Supersommer auf der Liegewiese und im Schwimmbecken Heljensbad: Bau-Diskussion hat Hochsaison

Heiligenhaus · 4000  Gäste suchten allein am Sonntag Abkühlung im Heljensbad. Für Badchef Holger Brembeck ist das nur eine Momentaufnahme.

 Im Heljensbad herrscht Betrieb. Thema am Beckenrand sind Sanierungs- und Neubaupläne für das beliebte Bad.

Im Heljensbad herrscht Betrieb. Thema am Beckenrand sind Sanierungs- und Neubaupläne für das beliebte Bad.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Holger Brembeck kennt den Heljensbad-Betrieb seit 35 Jahren. Vergleichbare Sommer wie diesen hat der Badchef an der Selbecker Straße aber erst zwei erlebt: 2003 und 2006. „Wir stehen vor einem Rekordjahr, das ist klar, auch wenn die Saison längst noch nicht herum ist“, sagt er. Besucherrekorde sind auch nicht die Daten, die ihn uneingeschränkt fröhlich stimmen. Denn eines der beherrschenden Themen auf der Liegewiese und am Beckenrand bleibt die Zukunft des Bades. Neubau? Wann und wo? Was kostet das? Bleibt unser Heljensbad erhalten? Das sind Fragen, die das siebenköpfige Team täglich diskutiert. Und das nicht erst, seit die SPD Unterschriften für den Erhalt des Bades sammelt.

Brembeck selbst wirbt für eine ganzheitliche Betrachtung der Bad-Situation: „Das Bad verursacht aktuell ein Millionendefizit. Jedes Jahr. Und es ist sanierungsbedürftig. Das wirft nach über 50 Jahren Betrieb zwangsläufig die Frage nach einer Lösung auf.“

Den Hochsommer-Alltag an der Selbecker Straße hat das Team im Griff, die alte Technik tut ihren Dienst. Alle vier Stunden sorgen Filter und Pumpen für einen kompletten Wasseraustauch in den Becken. Detail: Pro Badegast benötigt das Bad 30 Liter Frischwasser pro Tag. Aber die umgerechnet drei Eimer Wasser pro Badegast machen die Gesamtrechnung nicht fett.

Deshalb macht Brembeck eine andere auf: „Wir haben im Durchschnitt zwar warme, aber auch feuchte Sommer in den vergangenen Jahren gehabt. Und auch die ein oder andrre saison, in der man die wirklich guten freibadtage an den Fingern zweier Hände abzählen konnte.“ Die Folge: Viele Badegäste sind in umliegende Allwetterbäder abgewandert. Was wir aktuell brauchen ist nicht das Schönwetter-Konzept für die Sommerferientage, sondern der Blick aufs ganze Jahr und in die Zukunft. Niemand braucht ein Freibad bei Regen. “ Es gehe darum, einen deutlichen Mehrwert zu geringeren Kosten zu planen. „Wir müssen die Verluste dauerhaft minimieren.“ Damit wäre das Äußerste erreicht. Denn wohl kein Bad kann aus eigener Kraft die „schwarze Null“ erwirtschaften, also kostendeckend arbeiten.

Und eins macht Brembeck dabei deutlich: „Der Supersommer ist eine Momentaufnahme. Oft gibt es nur an einer Handvoll von Tagen wirklichen Hochbetrieb. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Das Hallenbad dagegen steht neun Monate pro Jahr im Fokus für viele unterschiedliche Nutzer.“ Zudem habe sich „das Freizeitverhalten der Menschen seit den 80er Jahren massiv verändert “, so der Badchef. An die Spitzentage der 80er und 90er Jahre komme man statistisch längst nicht mehr heran, Supersommer hin oder her.

Mit Interesse verfolgt Brembeck einen neuen Vorschlag zur Finanzierung von Bädern, wie er vor wenigen Tagen vom Städte- und Gemeindebund auf den Tisch kam. Angesichts drängender Geldsorgen und teurer Bad-Unterhaltung in vielen Städten wirbt der Städtebund für öffentliche Förderung – Geld von Land oder Bund müsse her, um dieses Stück „Daseinsvorsorge“ zu sichern. Insbesondere für Schüler und Kinder.

„Am Ruf nach einem Fördertopf würde ich mich jederzeit sofort beteiligen“, so kommentiert Bürgermeister Michael Beck den Vorschlag auf Anfrage. „ Wir halten trotz des Millionen-Defizits an unseren Bad-Plänen fest. Schließung ist keine Option.“ Man plant mit Bordmitteln. Denn bisher habe er keine Anzeichen für irgendeine Form „von Unterstützung durch andere Stellen“. Die Vergangenheit habe eher darüber belehrt, dass „Schulschwimmen für eine Gemeinde sogar besteuert wird“.

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