Heiligenhaus Wie Trickbetrüger Senioren terrorisieren

Heiligenhaus · Auftakt zur Aktionswoche: Allein am Wochenende gab es 32 Anzeigen von Trickbetrugs-Anrufen. Polizei setzt auf Infos zur Vorbeugung.

 Am Infomobil der Polizei auf dem Real-Parkplatz: Holger Kresken (Mitte) im Gespräch, links Saskia Pletsch.

Am Infomobil der Polizei auf dem Real-Parkplatz: Holger Kresken (Mitte) im Gespräch, links Saskia Pletsch.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Die Täter sind Champions League, die Opfer Kreisklasse.“ So formuliert es Holger Kresken, Seniorenbeauftragter und Opferschützer bei der Kreispolizei. Er umschreibt damit so deutlich wie möglich die Kräfteverhältnisse bei einer besonderen Betrugsmasche, die die Polizei in Atem hält. Trickbetrüger geben sich am Telefon gegenüber Senioren als Polizisten aus und versuchen, sie nach Gewohnheiten, Eigentumsverhältnissen und Wohnsituation auszufragen. Sie fragen nach Geld, Wertsachen, fordern zu Verschwiegenheit auf „So etwas passiert mir nicht.“ Das ist ein Satz, den die Kripo-Expertin Heike Jung am Infostand (gestern vor dem Real-Markt) immer wieder hört. Die Wirklichkeit sieht in vielen Fällen anders aus und das hat einen Grund. „Den Tätern gelingt es auf raffinierte Weise, enormen Druck aufzubauen“, weiß Kresken. Denn es geht keineswegs um einzelne Anrufversuche auf gut Glück, „Wir wissen von Fällen, in denen Mittsiebziger bis zu 70 mal binnen 24 Stunden angerufen wurden“, berichtet Kresken. Oder ein Gespräch zieht sich über den Zeitraum von zwei Stunden. Alles schon dagewesen und aktenkundig. Zahlen für den Kreis Mettmann belegen: Im Jahr 2018 gab es 900 mal den Versuch, ältere Menschen durch Telefonanrufe zu betrügen. In 20 Fällen ist es Tätern gelungen, nach Telefongesprächen Bargeld oder Schmuck ausgehändigt zu bekommen. Die Beute hatte einen Wert von insgesamt weit über einer Million Euro. In diesem Jahr gab es bis Mai bereits 500 solcher Versuche. Darüber informieren die Beamten an ihrem Mobil mit einem Faltblatt. Darin ist geschildert, wie die Täter genau vorgehen: Sie geben sich als Polizeibeamte aus und warnen zum Beispiel vor einem Wohnungseinbruch. Dann fragen sie nach Bargeld und Schmuck im Haushalt, bieten an, die Wertsachen in Empfang zu nehmen und zu sichern. Die Ansage der echten Kreispolizei dazu ist unmissverständlich: „Niemals wird die Polizei von Ihnen die Herausgabe von Bargeld oder Wertsachen verlangen“, heißt es in dem von Landrat Thomas Hendele unterzeichneten Infoblatt.

„Diese Betrugsmasche wird uns wie zuvor auch schon der Enkeltrick sicher noch über Jahre beschäftigen“, sagt Kresken voraus. Es gebe den miesen Trick inklusive aller Versuche des Terrorisierens älterer Mitbürger in zahlreichen Varianten. Die Polizei setzt als Gegenmittel auch auf eine postkartengroße Erinnerungsstütze: „Auflegen ist sicher!“ Und „Auflegen ist nicht unhöflich!“ steht auf der Frontseite.Dazu der Rat: „Immer selber auflegen und selber die 110 wählen“, wenn der Anruf verdächtig wirkt. Die Karte wurde übrigens, wie Heike Jung sagt, von der Kreispolizei entwickelt. Sie wird inzwischen landesweit verteilt.

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