Heiligenhaus Autozulieferer Küpper steht vor dem Aus

Heiligenhaus · Verhandlungen über einen Sozialplan für die 200 Mitarbeiter haben begonnen. Der Betrieb in der Traditionsgießerei soll am 30. Juni enden.

 Mit einer Demonstration auf dem Rathausplatz verliehen die Beschäftigten von Küpper gestern ihren Forderungen Nachdruck.

Mit einer Demonstration auf dem Rathausplatz verliehen die Beschäftigten von Küpper gestern ihren Forderungen Nachdruck.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Beinahe zeitgleich mit der Demonstration kam gestern die Nachricht des Insolvenzverwalters auf den Tisch: Der Gießerei Küpper droht in Heiligenhaus das endgültige Aus. Die Traditions-Gießerei beschäftigt noch rund 200 Menschen. Nach Angaben von Dr. Jens Schmidt (Wuppertaler Kanzlei Runkel, Schneider Weber) ist der letzte verblieben Investor abgesprungen. Womit eine Fortführung de Betriebs über den 30. Juni diesen Jahres hinaus unmöglich sei.

Eine Entwicklung, die sich aus Sicht von IG-Metall-Vertreter Daniel Ullsperger seit Tagen abzeichnete. „Allenfalls ein Wunder kann die Schließung verhindern.“ So war der Aufruf der Gewerkschaft zur Demonstration auf dem Rathausplatz gestern zugleich eine aktuelle Analyse: „Es ist ein Skandal, dass bereits fünf Monate nach Beendigung der ersten Insolvenz im Dezember 2018 erneut ein Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht gestellt werden musste“, schreibt Gewerkschafts-Geschäftsführer Hakan Civelek. Erst unlängst hatte der Insolvenzverwalter über den Stand des Verfahrens informiert (unsere Redaktion berichtete).

Die Ursachen für die derzeitige Lage – 80 Mitarbeiter erhielten schon im vergangenen Jahr Kündigung und Abfindungen – stellen sich für Ullsperger so dar: Großkunden trügen die Verantwortung, auch für die Auswahl der Investoren. Es sei inakzeptabel, dass der Rest der Belegschaft im Fall einer Werkschließung leer ausgehen könne. Der Aufruf endet mit dem Satz: „Wenn das Unternehmen schon keine Zukunft mehr hat, fordern wir zumindest vernünftige Abfindungen, damit die Lebensleistung der Beschäftigten gewürdigt wird.“ Konkret: Im vergangenen Jahr wurde ein Sozialplan für die 80 Gekündigten mit einem Volumen von 1,4 Millionen Euro ausgehandelt. Ullsperger dazu: „Das Durchschnittsalter der Beschäftigten liegt bei 56 Jahren. Sie haben de facto wenig Chancen, auf dem Arbeitsmarkt neue Stellen zu finden.“

„Die Mitarbeiter haben unter hohem Einsatz für das Überleben ihres Betriebes bis zuletzt gekämpft und nie aufgegeben. An der Belegschaft lag es nicht. Sie haben in einer außerordentlich schwierigen Phase über viele Monate Großes geleistet und dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, sagt Insolvenzverwalter Schmidt. Rückblickend fasst er alle Bemühungen so zusammen: „Ich habe alles versucht, um gemeinsam mit den Kunden und den Interessenten eine tragfähige Zukunftslösung für Küpper Heiligenhaus zu finden. Aber letztlich sind alle Interessenten abgesprungen, weil ihnen das Risiko zu hoher laufender Verluste bei zu geringen Umsätzen zu hoch erschien.“

Das Risiko laufender Verluste bliebe auch dann weiter bestehen, wenn ein Investor durch eine übertragende Sanierung keine Altschulden übernehmen würde. Die hohen laufenden monatlichen Verluste von rund einer dreiviertel Million Euro könnten allenfalls durch eine Auftragserweiterung kompensiert werden. Solche erforderlichen Auftragssteigerungen seien jedoch in einem extrem kompetitiven und schwierigen Marktumfeld und bei der derzeitigen Diskussion über die Dieselabgasemissionen nicht realistisch.

Ein weiterer Grund für das Aus: das schwierige Marktumfeld. Der 1921 gegründete Automobilzulieferer Küpper Metallverarbeitung Heiligenhaus GmbH gehört zu den führenden Herstellern von Abgaskrümmern und Turboladermodulen für den Verbrennungsmotor. Der größte Kunde von Küpper Heiligenhaus hatte sich nach Schmidts Angaben in der Vergangenheit stets zu dem Unternehmen bekannt und ihm die Treue gehalten. Die Auftragsvolumina hatten aber nicht gereicht, um die monatlichen Verluste zu kompensieren. Ohne das Engagement dieses Großkunden hätte Küpper Heiligenhaus vermutlich auch die erste Insolvenz in 2017 nicht überlebt. Schmidts Fazit: „Eine Rettung des Unternehmens ist nicht mehr möglich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort