Mehr als ein Kunstprojekt auf dem Rathausplatz Realschüler setzen Friedenszeichen

Heiligenhaus · Der „Engel der Kulturen“ ist seit 2015 auf dem Rathausplatz präsent. Gestern erinnerten die Realschüler daran, dass er mehr ist als ein Kunstprojekt.

 Die Realschüler zogen über die Hauptstraße zum Rathaus. Das Engel-Kunstwerk symbolisiert drei Weltreligieonen.

Die Realschüler zogen über die Hauptstraße zum Rathaus. Das Engel-Kunstwerk symbolisiert drei Weltreligieonen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Dunkle Wolken stehen am Himmel während sich eine ungewöhnliche Prozession durch die Stadt zieht: Schülerinnen und Schüler der Unesco Realschule, Lehrkräfte, Unterstützer und Vertreter der hiesigen Gotteshäuser liefen gestern gemeinsam zu besonderen Orten in der Stadt - vorneweg rollt der „Engel der Kulturen“.

Das Symbol des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten, die ebenfalls gestern zu Gast waren, kennen die Heiligenhauser bereits, es wurde 2015 auf Initiative der Realschule als Bodenintarsie vor dem Rathaus verlegt und steht für den interreligiösen Dialog.

Die Symbole der drei monotheistischen Religionen – der Davidstern für das Judentum, der Halbmond für den Islam und das Kreuz für das Christentum – sind in einem Kreis so abgebildet, dass sie in ihrem Inneren einen Engel erscheinen lassen. Und Engel kommen in jeder dieser Religionen vor. „In dieser kreisförmigen Anordnung wird deutlich: keine Gruppe kann herausgelöst werden, ohne dass erkennbar alle anderen mit beschädigt werden“, sagen die Künstler über ihr Werk und seine Bedeutung.

Dahinter steckt die Idee, das friedliche Zusammenleben, das gemeinschaftliche Agieren, den Erfahrungsaustausch und das Verständnis für die jeweiligen anderen Kulturen zu unterstützen und nicht nur an der Realschule soll das mehr sein als nur ein Kunstprojekt.

Nachdem der Prozessionszug die Moschee an der Bahnhofstraße, sowie die katholische St. Suitbertuskirche besucht hatte, war der nächste Halt das Rathaus und eben jene Bodenintarsie, die dort seit 2015 im alltäglichen Stadtgeschehen an seine Bedeutung erinnert. Bürgermeister Michael Beck begrüßte dort die Menschengruppe und sprach davon, dass die Gemeinsamkeiten wieder deutlicher in den Vordergrund rücken müssen, gerade wegen der dunklen Wolken, die nicht nur an diesem Tage am Himmel aufzögen. Deswegen freute sich Künstler Merten vor allem mit Blick auf die Ereignisse der vergangenen Tage, dass auch der Imam der türkischen Ditib-Moschee sich dem Friedensgang anschloss. Bereits im Vorfeld hatten sich die Schüler mit der Symbolik im Unterricht beschäftigt, wie zum Beispiel mit dem Credo des „Engel der Kulturen“ siehe Infobox, entstanden sind Texte, die sie zu Gehör brachten.

Außerdem hörten sie Worte aus dem Tagebuch der aus Heiligenhaus stammenden Holocaust-Überlebenden Luise Jacobs. Anschließend wurde die Realschule mit einer Stahlplakette durch die Engel-der-Kulturen-Stiftung zertifiziert. „Entstanden ist der Engel der Kulturen vor zehn Jahren, in einer Zeit, in der der Dialog auf einem guten Weg war“, erinnert sich Mertens und bedauerte, dass die Gesellschaft hier Rückschritte erleben muss.

Umso wichtiger sind Aktionen wie der Friedensgang rund um den „Engel der Kulturen“, und von dunklen Wolken, Regenschauern, Kälte ließen sich die jungen Menschen gestern nicht von ihrem Friedensgang abhalten, ganz im Gegenteil.

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