Heiligenhaus Wie alte Industrie das Stadtbild prägt(e)

Kiekert ist längst aus der Innenstadt verschwunden, auch die Gießerei Hitzbleck. Beide Orte stehen für Wandel.

 Der Standort Kettwiger Straße ist für Kiekert längst ein Stück Firmengeschichte. An gleicher Stelle entstand der Campus.

Der Standort Kettwiger Straße ist für Kiekert längst ein Stück Firmengeschichte. An gleicher Stelle entstand der Campus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Eine Großstadt Niederberg mit den „Stadtteilen“ Velbert, Heiligenhaus, Langenberg, Neviges und Wülfrath ist in den 60er Jahren trotz Bestrebungen des Velberter Bürgermeisters Hans-Otto Bäumer nie Wirklichkeit geworden. Im Rahmen der Kommunalreform 1975 standen aber tatsächlich die 1947 verliehenen Stadtrechte für Heiligenhaus in der Diskussion.

Während aber Langenberg, Neviges und Velbert verschmolzen wurden, konnte Heiligenhaus mit einer umfangreichen städtischen Infrastruktur seine Selbstständigkeit bewahren. Möglich war das auch durch eine erfolgreiche Industrie im Ort. „Abseits der Verkehrswege bildete sich im Mittelalter auf den niederbergischen Höhen ein eisenverarbeitendes Gewerbe heraus“, schreibt Forscherin Marta Elisabeth Hackstein in ihrer 1971 erschienen Studie. „Die Schlosserei ist wohl als Folge des Abbaus der relativ unbedeutenden Erzlagerstätten in diesem Raum anzusehen.“ Bereits 1585 erlaubte der Abt Duden im Vogelsangbachtal „die Gewinnung der Eisenerze, Anlage von Schmelzhütten, Hämmer, Teiche und anderer des Werkes erforderliche Notdurft.“ Doch schnell zeigte sich: Die einheimischen Vorkommnisse reichen nicht aus und Rohstoffe werden aus dem benachbarten Ruhrgebiet dazugekauft. Ab 1890 fördert die Zeche Talburg wieder: Die kurze Förderleistung beträgt im Jahr 1899 noch 570 Tonnen Bleiglanz und 60 Tonnen Zinkerz, aber bereits drei Jahre später erschöpfen sich die Vorkommen. Die Zeche Eisenberg an der Grenze der Birther Höfe und Hetterscheidt wurde 1901 eröffnet und 1903 wegen starker Wassereinbrüche wieder geschlossen. Die Schlosser blieben trotzdem. In den 1970er Jahre ist Heiligenhaus eine „hochindustrialisierte Schnellzuwachsgemeinde, die sich im wesentlichen auf die Schloss- und Beschlagsindustrie konzentriert. Während der Weltwirtschaftskrise in den 1920/30er Jahren sinkt in den Jahren 1930 bis 1932 die Gewerbeertragssteuer von 255.947 Reichsmark auf 60.927 Reichsmark; Zahlen, die sich nach 1934 jedoch schnell wieder erholen. In den 90er Jahren läutete dann der Niedergang des früheren AEG-Werkes (im Laufe seiner Geschichte nach und nach zugehörig zu den Konzernen Hartmann & Braun, Mannesmann, Elsag Baley und ABB) eine traurige Entwicklung von Firmenabgängen einer relativ einheitlichen Branche ein, die Heiligenhaus in schwere finanzielle Gewässer führt - zuletzt musste in diesem Jahr der Automobilzulieferer Küpper Insolvenz anmelden.

 Auf dem Luftbild wird deutlich, wie groß das alte Hitzbleck-Areal in der Innenstadt ist. Es gehörte einst zu einer Art Industriegürtel am Stadtrand.

Auf dem Luftbild wird deutlich, wie groß das alte Hitzbleck-Areal in der Innenstadt ist. Es gehörte einst zu einer Art Industriegürtel am Stadtrand.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Deutlich wird der industrielle Wandel an so mancher Industriebrache vor allem in der Innenstadt. Während Kiekert - seit 2012 in chinesischer Hand – noch in die ehemaligen AEG-Werke gezogen ist und das ehemalige, innerstädtischeFirmengelände zum Campus und Parkgelände geworden ist, hat die Firma Hitzbleck die weltweite Finanzkrise nicht überlebt. An ihrem Standort entsteht nun ein Nahversorgungszentrum. Das ehemalige Straßendorf muss nun weiter Wege finden, um sich neu aufzustellen: Neue Wohngebiete locken Familien, auf Industriebrachen soll barrierefreies Wohnen ermöglicht werden. Doch immer noch fehlt die durchgängige Autobahn, an der mit dem Innovationspark mehr als ein Funken Hoffnung auf höhere Gewerbesteuereinnahmen am Horizont schimmert.

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