Ratingen Hitze kam zur falschen Zeit

Düsseldorf · Die Landwirte in Ratingen klagen über Ernteausfälle bei Heu und Stroh, Einstaller müssen zukaufen. Die Erträge liegen bis zu 30 Prozent unter dem Durchschnitt.

Die Wetterkapriolen in diesem Sommer machen der Landwirtschaft zu schaffen. Die langanhaltende Hitze im Juni und Juli und der zunächst wenige Niederschlag wirken sich auf die Ernte aus. Während die Wasserratten sich in den Schwimmbädern tummelten, sorgten sich die Landwirte um ihre Erträge. Die Wiesen waren braun und die Böden ausgetrocknet. Gegen die Natur gibt es kein Mittel, weiß auch Michael Poßberg vom Poßberghof im Schwarzbachtal: "In diesem Jahr haben wir weniger Gras und Heu. Die Tiere mussten früh mit Heu zugefüttert werden, weil das Gras durch die Trockenheit braun war."

Am Poßberghof stellt man Heu selbst her. Es dient den 20 Pferden, die dort untergebracht sind, im Winter als Hauptfuttermittel. Dadurch, dass der Eigenverbrauch durch die frühe Zufütterung gestiegen ist, kann nicht mehr so viel Heu verkauft werden. Die finanziellen Auswirkungen spürt Michael Poßberg.

Kurt Papenhoff vom Gut Zehnthof hat die Pferde diesen Sommer aufgrund der Hitzewelle nach einem anderen Rhythmus auf die Weiden gelassen. Damit das Gras nicht vertrocknete, hatte er dafür gesorgt, dass die Pferde es rechtzeitig abfraßen. "Im Winter sind wir auf das Heu angewiesen. Es gibt keine Alternative."

Nach der Hitze im Juni und Juli ist in den vergangenen Wochen viel zu viel Niederschlag gefallen. Die 176 Liter, die normalerweise in zwei Monaten auf einem Quadratmeter regnen, fielen allein in den vergangenen drei Wochen. Für die Strohernte ist das gefährlich.

Der Homberger Landwirt Hartmut Elsiepen erklärt: "Durch den vielen Regen ist die Strohernte aufwändiger. Es ist besondere Vorsicht geboten, damit die Qualität des Strohs erhalten bleibt, sonst kommt es zu Fäulnis." Die Qualität des Strohs ist schlecht und das Heu im kommenden Winter knapp. "Der erste Heu-Schnitt Anfang Juli war gut. Das Gras ist dann verdörrt und der zweite Schnitt hat gelitten. Es macht Sinn, sich jetzt schon genügend Wintervorräte anzulegen", so Elsiepen. "Aber verhungern muss kein Tier."

Die schlechte Ernte wirkt sich auch auf die Preise aus. Elsiepen vermutet, dass es je nach Standort bis zu 30 Prozent weniger Ertrag gibt. Wer überregional (zum Beispiel in der Eifel) Heu kaufen will, hat mit Preissteigerungen von zehn bis 15 Prozent zu rechnen. Pferdebesitzer haben dadurch mit höheren Pensionskosten zu rechnen.

Heinz Witting betreibt eine Pferdepension im Schwarzbachtal. "Durch die Ernteausfälle entstehen höhere Fütterungskosten. Die müssen wir eventuell auf den Endverbraucher umlegen", sagt er.

Dirk Bolten vom Gut Hülchrath sorgt sich: "Wir möchten den Kunden natürlich nicht durch höhere Preise verärgern. Andererseits müssten wir generell höhere Boxenpreise haben, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Der Kunde hat ein Anrecht auf gute Führung, und die ist nur mit angemessener Bezahlung möglich."

Trotz der schlechteren Ernteergebnisse kann man nicht von einer Katastrophenernte sprechen. Ackerbäuerin Jutta Kuhles vom Gut Artzberg in Homberg-Meiersberg berichtet: "Die Ernte ist nicht katastrophal, sondern durchwachsen. Für den Getreidebaubetrieb kamen Regen und Wärme in diesem Jahr einfach zur falschen Zeit."

Sie spürt die ungünstigen Witterungsverhältnisse auch bei ihrer Obsternte: "Meine Zwetschgen sind klein und wurmbehaftet, und auch die Apfelernte ist nicht berauschend."

Obwohl, wie beispielsweise am Poßberghof, die Erträge um ein Drittel geringer sind als üblich, sieht es in manchen Gebieten noch "relativ gut aus". "Die Zusammensetzung des Bodens ist für die Wasserspeicherung verantwortlich. Die Ackerböden im Raum Mettmann haben eine gute Wasserspeicherkapazität", so Peter Huber vom Gut Aue.

(RP)
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