Heiligenhaus/Velbert Hilfsdienst für ein Land in tiefer Armut

Heiligenhaus/Velbert · Mark Goepel, Chefarzt der Urologie im Klinikum Niederberg, operierte zwei Wochen in einem Hospital in Ghana.

Etwa 5100 Kilometer Luftlinie trennen das niederbergische Velbert vom ghanaischen Ort Battor. Die Ortschaft liegt im Süden eines Landes, in dem elektrischer Strom und sauberes Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit sind und die Kindersterblichkeit hoch ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 57 Jahren, denn die Mehrzahl der Ghanaer, vor allem auf dem Land, hat so gut wie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. So gibt es im ganzen Land für etwa 25 Millionen Menschen nur etwa zehn einheimische Urologen.

Der Offenburger Verein "Die Ärzte für Afrika"schickt deswegen regelmäßig deutsches urologisches Fachpersonal nach Ghana, das dort ehrenamtlich im Einsatz sind. Im vergangenen November hat auch der 56-Jährige Dr. Mark Goepel, Chefarzt der Urologie im Klinikum Niederberg, dort zwei Wochen Dienst getan und vor allem Operationen vorgenommen.

In einem eindrücklichen Reisebericht schildert der aus Essen stammende Mediziner seine Erfahrung in einem Land, das er als Land der krassen Gegensätze bezeichnet. Die Menschen hier konnten das Herz des deutschen Mediziners schnell erobern, wie er leicht augenzwinkernd sagt: "Es gibt ein Gen für Charme und Fröhlichkeit, und es gibt ein Gen für schöne Zähne."

Die Schönheit des Landes jedoch, findet er viel zu oft geschunden vor. "Fahrten zeigen die savannenartige Vegetation der Region, aber auch den hemmungslosen Zerstörungsgrad der Gegend durch die Bevölkerung: Der Straßenrand liegt voller Müll, dazwischen freilaufende Hunde, Hühner und Ziegen. Am Ufer des Voltaflusses wird alles nicht mehr Brauchbare achtlos weggeworfen. Umweltschutz gibt es zumindest hier nicht." Battor ist ein reines Straßen-Hüttendorf.

Von der Slumhütte mit Strohdach bis hin zu schicken Einfamilienhäusern mit neuem Dach wird alles nebeneinander geboten, schreibt Goepel. Auch der Betrieb im Catholic Hospital unterscheidet sich enorm vom Klinikalltag in Velbert. Operationen gestalten sich schwer, trotz mitgebrachtem Instrumentarium mangelt es an Geräten, Medikamenten, Platz für die Patienten und zum Teil auch an fachlicher Kompetenz, zumindest nach europäischem Standard.

Für einen Teil der Kosten (umgerechnet etwa 125 Euro) müssen die Patienten selbst aufkommen, weswegen manche Termine nicht wahrgenommen werden. Familienmitglieder der Patienten sorgen für deren Versorgung abseits der Medizin, wie Ernährung und Körperpflege. "Meist herrscht nach europäischen Maßstäben ein Defizit. Trotzdem sind alle Patienten duldsam, freundlich zugewandt und offensichtlich froh, überhaupt Hilfe zu bekommen."

Dem Team vor Ort um den Chirurgen und leitenden Chefarzt Brookman spricht Goepel in seinem Bericht dabei ein großes Kompliment aus: "Die Vorbereitung für das Screening der Patienten läuft teilweise wie in einer deutschen Klinik ab." Operiert wird allerdings immer mit Augenschutz und doppelten Handschuhen. "Die Gefahr sich mit dem HI-Virus anzustecken ist real." Insgesamt 51 Eingriffe nahm der deutsche Urologe in Battor vor, Komplikationen gab es keine. Die Zeit war im Grunde zu kurz: An weiteren Patienten habe es allerdings nicht gemangelt.

Goepels Fazit seiner Reise: "Trotz verschiedener Anstrengungen habe ich das Gefühl, etwas sehr sinnvolles getan zu haben. Dieses Land fasziniert auch mich mit seinen Gegensätzen. Sein größter Schatz sind die wunderbaren Menschen, für die jeder Einsatz lohnt. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier notwendig und sinnvoll. Ich werde 2014 wieder da sein."

(sade)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort