Heiligenhaus Museum Abtsküche wird Mini-Bauhaus

Wer im Jubiläumsjahr eine Bauhaus-Schau ins Museum Abtsküche holen will, braucht Türöffner im mehrfachen Sinn. Kustos Schneider hat sie.

 Reinhard Schneider zeigt einen der Bauhaus-Türdrücker aus Heiligenhauser Produktion. Im Hintergrund ein Porträt des Bauhaus-Gründers Walter Gropius .

Reinhard Schneider zeigt einen der Bauhaus-Türdrücker aus Heiligenhauser Produktion. Im Hintergrund ein Porträt des Bauhaus-Gründers Walter Gropius .

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Titel verspricht ein Fest für Fans und Kenner: „100 Jahre Bauhaus – Türdrücker und Fenstergriffe für eine neue Architektur“. So heißt die Ausstellung, die am Sonntag, 11 Uhr, im Museum Abtsküche eröffnet wird. Natürlich ist sie eine Hommage an die Dessauer Akademie, zugleich aber auch eine Schau, die eng mit der Heiligenhauser Industriegeschichte verknüpft ist. Außerdem steckt hinter der Planung eine Geschichte bester, persönlicher Kontakte nach Dessau.

Der, der sie am besten erzählen kann, ist Museums-Kustos Reinhard Schneider. „In einer Ausstellung im Jüdischen Museum im Jahr 2003 hatte der bedeutende Sammler Harald Wetzel unter den Ausstellungsstücken auch Türdrücker aus Heiligenhauser Produktion gezeigt. Für den Geschichtsverein hatte damals Hermann Homann Kontakt zu Wetzel in Dessau aufgenommen – der sagte schnell zu und schwupps, ein Jahr später hatten wir auch hier eine Ausstellung.“ Von Sonntag an also kommt es zu einer Neuauflage, allerdings einer unter sehr persönlichen Vorzeichen. Schneider und Wetzel hatten sich damals angefreundet, auf dem Weg in den Urlaub macht der passionierte Bauhaus-Experte seither öfter Station in Heiligenhaus.

 Rein architektonisch hat das Museum Abtsküche so gar nichts gemein mit dem berühmten Bauhaus in Dessau.

Rein architektonisch hat das Museum Abtsküche so gar nichts gemein mit dem berühmten Bauhaus in Dessau.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Heute kommt er in seiner Funktion als Leihgeber wieder. Bei den Vorbereitungen im Museum konnte in dieser Woche von „schwupps“ – Ausstellung fertig – keine Rede sein. Logisch. „Die Vitrinen sind geputzt“ sagte Schneider allerdings schon Mitte der Woche. Er rechnet für den Sonntag mit einigem Auflauf, immerhin stehen allein 500 Leute auf seiner Mailingliste.

 Der Eingang zum Bauhaus in Dessau steht im denkbar größten Kontrast zum beschaulichen Heiligenhauser Ensemble.

Der Eingang zum Bauhaus in Dessau steht im denkbar größten Kontrast zum beschaulichen Heiligenhauser Ensemble.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Titelvorschlag und Konzept der Ausstellung für das Museum Abtsküche stammen von Wetzel, der als Ausstellungsmacher und Leihgeber inzwischen beträchtliche und weit reichende Erfahrung hat. Einzelne Objekte seiner Sammlung waren 2014 auf der Architektur-Biennale in Venedig zu sehen und sie sind es seit 2009 europaweit in der Wanderausstellung „Begreifbare Baukunst – die Bedeutung von Türgriffen in der Architektur“.

Die Schau besteht aus sieben Teilen, einer davon hat speziell Heiligenhauser Hintergrund. Vorgestellt werden Beschläge, die Max Burchartz ab 1930 für die Wilhelm Engstfeld AG in Heiligenhaus entworfen hat. Wetzel nennt in seinem Konzept vor allem den „Wehag-Einheitsdrücker“ – eine Türklinke also – der zu hunderttausenden bis in die heutige Zeit produziert wurde. „Deutlich seltener dagegen sind die konstruktivistisch anmutenden Wehag-Handformdrücker, die 1931 erstmals vorgestellt wurden.“ Die Ausstellung wird zwei Varianten davon zeigen.

Ergänzt wird dieser Ausschnitt der Schau nach Wetzels Angaben durch Kataloge und Werbeblätter, wie den „Wehag 31“, ebenfalls gestaltet von Max Burchartz.

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