Heiligenhaus Thomas Langmesser und die Kunst des Zusammenführens

ANALYSE Das klingt nach Herkulesaufgabe: Der neue Verwaltungsbereich „Jugend, Soziales und Kultur“ im Heiligenhauser Rathaus bekam mit dem ehemaligen Jugendamtschef Thomas Langmesser einen eigenen Dezernenten, Zu dessen Aufgaben gehört die Gestaltung und strukturelle Aufstellung des Bereiches.

 Dezernent Thomas „Duffy“ Langmesser an einem sehr speziellen Stadtplan . Der zeigt die „sozialräumlichen Gliederung“.

Dezernent Thomas „Duffy“ Langmesser an einem sehr speziellen Stadtplan . Der zeigt die „sozialräumlichen Gliederung“.

Foto: Blazy, Achim (abz)

2018 wurden im Rathaus die Fachbereiche neu zugeschnitten. Aus drei Geschäftsbereichen wurden vier; eine Reform, die, wie Bürgermeister Michael Beck damals erklärte für eine Entzerrung der Verwaltungsstruktur sorgen soll. Der neue Bereich „Jugend, Soziales und Kultur“ bekamen mit dem ehemaligen Jugendamtschef Thomas Langmesser einen eigenen Dezernenten, zu dessen Aufgaben auch die Gestaltung und strukturelle Aufstellung des Bereiches gehört.

Neben der Personalnot, die ihn derzeit noch stark ans operative Tagesgeschäft bindet (unsere Readktion berichtete), stehen gerade diese Bereiche vor großen Herausforderungen, wie Langmesser erklärt: „Jugendhilfe ist heute dominiert von zwei Themen: Kindertagesbetreuung, also Betreuungsplätze, die Ansprüche abdecken und da können wir wirklich nicht aus den Vollen schöpfen. Und das zweite ist der individuelle Hilfebereich, der für eine Kommune eine sehr hohe finanzielle Belastung mit sich bringt. Da ist Inklusion noch mal als neue Aufgabe hinzubekommen, die viel neues Fachwissen und Kapazitäten benötigt und viel Geld fordert. Das bindet den Fokus aber so stark, dass andere Themen ein Stück weit aus dem Sichtfeld geraten. Jugendkultur und Förderung  internationaler Jugendbegegnungen zum Beispiel können da kaum noch geleistet werden. Deswegen halte ich es für sinnvoll, dass diese Aspekte gemeinsam mit dem Club, auch als wesentlichster Veranstaltungsort, jetzt in der Kultur beheimatet sind.“ Bereiche, die nun zusammen wachsen müssen. Das gesellschaftliche Leben brauche die lokale Kulturarbeit nach wie vor als gesellschaftlich, verbindendes Element, da ist Langmesser sich sicher. In der Kultur ist nach wie vor Folkmusik sehr gefragt: „Da müssen wir Gutes und Bewährtes erhalten, aber Kompromisse finden, um mit neuen kulturellen Ideen und Angeboten auch andere Interessenszenen zu öffnen.“

Der Blick nach vorn im Bereich der sozialen Arbeit richte sich auf einen zunehmenden Anteil von Senioren. „Wir müssen Menschen im späteren Lebensabschnitt ein zunehmendes gutes, und möglichst lange selbstbestimmtes Leben ermöglichen“, erklärt der Dezernent. „Deswegen werden wir das Augenmerk zukünftig auf günstige, barrierefreie Mietwohnungen legen, dafür Ideen entwickeln und auch politisch dafür werben.“ Letztendlich, so Langmesser, „wünschen wir uns doch alle möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben und trotzdem mobil zu sein.“ Aktuell ist im Sozialen immer auch das Zuwandererthema. „Das betrifft nicht nur die Flüchtlinge, sondern generell das Thema Migration, das nicht unproblematisch ist. Eines der größeren Probleme ist sicherlich die Migration aus Südosteuropa. EU-Ausländer, die Freizügigkeit genießen und in nicht unerheblicher Anzahl auftauchen und ganz schwierig zu Händeln sind.“ Für Langmesser, der die Stadtteilsozialarbeit in der Oberilp aufgebaut hat, einem Stadtteil geprägt durch Bewohner vieler Herkunftsländer, ein Thema, das ihn begleitet und dem er sehr ambivalent gegenübersteht. Klar sei, Integration muss vor Ort geleistet werden. „Aber bei aller guten Absicht und auch guten Angeboten, die wir haben, es muss bei den Menschen, die kommen, auch die Bereitschaft und der Wille zur Integration da sein. Jemand, der sich nicht integrieren will und aus welchen Gründen auch immer da ist, da kann man sich die Zähne dran ausbeißen.“ Ein Positives Beispiel sieht er in der Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge: „Da haben wir eine tolle Erfolgsquote. Fast alle sind mittlerweile gut der deutschen Sprache mächtig, haben oder sind auf dem Weg zu einem Schulabschluss und die ersten haben Ausbildungsplätze gefunden.“ Erfolge in der großen Anzahl, damit habe er gar nicht gerechnet, gerade mit Blick auf so manche Herkunftsgeschichte. „Da sind junge Leute dabei, die ein riesiges Paket mit sich tragen. Allein, und oftmals wissen sie gar nicht, wo ihre Familie ist und trotzdem merkt man ihren unglaublichen Willen und ihre Bereitschaft an, für sich hier etwas zu erreichen.“ Dem Sozialpädagogen gehe da das Herz auf. Denn: „Anders funktioniert Integration nicht. Wer die deutsche Sprache nicht lernen will, der lernt sie auch nicht.“

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