zeitintensives und daher familienunfreundliches Fach, sagt das Deutsche Ärzteblatt. Der gedankliche Schluss: Wenn das stimmt, dann muss die berufliche Umgebung all das wett machen, was eine große Familie an Glück zu vermitteln mag, damit man im Job bleibt.

"Ich erfreue mich seit meinem ersten Tag in Ratingen an der freundlichen und teilnahmsvollen Umgebung. Und ich hoffe, dass das natürlich so weitergeht und ich als ein Teil des Teams arbeiten kann, in dem der Patient respektvoll betrachtet, ganzheitlich sehr gut versorgt und freundlich betreut wird", erklärt die neue Leitende Oberärztin, und: "Alles nach dem Motto ,klein aber fein'". Damit ist das Haus gemeint, in dem wegen seiner Überschaubarkeit besonders gut respektvoll miteinander umgegangen werden kann.

(gaha)
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