Dich Schickt Der Himmel Helferinnen, die niemals locker lassen

Ratingen · Der Sozialdienst katholischer Frauen holt eine Frau aus einer lebensbedrohlichen Situation und gibt ihr wieder Kraft.

 Betriebsleiterin Teresa Pochopien weiß, dass jede der 20 Frauen, die unter dem Dach des SkF eine "Arbeitsgelegenheit" haben, mit ganz persönlichen Schwierigkeiten fertig werden muss.

Betriebsleiterin Teresa Pochopien weiß, dass jede der 20 Frauen, die unter dem Dach des SkF eine "Arbeitsgelegenheit" haben, mit ganz persönlichen Schwierigkeiten fertig werden muss.

Foto: achim blazy

Wenn bei RTL die Ehefrau unter Mitnahme der Barschaft abgehauen ist, das Erbteil unsinnig verballert und die Arbeit gekündigt sind, dann kommt er: "Peter Zwegat, Berlin". Irgendwie richtet er es in den meisten Fällen. Wären die dargestellten Familien echte, könnten sie sich nach ausgestrahltem Unglück eigentlich nicht mehr vor die Tür trauen. In Ratingen kann sowas anders funktionieren.

Sie soll Olivia genannt werden, die Frau Mitte 40, die ungewollt ins Unglück gerauscht ist. Und das ungebremst. Zu ihrem Dienst fährt sie gut anderthalb Stunden, sie liebt den Job als Altenpflegerin. Ihre Kollegen aber lieben sie nicht mehr — sie wird gemobbt. Bis sie die Situation nicht mehr erträgt und kündigt. Sie ist krank. Die eigene Kündigung bewirkt natürlich eine Sperre für Unterstützungszahlungen, sie kann ihre Miete nicht mehr aufbringen, macht Schulden.

Vorübergehend gibt es bei der Mutter eine Unterkunft, doch auch hier wird die Situation schwierig. Olivia darf dort irgendwann nicht mehr ins Bad, schließlich gar nicht mehr in die Wohnung. Sie ist also auch noch obdachlos. Vom Jobcenter kommt schließlich der entscheidende Tipp: Sie soll sich doch mal beim Sozialdienst katholischer Frauen melden, bei der Universalstelle für private Katastrophen.

Bei "Rock und Rolli", der Abteilung für Arbeit und Integration, trifft sie auf Betriebsleiterin Teresa Pochopien, die ihr die ersten Schritte zur Problemlösung erklärt, ruhig, bestimmt und Mut machend. Bedingung aber ist, dass die Ratsuchende Vertrauen entwickelt und freiwillig aktiv mitmacht. Es gibt ein paar Rückschläge, denn Olivia ist nie auf Rosen gebettet gewesen und auch noch nicht in der Lage, sich vorbehaltlos der Beratung anzuvertrauen. Aber keiner lässt hier so richtig locker. Sie bekommt an Ort und Stelle eine Beschäftigung, die auch verlängert wird und in eine weitere, vom Landschaftsverband betreute, übergeht. Sie "erhält Hartz IV", wie das so heißt.

Und sie kann auch das Übergangsheim für Obdachlose wieder verlassen. Eine Wohnung, die der SkF gefunden hatte, durfte nicht bezogen werden, weil ihr Preis um 30 Euro über dem akzeptablen Mietzins lag, eine weitere wurde schließlich gefunden. Inzwischen ist auch geregelt, dass und wie sie ihre Schulden abträgt. Zunächst hatte sie versehentlich kein P-Konto eingerichtet, eins, das nicht gepfändet werden darf. Und da war die Stütze erst mal weg. Mit dem Weg an die Graf-Adolf-Straße tat sich für Olivia das Tor zu einer Art Paradies auf, zu ihrem ganz privaten Glück. Sie ist fleißig und zuverlässig, herzlich und zupackend. Nur manchmal geht ihr Temperament ohne Ankündigung mit ihr durch — und das nutzt ihr dann natürlich nicht immer.

Teresa Pochopien weiß, dass jede der 20 Frauen, die unter dem Dach des SkF beim "Waschbrett" oder bei "Rock und Rolli" eine "Arbeitsgelegenheit" (AGH) haben, mit ganz persönlichen Schwierigkeiten fertig werden muss. Manchmal hilft es, in einer Gemeinschaft zu sein und nicht allein kämpfen zu müssen. Sehr oft hilft eine Person, die den Irrweg durch Gesetze und Institutionen kennt und im richtigen Augenblick auftaucht.

(gaha)
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