Ratingen Helfen, bevor der Schuldenbaum brennt
Ratingen · Gerd Droste ist pensionierter Lehrer. Er besucht Schulklassen und leistet Präventionsarbeit zum Thema Schulden.
Wenn erst einmal Diplom-Sozialpädagoge Peter Zwegat aus Berlin vor der Wohnungstür steht, ist das Unglück mehrfach schlimm: Die Finanzen sind dann meist schon zusammengebrochen, wenn er mit bindfadenschmalem Mund "Mann, Mann, Mann" zischt und sein Fernsehteam in Position bringt. Mit Gerd Droste ist das ganz anders. Er ist pensionierter Lehrer, besucht Ratinger Schulklassen und erscheint zum "Präventionsunterricht" lange, bevor der Baum brennt.
Im Auftrag des SkF, des Sozialdienstes katholischer Frauen, versucht er als ehrenamtliche Kraft, Schülern in neunten und zehnten Klassen nahezubringen, wie flott und nahezu störungsfrei man in eine Schuldenfalle rauschen kann. Welcher Erwachsene es sich nicht direkt ausmalen kann, denke erst einmal daran, wie schnell aus einem ärgerlichen Knöllchen zu fünf Euro eine Summe wird, mit der man im sehr guten Lokal zu zweit essen gehen kann, wer die Strahlkraft nicht geöffneter Mahnbriefe kennt und den falschen Klick auf der Internetsite, der mag die Gefahr für junge Leute vielleicht ermessen.
Das Auto, das die Oma dem Enkel freundlicherweise schenkt, kostet eben nicht nur einmal monatlich 50 Euro für den Sprit, der Vertrag für das alte Mobiltelefon läuft vielleicht unaufhörlich weiter, wenn das neueste Gerät mit einem neuen Vertrag schon auf dem Tisch ist. Und der Jubelschrei für die neuen Highheels verstummt vielleicht ganz schnell, wenn die Versandfirma ein Inkasso-Unternehmen auf die Reise geschickt hat.
Während die Schuldnerberatung des SkF Kinder zu retten versucht, die bereits im Brunnen liegen, kommt der "Präventionslehrer" (hoffentlich) früh genug in die Klasse, um größeres Elend zu vermeiden. Nun hat Gerd Droste außer einer zwei Jahrzehnte währenden Vergangenheit als Pädagoge und einer langjährigen Verbindungslehrerzeit auch noch eine Banklehre aufzuweisen, die ihm den klaren Blick ins Geldgeschäft beschert. Sein freundliches Naturell und die Praxis am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg wiederum erleichtern ihm die offene Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern.
Nora Pütz, die in der SkF-Schuldnerberatung mit ihren Klienten das zu retten versucht, was in nahezu aussichtslosen Fällen noch zu retten ist, wünscht sich nun eine weitere ehrenamtliche Kraft, die ebenfalls einen derartig hilfreichen Job in den Schulen versehen will. Die Knackpunkte beim Umgang mit Geld sind Mobiltelefone, die erste gemeinsame Wohnung von jungen Leuten, die fahrbaren Untersätze von Moped bis Kleinwagen und auch Geldanlage-Geschäfte, bei denen clevere Berater einseitig und nicht für die Kunden beraten haben.
Die schulische Umgebung garantiert den Schülern eine gewisse Sicherheit, die Unterrichts-ähnliche Situation mit der Möglichkeit, prekäre Verhältnisse anonym darstellen zu können, kommt jedem Jugendlichen mit einem möglichen Problem sehr entgegen. Und die Versicherung, dass in wirklich jedem Fall irgendeine Lösung angegangen werden kann, ist schon die halbe Miete. Und es ist so: Es gibt immer einen Weg. Droste hat so seine geschickten Methoden, den jugendlichen Zuhörern beizubiegen, dass man das Kleingedruckte jedes Mal lesen sollte, weil es sonst teuer werden kann. "Ich mache den Schülern regelmäßig schwarz auf weiß klar, wie viel Euro die Beschaffung von Lebensmitteln und Getränken an der Tankstelle oder der Pizzadienst auf die Dauer kosten können", erklärt Droste, und: "Fürs Verständnis des Kleingedruckten habe ich so eine ganz eigene Methode". Und die ist wirklich gut.
Unterstützung wird dringend gesucht. Wer erst mal mit Gerd Droste und später dann auch ein- bis zweimal allein in Schulen gehen und durch Beratung ernsthaften Schaden vermeiden will, kann sich umgehend beim SkF melden: telefonisch unter Ratingen 7116 100, oder per E-Mail unter info@skf-ratingen.de
