Nahverkehr in der Stadt Bürgerbus-Team feiert 100.000. Passagier

Heiligenhaus · Stammfahrgast Peter Pütz (67) konnte es erst selbst kaum glauben - aber jetzt hat er die farbige Urkunde bekommen.

 Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Peter Pütz (mit Mütze und Plakat) ist Fahrgast Nummer 100.000, rechts daneben Busfahrer Hartmut Polster.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Peter Pütz (mit Mütze und Plakat) ist Fahrgast Nummer 100.000, rechts daneben Busfahrer Hartmut Polster.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Spätestens am vergangenen Freitag hatte es sich auch unter den Passagieren herumgesprochen: Das Fahrerteam des Bürgerbusses fieberte auf den 100.000. Fahrgast hin. Da sagte Stamm-Passagier Peter Pütz noch leichthin: „Ich werd‘ das sowieso nie.“

André Saar, der Geschäftsführer des Bürgerbusvereins war da bereits mitten in der Rechenarbeit und es war klar, der 100.000. Passagier wird Samstagvormittag einsteigen, nur wann und wo? Nach der ersten Runde fuhr der Bürgerbus, an diesem Morgen gesteuert von Hartmut Holster, dann durch den Nonnenbruch. Hier wurde der Jubiläumsgast erwartet, aber das Team wird auf die Folter gespannt: „Selbst an Haltestellen, wo Samstagmorgens eigentlich viel los ist, stieg keiner ein“, erzählt Saar über seine Mitfahrt am Samstagvormittag. „Auf dem Rückweg von der Friedhofsallee, wo Samstagmorgens eigentlich nie jemand einsteigt, winkte uns dann jemand an der Stettiner Straße.“

Es war Peter Pütz (67), der auch an diesem Tag in die Innenstadt wollte und eigentlich dachte, „dass der 100.000. Fahrgast längst gefunden ist.“ Denn eigentlich hatte er verschlafen, dass er den Bürgerbus doch noch erwischte, lag dann an einer dreiminütigen Verspätung des Busses. Umso größer dann die Freude, als er vom Vereinsvorsitzenden Rolf Watty am Basildonplatz mit Sekt und Blumen überrascht worden ist. „Ich fahre viel mit dem Bürgerbus, weil ich mit meinem Schwerbehinderten-Ausweis kostenlos fahren kann.“ Gestern wurde der Jubiläumsfahrgast dann noch einmal von Fahrerteam gefeiert. Insgesamt 24 Fahrer und sechs Fahrerinnen kutschieren an sechs Tagen die Woche durch Innenstadt, Nonnenbruch und Wassermangel. 18 weitere Mitglieder, etwa aus dem aktiven Fahrdienst ausgeschiedene Fahrer, sorgen für den reibungslosen Ablauf, beispielsweise als Fahrdienstleiter. Seit November 2012 rollt der neunsitzige Bus auf den Straßen der Stadt und hat seitdem 241.980 Kilometer (Stand gestern) hinter sich gebracht. Der Bus hat einen Computer an Bord, der die Passagiere zählt, so zahlen Kinder über sechs Jahren einen Euro pro Fahrt, regulär zahlende Fahrgäste 1,50 pro Fahrt, Mobilitätseingeschränkte Personen fahren mit Ausweis kostenfrei mit. Im August 2016 konnte man bereits den 50.000 Fahrgast begrüßen. „Der Bus ist heutzutage so beliebt, dass wir leider manchmal auch Menschen nicht mitnehmen können, weil der Bus schlicht voll ist“, bedauert Saar. „Herr Watty spricht da immer von der Bürgerbus-Familie, zu der gehören auch die Fahrgäste. Wenn der Bus voll ist, steigt manchmal auch ein anderer Fahrgast aus, damit jemand noch mitgenommen werden kann.“

Um den Bus, der derzeit noch über Stufen bestiegen werden muss, zukünftig möglichst barrierearm verfügbar zu machen, hofft der Verein auf einen Sprinter, der zum Niederflurbus umgebaut wird. Da sei es aber sehr schwierig, Firmen zu finden, die den Umbau eines 3,5 Tonnen-Gefährtes stemmen, sagt Watty.„Wir würden uns freuen, noch ein paar Frauen im Fahrerteam begrüßen zu dürfen“, sagt Geschäftsführer André Saar.

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