Gute Schule - gutes Lernen Wie bei Jugend forscht Talente gefördert werden

HEILIGENHAUS · Die Jugend forscht-AG des Heiligenhauser Immanuel-Kant-Gymnasiums fährt beim Wettbewerb regelmäßig gute Ergebnisse ein. Zuständig ist ein Lehrerteam.

 Das Lehrerteam und die Schüler arbeiten eng zusammen.

Das Lehrerteam und die Schüler arbeiten eng zusammen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Zoë will Ärztin werden. Das steht für die Sechstklässlerin bereits fest. Für sie war seit Beginn des Schuljahres auch schon klar, welchen Bereich sie in der Jugend forscht-AG ihrer Schule, dem Heiligenhauser Immanuel-Kant-Gymnasium, genauer untersuchen will: die Neurobiologie.

Gemeinsam mit Lehrerin Bianca Gunzer hat sie überlegt, wie das konkret aussehen kann, letztendlich kamen die beiden auf dem Weg zur Forschungsfrage auf den Oktopus. „Wir wollen wissen, wie eine Nervenzelle aufgebaut ist“, erklärt Zoë das genauer, während sie vor sich ein totes Exemplar aus dem Supermarkt auf dem Labortisch liegen hat, das sie aufschneiden wird und dessen Zellkerne sie dafür bereits eingefärbt hat, in der Hoffnung, hier eine Nervenzelle rauszubekommen. Denn „der Oktopus hat besonders große Nervenzellen. Das ist spannend“, findet die naturwissenschaftlich interessierte Schülerin, die wahrscheinlich nicht zu unrecht vermutet, dass das wissenschaftliche Aufschneiden von Oktopoden eher nicht zum üblichen Biologieunterricht gehört. Sie kann sich vorstellen, später vielleicht einmal Medikamente zu entwickeln, „dafür will ich vor allem den menschlichen Körper verstehen. Und Nervenzellen gehören da eben dazu“.

Auch Paula (16) liebäugelt mit dem Einstieg in die Forschung, am liebsten Chemie. Bei „Jugend forscht“ hat sie schon einmal Schimmel auf Brot – Projekttitel: „Brotaler Schimmel“ – erforscht, nun zerhäckselt sie Sportschuhe, um den Abrieb zu untersuchen. „Ich lerne hier dieses zielgeführte wissenschaftliche Arbeiten und das Entwickeln von Projekten.“

Betreut werden die Jungforscher von einem Lehrerteam: „Das Spannende ist für uns die Begeisterung der Kinder, die müssen wir manchmal in die richtigen Bahnen lenken, gerade beim systematischen Forschen, aber die Neugier ist immer da“, sagt Lehrerin Kathrin Korb (Mathematik, Physik). Das braucht Zeit. Zum einen investiert die Schule fünf Stunden in das fünfköpfige Lehrerkollegium, also eine Stunde pro Lehrkraft pro Woche, „auf der anderen Seite spenden wir Lehrer auch viel Freizeit“, sagt Gunzer (Chemie, Biologie).

Gemeinsam mit Kollegin Korb hat sie 2012 die „Jugend forscht“-AG am IKG ins Leben gerufen. Seitdem hat sich nicht nur das Lehrerteam deutlich erweitert, sondern auch die Forschungsvielfalt – das bringt dem IKG regelmäßig viele Erfolge im Wettbewerb ein. Zusätzlich zu den aktuell über 30 Teilnehmern in der Jugend forscht-AG gibt es außerdem einen Projektkurs Bio/Chemie mit rund 20 Schülern. „Die Erfolge des Vorjahres wecken dann bei den Schülern auch immer die Lust, selbst mitzumachen“, sagt Korb, „oder es gibt spannende Anschluss-Ideen“, wie Kollege Florian Schuppan (Mathematik, Physik, Informatik) anfügt.

Der Vorteil am IKG: „Wir haben im betreuenden Lehrerteam den gesamten MINT-Bereich abgedeckt, da funktioniert auch der Austausch unter uns sehr gut“, so Michaela Wahl (Chemie, Physik). Am IKG sollen nun die Forschungs-Räume ausgebaut werden, es fehlt beispielsweise ein Gaschromatograf; immer enger wird auch die Zusammenarbeit mit dem Campus Velbert/Heiligenhaus. Da wird für ein aktuelles Forschungsprojekt, betreut von Lehrerin Sarah Mathwig (Physik, Mathe), zum Beispiel der Strömungskanal genutzt. Auch Informatik-Projekte werden hier umgesetzt. „Zum Beispiel im Bereich der Virtuellen Realität“, so Schuppan.

Das sei vor allem ein Bereich von Michael Langwald (Informatik). Ohne den Campus wäre vieles nicht so einfach umsetzbar. Die ersten ehemaligen IKG-Schüler studieren dort jetzt auch, einer zum Beispiel Elektrotechnik. Gar nicht wenige wählen den Weg in das Studium aus dem Bereich, der sie bei Jugend forscht schon beschäftigt habe. Die Schüler nähmen hier viel aus dem systematischen Arbeiten mit, dazu gehört nicht nur das Forschungsdesign selbst, sondern auch das Schreiben von ersten wissenschaftlichen Arbeiten und anschließend die Präsentation und Wissenschaftskommunikation ihrer Arbeit.

Zoe Hess untersucht die Nervenzellen eines Oktopus. Das Untersuchungsobjekt hat sie aus dem Supermarkt.

Zoe Hess untersucht die Nervenzellen eines Oktopus. Das Untersuchungsobjekt hat sie aus dem Supermarkt.

Foto: Achim Blazy (abz)
 Die 16-jährige Paula Prott untersucht die Mikroplastikmenge beim Abrieb von Schuhsohlen.

Die 16-jährige Paula Prott untersucht die Mikroplastikmenge beim Abrieb von Schuhsohlen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Schuppan wünscht sich, dass die Schülerschaft sich ihre Begeisterung am wissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Arbeiten beibehalten kann. Kollegin Korb fügt an: „Und die Neugierde.“ Gunzer: „Im Idealfall werden sie gute Forscherinnen und Forscher. Und die brauchen wir, besonders gute im Bezug auf die aktuellen Themen, die uns beschäftigen. Das ist überlebenswichtig für uns.“

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