Heiligenhaus Ausstellung gegen Gewalt: „Was hattest du an diesem Tag an?“

Heiligenhaus · (sade) Als sie vergewaltigt wurde, trug sie Pyjamas. Da war sie acht Jahre alt, neun Jahre, zehn, 13 und 17. Wie die Schlafanzüge der unbekannten Frau ausgesehen haben könnten, ist derzeit in einer Ausstellung im Rathaus-Altbau zu erleben.

 Die Gleichstellungsbeauftragte Veronika Kautz hat die Ausstellung organisiert.

Die Gleichstellungsbeauftragte Veronika Kautz hat die Ausstellung organisiert.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Dort lädt noch bis 27. Oktober die Schau „Was hattest du an diesem Tag an?“ zum Innehalten und Nachdenken ein, darüber, wie schnell betroffene Frauen anhand ihrer Kleidungswahl mitverantwortlich gemacht werden für ihnen angetane Gewalt.

Zu sehen sind eben jene Pyjamas, aber auch eine Arbeitsuniform, ein schwarzes Kleid oder auch ein dicker Wollpullover samt Jeans - alltägliche Bekleidung, die den Kleidungsstücken nachempfunden sind, die Frauen trugen, als sie vergewaltigt wurden, ihnen angeheftet sind originale Aussagen zur Tat. „Vorbild für die Ausstellung war eine Kunstinstallation 2014 in Arkansas. Der SKFM hat nun auch hier Kleidung nach originalen Aussagen der Frauen zusammengestellt“, erklärt Veronika Kautz.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heiligenhaus hat die Ausstellung mit dem SKFM ins Rathaus geholt. Und stellt damit ein Thema in den Fokus, „das erschreckend allgegenwärtig“ ist. „Eine Ausstellung, die unter die Haut gehen soll“, sagt auch Bürgermeister Michael Beck in seiner Rede zur Eröffnung, und betont: „Niemals ist Kleidung Rechtfertigung für solche Taten! Niemals sind Frauen an solchen Taten selbst schuld.“ Diese Taten können immer und überall passieren. Betroffenen hinterher noch eine Mitschuld anhand ihrer Kleidungswahl einzuräumen sei schlicht respektlos.

Die Gleichstellungsbeauftragte Kautz vermutet, dass deswegen auch die Dunkelziffer, der nicht angezeigten Taten so erschreckend hoch sei. „Wir alle müssen sorgsam mit unserer Wortwahl sein und Betroffenen die Hand reichen, statt sie mitverantwortlich zu machen“, sagt Beck.

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