Heiligenhaus: Neue Ansätze für Erinnerungskultur und Dialog Wunsch der SPD: Gedenken soll mehr Gewicht bekommen

Heiligenhaus · (köh) Der Beschlussvorschlag ist so knapp wie eindeutig: „Die Verwaltung wird beauftragt, Orte für das Verlegen von weiteren Stolpersteinen und entsprechenden Gedenktafeln im öffentlichen Raum zu benennen.“ Diese Idee möchte die SPD in der kommenden Sitzung des Kulturausschusses diskutieren.

 Das Signet des „Engels der Kulturen“ symbolisiert  die drei monotheistischen Religionen. Die Aktion der Realschule steht für interreligiösen Dialog.

Das Signet des „Engels der Kulturen“ symbolisiert die drei monotheistischen Religionen. Die Aktion der Realschule steht für interreligiösen Dialog.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die so genannten Stolpersteine sollen als Erinnerung an jene Heiligenhauser Bürgerinnen und Bürger verlegt werden, die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurden. Ziel dieses Antrags der SPD-Fraktion ist, mit Gedenktafeln und weiteren Stolpersteinen an das Schicksal der Heiligenhauser Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die, weil sie Juden waren oder aus anderen Gründen verfolgt wurden, während der Zeit des Nationalsozialismus deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden.

Der Hintergrund: Zu Beginn der NS-Zeit lebten noch über 20 jüdische Familien in der Stadt. Ihre ehemaligen Wohnorte sind bekannt. Das Schicksal der Opfer der sogenannten Euthanasie, politisch Verfolgter, Roma und Sinti, der Homosexuellen und der Zeugen Jehovas soll ebenfalls berücksichtigt werden. Nicht zuletzt soll auch an die Überlebenden erinnert werden. „Die SPD-Fraktion vertritt dabei die Auffassung, gerade in unserer heutigen Zeit, damit ein klares Statement gegen das Vergessen dieses Kapitels deutscher Geschichte zu setzen“, schreibt Peter Kramer.

Bisher gibt es fünf Stolpersteine, die in der Stadt an das Schicksal von Opfern des NS-Regimes erinnern: An das Ehepaar Karl und Rosa Aron, die Geschwister Arthur und Adele Jacobs, sowie an Franz Frerich.

Der Stolperstein für Artur Jacobs liegt am Südring 183. Jacobs starb nach einer Odyssee durch Konzentrationslager. Der jüngste Stolperstein ist auf dem Rathausplatz, er ist Franz Frerich gewidmet, kein Jude, sondern von Kollegen denunziert und im August 1944 hingerichtet.

Es gibt schon jetzt eine weitere Facette des Gedenkens, der Erinnerungskultur und des friedlich-toleranten Zusammenlebens allerdings mit einer etwas anderen Gewichtung: die Bodenintarsie „Engel der Kulturen“ auf dem Rathausplatz. Das Symbol des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten wurde 2015 auf Initiative der Unesco-Realschule vor dem Rathaus verlegt. Es steht für den interreligiösen Dialog.

Vor Kurzem setzten die Realschüler ihre Aktion in dieser Sache fort.

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