Der Verwaltungsbau heute hat etliche Vorgänger Rathaus-Pläne landeten in der Schublade

Heiligenhaus · Zwei Jahreszahlen sind mehr oder weniger unübersehbar: 1923 entstand die heutige Fassadenansicht des Rathauses. Datum eingemeißelt. Der Anbau stammt von 1988. Datum siehe Bodenplatte im Eingang. Zwischendurch sahen Pläne völlig anders aus.

 Von dieser Planer-Vision existiert nur noch ein Modell-Foto im Stadtarchiv Heiligenhaus.

Von dieser Planer-Vision existiert nur noch ein Modell-Foto im Stadtarchiv Heiligenhaus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ein altes Eichenportal, zu dem einige Stufen hinauf führen. eine automatisch aufschwingende Eingangstür in einer Glasfront, die Scheiben in Stadtfarben mit dem Stadtnamen dekoriert. Das ist der Anblick, den Rathausbesicher zuerst sehen, wenn sie das Verwaltungsgebäude auf dem Rathausplatz durch einen der beiden Haupteingänge betreten. Der Anbau – oder auch Neubau – stammt aus dem Jahr 1988, da war Grundsteinlegung. Höchste Zeit eigentlich für einen Geburtstagsgruß in Alt- und Neubau. .

Speziell im Neubau gäbe es zwei Einrichtungsgegenstände zu feiern, die nicht alltäglich sein dürften. Da wäre zum einen die elektrische Sohlenkehrmaschine (für Mitarbeiter und Gäste gratis) und die aufwändige LED-Präsentation dessen, was ein Rathaus an Kohlendioxid-Ausstoss sparen kann, wenn das Energiemanagement stimmt. Dahinter das freundlich helle Treppenhaus.

 Der kleine schwarz-weiße Kubus – längst abgerissen – beherbergte zeitweise die Polizei.

Der kleine schwarz-weiße Kubus – längst abgerissen – beherbergte zeitweise die Polizei.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Aber so einfach ist die Sache gar nicht, wie Archivar Hartmut Nolte einer daumendicken Akte entnimmt. Denn dass bis heute der Rathaus-Altbau mit seinen Eichenpaneelen uralten Steinfliesen und diplomatisch-glattem Ratssaal-Parkett zu bewundern ist – das war bis vor knapp 50 Jahren alles andere als ausgemachte Sache.

Ein Blick in die Chronik lohnt: An der Stelle des heutigen Rathaus-Atbaus stand seit 1885 eine vierklassige Schule, 1886 wurde sie bezogen. 1887 stellt man fest: Bei der „Selbständigwerdung“ der Gemeinde Heiligenhaus existiert kein Rathaus. Die Lösung: Verwaltung zieht ins Schulhaus ein, die Ratssitzungen finden erstmal im Hotel „Zur Krone“ statt. Im Frühjahr 1919 heißt es schließlich: Die Volksschule „verließ für immer ihr bisheriges Heim, das nunmehr ganz für die Zwecke der Gemeindeverwaltung zur Verfügung stand“. Der Bau wurde aufgestockt und erweitert. das erklärt die Jahreszahl 1923 am heutigen Altbaugiebel. Schon damals ging es ums Geld. Die Chronik berichtet von einem „eigenartigen Submissionsergebnis“ nach Ausschreibung der großen Bauarbeiten: Die Angebote differierten um die satte Summe von 900.000 Mark.

Zeitsprung. Der Platzbedarf wuchs während der kommenden Jahrzehnte. Im Jahr 1965 beschloss der Stadtrat, ein Rathaus am alten Standort zu bauen. Nach halbjähriger Bauzeit stand der erste Teilabschnitt, die Polizei konnte im August 1966 einziehen. Dieser kleine Bau ist seinerseits schon wieder Geschichte. Er stand dort, wo heute das Rathaus-Center seinen Platz hat. Überhaupt nicht realisiert wurden Pläne für den kompletten Rathausplatz – mit der Anlage eines vergleichsweise gigantisch-futuristischen Areals. Aber eine Abbildung des Modells gibt es noch in den Beständen des Archivs.

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