Ehemalige Gießerei in Heiligenhaus Video zeigt Sprengung eines Industrie-Schornsteins

Heiligenhaus · Am Mittwochmittag wurde es plötzlich laut in Heiligenhaus: Mit einigem Getöse wurde der Schornstein der ehemaligen Gießerei Hitzbleck gesprengt. Auf dem Gelände soll ein Einkaufszentrum entstehen. Hunderte Schaulustige verfolgten die Sprengung.

Um kurz nach 12 ist auf dem Markt vor dem Rathaus noch keinerlei Aufregung zu spüren, noch sind Kilopreise für Äpfel oder Birnen eher Gesprächsthema als die bevorstehende Sprengung des rund 150 Meter entfernt stehenden Schornsteines. Dann aber, nur eine knappe halbe Stunde später, füllen sich Westfalenstraße und Marktplatz: Fernseh-Übertragungswagen parken am Rande der rotweißen, flatternden Absperrbänder, Kamerateams beziehen Position, schaulustige Passanten suchen sich ihren Platz für die beste Sicht.

"Bitte mal alle etwas zurück", fordert ein Polizist eine Gruppe Menschen auf, die sich innerhalb der 70-Meter Sperrzone aufhalten wollen. Männer mit Warnwesten und Stahlhelmen laufen hin und her, allerletzte Vorbereitungen müssen getroffen werden. "Ich freu mich, dass das hässliche Ding endlich wegkommt", sagt eine Passantin, eine andere lacht. Jetzt noch'n Gläschen Sekt, das wärs."

Aufgeregt naht eine große Gruppe Grundschüler. "Eigentlich müssten wir jetzt in der Schule Hausaufgaben machen, aber unsere Lehrerin hat gesagt, wir dürfen gucken, wie der Turm umfällt", erzählt Matilda ganz aufgeregt, "ich freu mich da drauf, da kommt dann bald die Stadtbücherei hin". Ein älterer Schüler weiß es besser. "Nein, ein Einkaufszentrum", erklärt er fachmännisch der quirligen Siebenjährigen, "da kann man dann Spielsachen und Süsses kaufen."

Es ist kurz vor 13 Uhr, die Polizei sperrt jetzt die Westfalenstraße in beide Richtungen. Ein Zeichen dafür: Gleich ist es soweit. Ein Reporter spricht live ins laufende TV-Programm, zwei Drohnen mit Kameras starten ihren Flug in die Höhe. "Meine Schwester hat früher hier bei Hitzbleck gearbeitet, ist entlassen worden damals, das lief ja alles böse ab hier", kommentiert eine Frau, die ihr Handy für Fotos im richtigen Augenblick bereithält, "sie hat jedenfalls heute morgen am Telefon gesagt, man solle lieber einige der ehemaligen Betriebsleiter in die Luft sprengen als den Schornstein."

Es ist Punkt 13 Uhr, Stille unter den hunderten von Zuschauern, die alle ihren Blick jetzt Richtung Turm gewandt haben. Viele haben ein Stativ mitgebracht und starten ihre Videokameras, Kinder staunen mit offenen Mündern, Anwohner stehen auf ihren Balkonen oder schauen aus den Fenstern, kein Auto fährt mehr, eine Stadt steht still - für einen kurzen Augenblick.

 Der Schornstein der ehemaligen Gießerei wurde am Mittwoch gesprengt.

Der Schornstein der ehemaligen Gießerei wurde am Mittwoch gesprengt.

Foto: Sarah Biere

Dann ertönt das Signal und wenige Sekunden mehrere hintereinander: Um 13 Uhr und 2 Minuten kippt der 35 Meter hohe Turm seitlich um, innerhalb weniger Sekunden. Was folgt ist Applaus. Zu sehenh ist nur noch ein riesiger Haufen Steinbrocken. "Das ging aber wirklich flott", sagt eine Frau staunend, "und laut war es auch nicht wirklich, oder Karl- Heinz?". Der Gatte stimmt zu. "Und so wenig Staub."

Und alle sind sich einig: Sprengmeister Michael Hamann hat perfekte Arbeit geleistet. Der nimmt es gelassen. "Ich sprenge täglich in ganz Europa, das ist ein einfacher Einsatz gewesen. Von Routine möchte ich nicht sprechen, da würde die Gefahr der Fahrlässigkeit bestehen."

Auch Ordnungsamt und Polizei sind zufrieden mit dem Verlauf des Großereignisses. "Alle waren ganz brav", fasst es Polizeidienststellenleiter Heinrich Röhr lächelnd zusammen, "niemand ist hinter die Absperrungen gegangen, bei so vielen Menschen hätte das durchaus schwieriger werden können."

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