Heiligenhaus Guter Start: Bürgerbus nimmt Fahrt auf

Heiligenhaus · Nach vielen Jahren der Vorbereitung freuen sich Fahrer und Fahrgäste. Die RP war bei der Jungfernfahrt dabei.

Montagmorgen, 9 Uhr, hinter dem Rathaus. Der technische Beigeordnete Harald Flügge eilt zu einem ganz besonderen Termin zum Wochenstart. Keine Baustelle wartet dort auf ihn, sondern ein Erfolgsprojekt, das nun von der Planung in die Praxis übergehen wird — Premiere für den Bürgerbus. Der wird mit dem Beigeordneten am Steuer gleich endlich ganz offiziell Fahrt aufnehmen.

Stolz blickt Rolf Watty, der Vorsitzende des Bürgerbusvereins, auf das neunsitzige Gefährt, das an der improvisierten Haltestelle hinter dem Rathaus steht. "Bürgerbus BB2" prangt auf der Stirn des Wagens. "Das ist schon ein tolles Gefühl", freut sich Watty. "Da stecken so viel Jahre Arbeit hinter."

Dann heißt es einsteigen, hinsetzen und anschnallen, das ist Pflicht. Herzlich willkommen an Bord der Jungfernfahrt. Der Fahrer, heute ohne Jackett, sondern in blauer "Bürgerbus-Weste", gewöhnt sich noch mal kurz an die Automatikschaltung, dann geht's auch schon los. Watty winkt von der Haltestelle. "Gestern war ich nervös, weil ich mir über die Route noch nicht ganz sicher war, aber jetzt geht's ganz gut", sagt Busfahrer Flügge.

Er ist einer von 27 Fahrern, die alle Schulungen und Gesundheitsprüfungen hinter sich haben. Fahrer-Kollege Manfred Steinhaus sitzt jetzt schräg hinter dem Fahrer und ist mit dem Fahrplan in der Hand Navigator. Er prüft die Strecke noch mal in der Praxis. "Den Plan auf die Minute genau abfahren wird kaum möglich sein", sagt er, "wichtig ist nur, dass an einer Haltestelle, auch wenn dort kein Fahrgast steht, gehalten werden muss und dass der Fahrer nicht zu früh losfährt."

Noch ist kein Fahrgast zugestiegen. Da bemerkt der ehemalige Taxifahrer, dass auf dem Haltestellenschild an der Herzogstraße "Wülfrather Straße" steht, das sollte geändert werden, findet er. An einigen Haltestellen stehen Menschen, die interessiert den Fahrplan studieren, sie steigen aber noch nicht ein. Dabei ist die Fahrt am Premierentag gratis. "Der Bürgerbus ist noch ganz neu, wenn der Bus erst mal regelmäßig über die Straßen rollt, werden sich die Leute dran gewöhnen", sagt Steinhaus.

Im Nonnenbruch steigt dann der erste offizielle Fahrgast zu: Siegmund Piprek. "Ich habe den Fahrplan gesehen. Gerade für uns ältere und behinderte Leute hier im Nonnenbruch ist so ein Bus wunderbar. Man kommt ansonsten schwer in die Stadt", sagt er. Seine Fahrt führt ihn zum Rathaus. Ruth Ortlinghaus, Sprecherin des Stadtmarketing Arbeitskreises Kultur und Gesellschaft, aus dem die Bürgerbus-Idee stammt, verrät: "Für viele der ehrenamtlichen Fahrer ist das Fahren des Busses die Erfüllung eines Kindheitstraumes."

Davon hat Flügge zwar nie geträumt, Spaß hat er trotzdem. "Es ist sehr angenehm. Der Bus fährt sich prima." Ein Rollator passt in den Bus, ein Kinder-Buggy vielleicht auch noch, nur mit einem Kinderwagen wird es sehr eng. Der Bus ist bis auf wenige Minuten pünktlich, zudem sei die Route klug gewählt, meint Flügge, der ganz nebenbei was über die Bauarbeiten am Straßenrand erzählt: "Mit den Arbeiten zum neuen Basildonplatz liegen wir im Plan."

Ortlinghaus freut sich, dass der Bus auch Kommunikationsplattform werden könnte: "Man kommt ins Gespräch und kann dabei gleich noch einen Ausflug durch unsere schöne Stadt im Grünen machen." Neben Flügge werden auch Bürgermeister Jan Heinisch, Jürgen Kaufmann von der Straßenverkehrsbehörde und André Saar vom Stadtmarketing am Steuer sitzen. "Das kann für Fahrer und Fahrgäste zu interessanten Fahrten führen", so Flügge.

Dann fährt er die Kettwiger Straße hinunter. "Im Winter könnte das eine schwierige Ecke werden", sagt Steinhaus. An der Sauerbruchstraße stoppt er sogar ein paar Minuten, der Bus liegt zu gut im Zeitplan. Dann geht die erste große Runde zu Ende. Rolf Watty begrüßt den Bus wieder winkend hinter dem Rathaus. Später wird der Wagen noch vom katholischen Pfarrer Alfons Demand und der evangelischen Pfarrerin Birgit Tepe eingesegnet. Jetzt müssen die Bürger nur noch einsteigen, in ihren Bus.

(sade)
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