Rp-Serie Moderne Bauern (teil 6) Hühnerhaltung mit High-Tech

Ratingen · Landwirt Josef Aschenbroich hält rund 15 000 Hühner. Der Betrieb der modernen Ställe läuft größtenteils computergesteuert.

 12 000 Eier werden auf dem Hof von Josef Aschenbroich täglich geprüft, gereinigt, verpackt und verladen. Der Verkauf läuft auch auf dem Haaner Wochenmarkt.

12 000 Eier werden auf dem Hof von Josef Aschenbroich täglich geprüft, gereinigt, verpackt und verladen. Der Verkauf läuft auch auf dem Haaner Wochenmarkt.

Foto: RALPH MATZERATH

Wenn Josef Aschenbroich seinen Hühnerstall betritt, prüft er als erstes die technischen Parameter. Temperatur, Beleuchtung und Luftfeuchtigkeit müssen unter anderem passen, damit die Legehennen ihre Arbeit verrichten. Dutzende Displays, Schalter und Hebel sind an dem Steuerpult der computergesteuerten Anlage zu sehen. Von der Futterzufuhr bis zur Durchlüftung ist der gesamte Stall durchtechnisiert. Anders, sagt der Immigrather Landwirt, sei es nicht möglich, rund 15 000 Legehennen zu halten.

"Täglich müssen hier 12 000 Eier geprüft, gereinigt, verpackt und verladen werden", erläutert der 55-Jährige. "Der hohe logistische Aufwand wäre ohne helfende Maschinen und Computer nicht zu schaffen - außer vielleicht mit vielen Angestellten." Das sei dann allerdings nicht wirtschaftlich. Insgesamt neun Wochenmärkte im Kreisgebiet beliefert Aschenbroich. Zudem gibt es einen Hofverkauf und einige Gastronomiebetriebe, die zum Kundenstamm zählen. Auf etwaige Zwischenhändler verzichtet er dabei bewusst. "Wir verkaufen direkt an den Endkunden", sagt er.

Die Entwicklung zum Hühnerhalter war für ihn immer auch angetrieben von politischen Entscheidungen. Bereits vor Jahrzehnten gab es auf dem Hof der Aschenbroichs Hühner - damals waren es allerdings nur einige hundert. Sein Vater hatte sich noch auf die Zucht von Ferkeln spezialisiert. Als die Fleischerzeugung durch das schleichende Ende der inhabergeführten Metzgereien, die aufkommende Massentierhaltung und neue Vorschriften zunehmend unattraktiv wurde, verlagerte Aschenbroich Mitte der 1980er Jahre den Schwerpunkt auf Hühner und Eier.

Seitdem hat er mehrfach in seine Ställe investiert. Nach dem Verbot der traditionellen Käfighaltung vor einigen Jahren musste er seine Anlage komplett umbauen. Seit Anfang 2008 hält er seine Legehennen artgerechter in so genannten Kleingruppen. Jede Henne hat demnach rund 950 Quadratzentimeter Platz in den Kleinvolieren, die auf den ersten Blick wie ein Käfig aussehen. Bis zu 35 Tiere sind in einer Einheit untergebracht.

Sie haben Sitzstangen, Legenester und einen Bereich zum Scharren. Der Boden ist ein Drahtgitter. Seiner Meinung nach ist das hygienischer und tierfreundlicher als die Bodenhaltung. Die Ausscheidungen der Tiere fallen demnach durch das Gitter, wo sie trocknen, um später als Dünger genutzt zu werden. Auch dafür gibt es automatisierte Beförderungswege. Die Geruchsemissionen, betont der 55-Jährige, seien auf diesem Weg gleich null.

"Die Hennen können sich außerdem zum Eierlegen in die Nester zurückziehen, sich ein bisschen bewegen und auch mit ihren Krallen scharren", sagt Aschenbroich. Das wichtigste sei allerdings, dass die Tiere eine stabile Hackordnung aufbauen könnten. "In der Boden- und Freilandhaltung wird das immer wieder neu ausgefochten", sagt der Landwirt. Das führe oft zu schlimmen Verletzungen der Tiere - und als Konsequenz daraus zum Stutzen der Schnäbel, das von vielen Tierschützern angeprangert werde.

Trinkwasser und Futter liefert die computergesteuerte Anlage nach einem festen Rhythmus. Die gelegten Eier landen automatisch auf einem Förderband, das die fragile Fracht sicher transportieren soll. Insgesamt, erläutert Aschenbroich, verlaufen rund drei Kilometer dieser Förderbänder durch seine Ställe. Am Ende ihres Weges landen die Eier in dem Verpackraum, wo sie, durchleuchtet, auf Qualität geprüft, gestempelt und verpackt werden - in den Größen S, M, L und XL.

Das Futter für die Tiere kommt größtenteils aus eigenem Anbau. Rund 200 Hektar Land bewirtschaftet Aschenbroich mit Zuckerrüben, Raps und verschiedenen Getreidesorten. Letztere kommen zumindest teilweise in eine Futtermühle, um später die Hühner zu ernähren. Jeden Tag laufen rund zwei Tonnen Futter durch die Anlage.

Nach rund zwei Jahren im Stall haben die Hennen ihr Soll erfüllt. Dann werden sie geschlachtet. An der Qualität der Eier lässt der Landwirt keinen Zweifel: "Meine Kunden sagen mir immer wieder, dass der Unterschied zu Eiern aus dem Supermarkt deutlich ist - vor allem im Geschmack."

(RP)
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