Angedacht In der fünften Jahreszeit ist alles anders

Man darf ja vielleicht mal davon träumen: Die Mächtigen übergeben die Macht den Narren. So beschreibt eine altbabylonische Inschrift aus dem dritten Jahrtausend v. Chr. ein siebentägiges Fest: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen.

Pfarrer Frank Schulte macht sich Sorgen ums Klima.

Pfarrer Frank Schulte macht sich Sorgen ums Klima.

Foto: RP/Blazy Achim

Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert und dies ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals. (Wikipedia)

Schön wäre es, wenn der Traum von der Gleichheit aller Menschen Karneval überdauern könnte. Denn in der anschließenden Fastenzeit geht es ja gerade darum, dass Gott sich mit uns so weit gleich gestellt hat, dass er gelitten hat und gestorben ist. Ja er wird wie wir und wir wie er. Da drehen sich wie im Karneval die Verhältnisse um.

Oder wie in folgendem Witz: Der stolze Vater prahlt beim Kaffee, wie toll sein einjähriger Sohn schon sprechen kann. „Bubi, sag‘ mal Rhinozeros!“ Der Kleine kommt zum Tisch gekrabbelt, zieht sich an der Tischkante hoch, schaut skeptisch in die Runde und fragt: „Zu wem?“

Witze leben eben ganz oft vom überraschenden Moment, von der Verdrehung der Realität. Oder davon, dass das Kind vielleicht mal schlauer ist als seine Mutter: „Mami möchtest du ein Eis?“ — „Nein.“ — „Gut. Jetzt frag du mich!“. Ja, im Karneval ist alles anders. Das macht seine Spannung aus, das lässt Raum für ausgelassenes Feiern über alle Grenzen hinweg. Ein paar Tage lang, dann ist wieder alles anders: Fastenzeit. In dieser Spannung leben wir, in der Spannung zwischen Feiern und Fasten, zwischen Ausgelassenheit und Besinnung, zwischen Trauer und Freude. Zum Glück, denn immer Karneval zu feiern wäre genauso schrecklich oder langweilig wie immer zu fasten. Genießen wir also das Eine und freuen uns auch auf das Andere.

Zuerst feiern wir den Rosenmontagszug vor der Stadtkirche, wo man für einen guten Zweck essen, trinken und feiern kann. Und dann laden wir ein zur Kunst in der Kirche während der Passionszeit.

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