Findungsphase Landesmuseum richtet sich neu aus

Ratingen · Das „Oberschlesiche“ an der Bahnhofstraße in Hösel steht vor einem Umbruch, personell wie konzeptionell.

 Am Tag der offener Tür im Oberschlesisches Museum führte Susanne Peters-Schildgen (rechts) Besucher durch die Sonderausstellung.

Am Tag der offener Tür im Oberschlesisches Museum führte Susanne Peters-Schildgen (rechts) Besucher durch die Sonderausstellung.

Foto: Blazy, Achim (abz)

(RP) Partnerschaften müssen gepflegt werden, damit sie wachsen und sich weiterentwickeln. Für das Oberschlesische Landesmuseum (kurz OSLM) ist diese Faustregel für eine gute Beziehung auf Augenhöhe keine Leerformel, sondern eine seiner Kernaufgaben. Der Montagmorgen bot besondere Gelegenheit zur Beziehungspflege und zum Kennenlernen. Eine Gruppe mit deutschen und polnischen Austauschschülerinnen und -schülern aus Gliwice (Gleiwitz) war zu Gast im OSLM.

Organisiert wurde dieser Besuch von der Liebfrauenschule, die seit mehreren Jahren im Rahmen der Landesinitiative „Bildungspartner-NRW“ mit dem OSLM eng kooperiert. Katharina Gucia und Agnieszka Kalnik, zwei junge Volontärinnen am OSLM, stellten den Gästen aus Gleiwitz das Museum vor und führten durch die Kindheitsausstellung – natürlich auf Polnisch. Da war das Eis rasch gebrochen.

Solche Begegnungen mit jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft sind von zentraler Bedeutung für das Höseler Museum. Ziel ist es, nach der Trennung der OSLM-Trägerstiftung vom bisherigen Museumsdirektor Dr. Stephan Kaiser, Stiftung und Museum zu einem europäischen Zentrum lebendiger Begegnung, gemeinsamer Erinnerung und des konstruktiven Dialoges zu entwickeln.

„Wir begreifen Oberschlesien als eine Region mit Modellcharakter und engen Bezügen zum Partnerland Nordrhein-Westfalen. Von Oberschlesien, seiner Geschichte, seinen Menschen und seiner kulturellen Vielfalt können auch kommende Generationen viel für das Zusammenleben in der Mitte Europas lernen“. So erklärt die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Susanne Peters-Schildgen die neue Ausrichtung des Hauses. Nachdem im Dezember ein schöner und informativer Wochenkalender produziert wurde, der nun fast ausverkauft ist, arbeitet das Museumsteam mit Hochdruck an der nächsten großen Ausstellung. Sie wird sich ab Herbst 2020 mit schlesischen Persönlichkeiten befassen, die auch für junge Menschen Vorbilder sein können. 2021 jährt sich das Plebiszit in Oberschlesien zum 100. Mal. Geplant ist ein Sonderausstellungsprojekt, das die Abstimmung in Oberschlesien und die Teilung des Landes im Kontext gesamteuropäischer Geschichte betrachtet. Ringvorlesungen und ein wissenschaftliches Kolloquium sollen dieses ambitionierte Projekt vervollständigen.Um diese Ziele realisieren zu können, will sich das Museum künftig besser vernetzen. „Zur Qualitätssicherung unserer eigenen wissenschaftlichen Arbeit werden wir uns neue Partner suchen und enger mit den Universitäten kooperieren. Seit November vergangenen Jahres haben wir auch einen neuen Kulturreferenten für Oberschlesien, der uns bei unseren Vorhaben aktiv unterstützt. Gegenwärtig entwickeln wir in enger Absprache mit der Bezirksregierung neue Strukturen, die unsere Arbeit noch effektiver machen“, so Dr. Peters-Schildgen. In den letzten Monaten hätten der neue Vorstandsvorsitzende der OSLM-Trägerstiftung und die stellvertretende Museumsdirektorin viel Zeit damit verbracht, die komplexen verwaltungstechnischen Strukturen des bisherigen Museumsmanagements zu entwirren, zu rekonstruieren und neu zu organisieren. Gleichzeitig habe der Museumsbetrieb reibungslos weiterlaufen müssen, was gut gelungen sei, erläutert die Museumsfachfrau ihre Arbeitsschwerpunkte des letzten Halbjahres. Erfreulicherweise habe man die Besucherzahlen um mehr als 20 Prozent steigern können und blicke zuversichtlich in die Zukunft.

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